Kein Dasein hat Beharrlichkeit,
Kein Ding ist ewig, unverderbt:
Zusammen setzt sich Teil um Teil
Und reibt sich reißend wieder auf.
122
Ich kenn' ihn, diesen Kummer da,
Verlange mir kein Dasein mehr:
Von allen Wünschen abgelöst
Erlischt mein Sehnen, wahnversiegt.
Nicht heiß' ich Frevel diese Fristung hier,
An Atzung haftet nimmermehr das Herz:
»Aus Atzung baut sich baß der Leib empor«,
Das weiß ich, wandre meinen Bettelgang.
124
Denn Unrat hat man es mit Recht genannt,
Das Sichbegrüßen, Sichbedanken hin und her;
Ein Splitter schiefert scharf sich ein:
Der Schlechten Lob verschlitzt sich leicht in dir.
Ein Affe schlendert, schleicht heran
Zur fünfgetürten Hütte hier:
Von Tür zu Türe steht er still
Und pocht und pocht und rüttelt rauh.
126
»Halt' ein, o Affe, bis gebannt!
Sollst nimmer nisten wie zuvor:
Zu Boden beug' ich weise dich,
Du kommst mir, wahrlich, nimmer nah.«
Drei Palmenwedel baut' ich einst
Als Obdach auf, im Gangesgau,
Ein Schädel war mein Bettelnapf,
Die Fetzenkutte Leichengut.
128
Zwei Herbste hab' ich so geruht,
Geredet einmal einen Satz –
Im dritten Herbste bin ich heil
Aus Nacht und Nebel drungen durch.
129
Und weiß auch einer dreifach wahr,
Als Todestilger, traumerwacht:
»Es kennt ihn keiner!« stammeln sie,
Verachten ihn aus Unverstand.
130
Doch wer da Speise, wer da Trank
Alsbald erbettelt, reichlich rafft:
Und sei er gleich ein Sündenknecht,
Gepriesen wird er, ausgeprahlt.
[311] 131
Als Wahrheit mir der Meister wies,
Dem offnen Ohre Kunde gab,
Da war ich nimmer irr' an Ihm,
Der alles weiß, der alles kann,
132
Die Herde führt als hehrer Fürst,
Als bester Lenker, der da lebt:
Und seine Botschaft, seine Bahn
Ward hell und heiter offenbar.
Gleichwie die Hütte, schlecht gedeckt,
Von Güssen rasch durchrieselt wird:
So wird ein schlecht gewahrtes Herz
Durchrieselt schleunig von Begier.
134
Gleichwie die Hütte, wohl gedeckt,
Von keinem Guß durchrieselt wird:
So wird ein wohl gewahrtes Herz
Durchrieselt nimmer von Begier.
Auf ewig lischt mein Leben aus,
Gewirkt ist was der Sieger schafft,
Verworfen was als Gaukel gilt,
Die Daseinsader ist verdarrt.
136
Warum ich aus dem Hause fort
Als Pilger hingezogen bin:
Ergründet hab' ich ihn, den Grund,
Denn alle Bande sind zersprengt.
Gar wohlig schlummern Weise schlicht,
Gelöst von Weib und Weiberlist,
Von Weibern, immer ungewiß,
Von Weibern, ach so falsch und fein.
138
Um Tod verdungen, Liebe, dir,
Ist endlich aller Zoll gezahlt:
Wir wandern heute, wandern heim,
Dahin wo Harm und Leid erlischt.
Zuerst verdirbt er selber sich,
Verderben bringt er andern dann,
Verdammt sich also ganz und gar,
Dem garnverlockten Vogel gleich.
140
Kein äußrer Adel heiligt hier,
Nur innrer Adel gilt als echt:
Wo Sünde haust, wo Sünde herrscht
Erkenn' du Knechte, Götterfürst!
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