[717] 4. so 'dhyakshe, tad-upagama-ādibhyaḥ
er in dem Aufseher, wegen der Scharung zu ihm u.s.w.

Wir haben festgestellt, dass ein Ding in dasjenige, woraus es nicht entsprungen ist, nur seiner Funktion nach, nicht seinem Wesen nach vergehen kann. – Wir kommen nun zu den Worten »der Prāṇa in die Glut« (Chānd. 6, 8, 6), und es ist zu untersuchen, ob, wie die Schrift es sagt, der Prāṇa seiner Funktion nach wirklich in die Glut selbst hineingezogen wird, oder vielmehr in die als »Aufseher« in dem Käfige des Leibes und der Organe waltende individuelle Seele. – Man könnte denken, ›dass der Eingang so sei, wie ihn die Worte »der Prāṇa in die Glut« angeben, da durch das Schriftwort dem Zweifel eine Grenze gesetzt wird, und die Annahme eines nicht Schriftgemässen unberechtigt sein würde.‹ – Auf diese Annahme versetzt der Lehrer: »er in dem Aufseher«; d.h. er, der Prāṇa, von dem die Rede ist, besteht fort in dem Aufseher, d.h. in dem mit den Upādhi's des Wissens, der Werke und der Vorwissenheit (Bṛih. 4, 4, 2) behafteten Erkenntnis-Selbste, indem dieses das Substrat für die Funktionen des Prāṇa bildet. Warum? »wegen der Scharung zu ihm u.s.w.«; nämlich eine andere Schriftstelle sagt: »also auch scharen zur Zeit des Endes zu der Seele alle Lebensorgane sich zusammen, wenn es so weit ist, dass einer in den letzten Zügen liegt« (Bṛih. 4, 3, 38); hierin ist gesagt, dass alle Lebensorgane ohne Unterschied sich zu dem Aufseher scharen. Und speciell heisst es noch: »indem sie auszieht, zieht der Prāṇa mit aus« (Bṛih. 4, 4, 2), d.h. der Prāṇa mit seinen fünf | Funktionen schart sich zu dem Aufseher, und die übrigen folgen ihm darin, denn es heisst: »indem der Prāṇa auszieht, ziehen alle Lebensorgane mit aus« (Bṛih. 4, 4, 2); und wenn die Schrift[717] eben daselbst sagt: »sie [die Seele] ist von Erkenntnisart, [und was von Erkenntnisart ist, ziehet ihr nach]«, so lehrt sie hier, dass der »Aufseher« seinem innern Wesen nach von Erkenntnisart ist, und dass darum in ihm der Prāṇa, in welchen die Schar der Organe [Manas u.s.w.] eingegangen ist, seinen Standort nimmt. – ›Aber es heisst doch: »der Prāṇa in die Glut« (Chānd. 6, 8, 6); wie kann man also hier noch ein weiteres Glied einschieben und sagen, der Prāṇa gehe in den Aufseher ein?‹ – Dies ist unbedenklich, weil die Vorgänge des Ausziehens u.s.w. [selbstverständlich] den Aufseher als ihr Subjekt haben, und weil auch die in andern Schriftstellen vorkommenden Bestimmungen zu berücksichtigen sind. – ›Aber was bedeuten dann die Worte: »der Prāṇa in die Glut« (Chānd. 6, 8, 6)?‹ – Der Lehrer antwortet:

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 717-718.
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