[423] 38. çakti-viparyayât
weil [sonst] eine Vertauschung der Funktionen.

Dass die von der Erkenntnis verschiedene individuelle Seele der Thäter der Werke ist, ergiebt sich auch aus folgendem Grunde.[423] Wäre nämlich die unter dem Wort »Erkenntnis« zu verstehende Buddhi das Handelnde in uns, so würde eine Vertauschung der Funktionen eintreten; die Buddhi würde die Funktion eines Werkzeuges aufgeben und die Funktion des Thäters übernehmen. | Käme aber der Buddhi diese Funktion zu, der Thäter der Werke zu sein, so würde sie eben auch als das Objekt des Selbstbewusstseins angenommen werden müssen, denn alle Thätigkeit hat stets zur Voraussetzung das Ich-Bewusstsein [desjenigen, der thätig ist], denn man ist sich bewusst: ich bin es, der da geht und der da kommt, ich bin es, der da isst und trinkt. Würde hierdurch die Buddhi mit der Funktion des Thäterseins betraut, und wäre sie somit dasjenige, welches alle Zwecke bewirkt, so müsste man als das Werkzeug, mit dem sie alle Zwecke bewirkt, etwas anderes aufstellen; denn wenn auch der Thäter seine Funktionen zu üben im Stande ist, so bethätigt er dieselbe, wie die Erfahrung beweist, in den Handlungen doch nur, sofern er ein Werkzeug zur Hülfe nimmt. Somit würde sich der ganze Streit um den Namen drehen, in der Sache aber keine Zwiespältigkeit sein, indem wir beide annehmen, dass ein von den Organen Verschiedenes das Thätige ist [nur dass ihr dieses Thätige »Buddhi« nennt, während wir es »Seele« nennen].

Quelle:
Die Sûtra's des Vedânta oder die Çârîraka-Mîmâṅsâ des Bâdarâyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 423-424.
Lizenz:
Kategorien: