[380] 2. ›asti tu‹
›sie ist vielmehr doch vorhanden‹.

Das Wort »vielmehr« bezieht sich auf eine andere [ebenfalls gegnerische] Meinung. ›Mag auch‹, so könnte man nämlich erwidern, ›im Chāndogyam keine Schöpfung des Äthers gelehrt werden, so liegt sie doch in einer andern Schriftstelle vor. Denn bei den Taittirīyaka's heisst es: | »Wahrheit, Erkenntnis, unendlich ist das Brahman«, und dann: »fürwahr, aus diesem Ātman ist der Äther entstanden« (Taitt. 2, 1.) Es liegt somit hier ein Widerspruch der beiden Schriftstellen vor, sofern die Schöpfung nach der einen (Chānd. 6, 2, 3) mit dem Feuer, nach der andern (Taitt. 2, 1) mit dem Äther anhebt.‹ – Aber ziemt es sich nicht, anzunehmen, dass beide Schriftstellen übereinstimmen? – ›Freilich ziemt es sich, dieses anzunehmen, aber man kann es nicht annehmen; denn wenn die Schrift mit den Worten: »da schuf er das Feuer« den Schöpfer nur als mit dem Schaffen des einen beschäftigt darstellt, so kann man darin doch nicht eine Verknüpfung desselben mit dem Schaffen zweier Elemente finden, gleich als wenn es hiesse: »da schuf er das Feuer, da schuf er den Äther«.‹ – Aber man kann doch auch ein nur einmal genanntes Subjekt mit zwei Prädikaten verknüpfen und z.B. sagen: »er kochte die Suppe und dann den Reis«. Ebenso können wir in unserm Falle die Sache dahin auffassen, dass das Brahman zuerst den Äther und sodann das Feuer erschaffen habe! – ›Das geht nicht an, weil im Chāndogyam als Erstentstandenes das Feuer,[380] im Taittirīyakam hingegen der Äther erwähnt wird, und weil, beide zugleich nicht das Erstentstandene sein können. Damit kommen wir noch auf einen weiteren Widerspruch mit der andern Schriftstelle; denn wenn es heisst: »fürwahr aus diesem Ātman ist der ›Äther entstanden‹« (Taitt. 2, 1), so kann man nicht, – gleich als wenn es hiesse: »aus ihm ist der Äther entstanden«, »aus ihm ist das Feuer entstanden«, – den nur einmal vorkommenden Ablativ [»aus ihm«] und das nur einmal erwähnte Entstehen gleichzeitig | auf den Äther und das Feuer beziehen; zumal es nachher noch speciell heisst: »aus dem Winde das Feuer« [worin liegt, dass das Feuer nicht, wie die Chāndogyastelle besagt, unmittelbar aus Brahman entstanden ist].‹

Gegen diesen behaupteten Widerspruch könnte nun wieder ein anderer [Gegner] einwenden:

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 380-381.
Lizenz:
Kategorien: