[364] 31. kshaṇikatvāc ca
auch wegen der Dauerlosigkeit.

Wenn du endlich als Basis der Erscheinungen eine »Vorstellung der Innenheit« (ālaya-vijńānam) aufstellst, so kann dieselbe ebensowenig wie die »Vorstellung der Aussenheit« (pravṛitti-vijńānam) mit deiner Theorie von der Dauerlosigkeit zusammen bestehen und darf daher nicht als Substrat der Erscheinungen dienen. Denn ohne dass man ein Continuum, welches die drei Zeiten verbindet, oder ein alle Gegenstände überschauendes Oberstes annimmt, ist ein die Erinnerungen – wie sie von den durch Raum, Zeit und Ursache bedingten Erscheinungen abhängig sind – verknüpfendes Thun unmöglich. Soll aber jene »Vorstellung der Innenheit« ein Konstantes bedeuten, so hast du damit dein Princip [der Dauerlosigkeit] aufgegeben.

Hierzu kommt, dass auch auf die Theorie von der blossen Existenz der Vorstellungen, weil dieselbe in gleicher Weise die Dauerlosigkeit annimmt, diejenigen Einwendungen, welche wir gegen die realistische Theorie betreffs der Dauerlosigkeit erhoben, in den Worten »und weil beim Entstehen des | folgenden [Augenblicks] der vorherige zu nichte wird« (Sūtram 2, 2, 20), – dass diese Bedenken auch auf die gegenwärtige Theorie ihre Anwendung finden.

Somit hätten wir diese beiden Theorien der Nihilisten widerlegt, die Theorie, welche Aussendinge, und diejenige, welche blosse Vorstellungen behauptet. Was endlich die Theorie betrifft, welche behauptet, dass alles Nichts sei, so steht sie mit allen Regeln des Erkennens dermassen in Widerspruch, dass wir uns mit ihrer Widerlegung nicht zu bemühen brauchen. Denn die vorliegende Welt mit ihrem Treiben, welche durch alle Wege der Erkenntnis sich uns aufdrängt, lässt sich, ohne dass man eine andere Realität annimmt, nicht ableugnen. Wo aber eine negative Behauptung unmöglich ist, da ist eben damit die positive Behauptung bewiesen.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 364.
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