Allwahr sich eigne Ansicht angewöhnen,
Und was man da noch weiter mag erwerben,
Das alles als verächtlich von sich weisen:
Nicht kann man Widersprüche so verwinden.
797
Wo nun ein Schatz erscheint ihm aufgestiegen,
Als wie beim Sehn und Hören, Handeln, Denken:
Gar hastig eilt er gleich danach zu haschen,
Verächtlich will ihn dünken alles andre.
798
Doch nur als Schlinge kann es Kennern gelten,
Worin verschlungen andre man verachtet;
Und also was gesehn, gehört, gedacht wird,
An kein Getanes darf der Mönch sich schließen.
Nicht Ansicht ja wird in der Welt er deuten,
Bei keinem Wissen, keinem Tugendwerke,
Als gleich sich selber keinem mehr vergleichen,
Nicht minder sich vermeinen und nicht edler.
Sich selbst entgangen, keinem angehangen,
Sogar der Weisheit ist er nimmer neigbar,
Auch tiefbedachter Sippe kein Geselle:
Nicht Ansicht ja empfängt er irgend wieder.
[187] 801
Nach beiden Enden wer da nimmer hinspäht,
Nach Sein und Nichtsein, hüben oder drüben:
Ein jedes Suchen ist in ihm ersunken,
Bei Dingen wo man lassen muß Erlangung.
802
Was dieser da gesehn, gehört, gedacht hat,
Er will es nicht mehr, noch so fein, gewahr sein;
Der also heilig keiner Ansicht anhängt,
Wer in der Welt entzög' ihn seinem Ziele?
Sie setzen nicht und stellen vor es nimmer,
Kein Ding ist diesen irgend wieder wünschbar;
Nicht halten ihn, den Heilen, Tugendwerke,
Dahingegangen kehrt er nicht mehr wieder.