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Was immer Böses ich gewirkt
In manchem Leben, mancher Welt,
Hienieden wird es abgebüßt,
Und andre Ordnung gibt es nicht.
Wo gern man Bettler billig labt,
Gelassen aufnimmt, nicht verletzt,
Da sollst du pilgern, lieber Sohn,
Auf daß nicht Sorge sehre dich.
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O Sei du, Sīho, wohlgefaßt
Und unermüdlich Tag und Nacht,
Was tüchtig taugt erzeug' in dir,
Verleugne rüstig diesen Leib!
Die Nacht hindurch im Schlafe schlaff,
Bei Tage gern gesellig sein:
Woher denn wird ein solcher Gauch
Ein Ende wirken allem Weh?
Wer kühn das Herz beherrschen kann,
Der Wildnis Wonnen köstlich hat erkannt,
In Schauung innig eingesenkt,
Erglänzen mag ihm ungemischtes Glück.
»In andern Orden, wo da jeder anders lehrt,
Führt keine Fährte zur Erlöschung hin wie hier«:
Der Meister hat uns Jüngern also Mut erweckt,
Gewiesen Heil, der Herr, wie offen in der Hand.
Der Strunk ist deutlich aufgedeckt,
Und alles Wesen abgewirkt,
Der Lebensbronnen ist verbraucht,
Und nimmer gibt es Wiedersein.
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Errungen hab' ich Rettung mir
Am Ufer, aus der Wasserflut,
Im Strome strudelnd, fließend hin,
Der Wahrheit Staffeln stark erfaßt.
Gequert ist Sumpf und seichtes Moor,
Gemieden Schlucht und quebber Schlund,
Hab' ohne Taumel, unvertäut,
Besiegt auf immer Eigensucht.
Der Fünferstrunk, er ist erforscht,
Er ist gefällt am Wurzelkamm,
Der Lebensbronnen ist verbraucht,
Und nimmer gibt es Wiedersein.
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