[449] 5. sapta, gater viēeshitatvāc ca
sieben, wegen des Ganges und der Specifikation.

Der Widerspruch der Schrift in Bezug auf die Entstehung der Lebensorgane ist gehoben, | und es bleibt noch der in Bezug auf ihre Anzahl zu heben. Was nun den Hauptlebensodem (mukhya prāṇa) betrifft, so wird von diesem der Lehrer weiter unten reden; jetzt wirft er zunächst nur die Frage auf, wie viele der übrigen Lebensorgane sind. Hierüber besteht Zweifel, weil die Schrift sich widerspricht. Zuweilen werden sieben Lebensorgane erwähnt: »die sieben Hauche sind aus ihm entstanden« (Muṇḍ. 2, 1, 8); – zuweilen kommen acht Lebensorgane in ihrer Eigenschaft als die Halter [d.h. Fesseln der Seele] vor: »acht Halter sind und acht Gegenhalter« (Bṛih. 3, 2, 1); – zuweilen neun: »sieben fürwahr sind der Organe am Kopfe und zwei unterhalb« (Taitt. saṃh. 5, 3, 2, 5); – zuweilen zehn: »neun fürwahr sind der Organe am Menschen, und der Nabel ist das zehnte« (Taitt. saṃh. 5, 3, 2, 3); – zuweilen elf: »es sind die zehn Lebensorgane am Menschen, und der Ātman als elftes« (Bṛih. 3, 9, 4); – zuweilen zwölf, nämlich in der Stelle: »er ist der Einheitsort aller Tastempfindungen als die Haut« (Bṛih. 2, 4, 11); – zuweilen dreizehn; nämlich in der Stelle: »das Auge und das Sehende« (Praēna 4, 8.) In dieser Weise stehen die Schrifttexte in Bezug auf die Anzahl der Lebensorgane miteinander in Widerspruch.

Angenommen also, ›es gebe nur sieben Lebensorgane; warum? »wegen des Ganges«, d.h. weil auf so viele der Gang von Schriftstellen führt, wie: »die sieben Hauche sind aus ihm entstanden« (Muṇḍ. 2, 1, 8.) Auch werden diese specificiert, da wo es heisst: »sieben fürwahr sind der Organe am Kopfe« (Taitt. saṃh. 5, 3, 2, 5.)‹ – Aber heisst es nicht auch: »sie als je sieben sind geborgen in der Höhle« (Muṇḍ. 2, 1, 8), | und lässt der hier vorkommende distributive Gebrauch nicht darauf schliessen, dass es mehr als sieben Lebensorgane gebe? – ›Doch nicht! denn das distributive Verhältnis bezieht sich hier auf die Vielheit der Menschen und besagt, dass es an jedem Menschen je sieben Organe gebe, nicht auf die Vielheit der Wesenheiten, als wenn es in Gruppen zu je sieben andere und wieder andere Organe gäbe.‹ – Aber es wurde ja auch eine Achtzahl u.s.w. von Organen erwähnt; wie kommt es, dass ihrer nur sieben sein sollen? – ›Das ist wahr; aber wegen des Widerspruches muss man doch bei einer oder der[449] andern Zahl stehen bleiben, und da empfiehlt es sich, der einfacheren Annahme zuliebe (lies: anurodhāt, vgl. 711, 1) bei der Siebenzahl stehen zu bleiben, indem man die andern in der Schrift vorkommenden Zahlen auf Verschiedenheiten in den Funktionen bezieht.‹ – Hierauf dient zur Antwort:

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 449-450.
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