[453] 7. aṇavaē ca
und als minimal.

Nunmehr kommt der Lehrer auf eine weitere Eigenschaft eben jener Lebensorgane zu sprechen: »und als minimal« hat man jene vorerwähnten Lebensorgane zu betrachten. Diese Minimalheit derselben bedeutet, dass sie fein und räumlich begrenzt, nicht dass sie nur so gross sind wie Atome, weil sonst ihre Wirkung, den ganzen Leib zu durchdringen, unmöglich wäre. Fein aber müssen jene Lebensgeister sein, weil sie, wenn sie grobmateriell wären, bei ihrem Auszuge aus dem Leibe im Augenblicke des Sterbens von denjenigen, welche den Sterbenden umstehen, wie eine Schlange, wenn sie aus ihrem Loche schlüpft, bemerkt werden müssten; und begrenzt müssen eben jene Lebensorgane sein, weil, wenn sie allgegenwärtig wären, die Schriftlehre von ihrem Ausziehen, Hingehen und Wiederkommen erschüttert werden würde, noch auch wahr bleiben könnte, dass die Seele als Kern ihre Qualitäten hat (vgl. Sūtram 2, 3, 29.) – ›Aber wäre es nicht möglich, dass sie allgegenwärtig wären, aber nur an dem Orte des Leibes zur Funktion kämen?‹ – Nein! denn das Organsein bedeutet überhaupt nur eine Funktion. Nämlich dasjenige, was die Wahrnehmung vollbringt, mag es nun eine Funktion oder sonst etwas sein, das nennen wir ein Organ. Der Streit würde also nur um den Namen sein, daher die Annahme einer Alldurchdringung der Lebensorgane zwecklos ist. – Somit entscheiden wir uns dafür, dass jene Lebensorgane fein und begrenzt sind.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 453.
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