Schlußrede

[73] Wer nicht von Brosamen61 und Allmosen, noch vom Raube zu leben, und für ein Schwert62 alles zu entbehren weiß, ist nicht geschickt zum Dienst der Wahrheit; Der werde frühe! ein vernünftiger, brauchbarer, artiger Mann in der Welt, oder lerne Bücklinge machen und Teller lecken: so ist er für Hunger und Durst, für Galgen und Rad sein Lebenlang sicher.

Ist es wahr, daß GOtt Selbst, wie es in dem guten Bekenntnisse lautet, das er vor Pilatus ablegte; ist es wahr, sage ich, daß Gott Selbst, dazu ein Mensch wurde und dazu in die Welt kam, daß er die Wahrheit zeugen möchte: so brauchte es keine Allwissenheit vorher zu sehen, daß er nicht so gut wie ein Sokrates von der Welt kommen, sondern eines schmählichern und grausameren Todes sterben würde, als der Vatermörder des allerchristlichsten Königes, Ludwich des Vielgeliebten, der ein Urenkel Ludwich des Grossen ist.

Fußnoten

1 Sp. Sal. IX. 13.


2 2 Tim. III. 7.


3 Ο Ζευ, τι δη κρυσου μεν ος κιβδηλος η,

Τεκμηρί ανϑρωποισιν ωπασας σαφη;

Ανδρως δ᾽ οτω χῥ τον κακον διειδεναι

Ουδεις καρακϑρ εμπεφυκε σωματι;


Euripides Medea.


4 Analogy, man's surest guide below. Young. Night 6.


5 Atque hic tam docilis ad cetera, natare nesciit. Sueton de Caligula.


6 Girardon.


7 Ludwig XIV.


8 Peter der Große.


9 Habacuc III, 19.


10 S. Wolken [N II 94, 11–25].


11 Ein Mensch ohne Geschäfte heißt auf griechisch Argus.


12 Eurip. Hecuba.


13 Ce St. Thomas de l'Ecole n'auroit-il point été choisi pour etre l'Apôtre de la Nation des Peripateticiens, qui n'etoit pas encore bien assujettie et bien domtée? Nation presdomptueuse, et mutine, qui defère si peu à l'autorité, qui se fonde toujours en raison, qui demande toujours pourquoi cela est. – – Il me semble, que cette dernière Mission n'a pas été inutile. Socrate Chretien par Balzac Discours V.


14 2 Tim. IV. 13.


15 V. Melanges interessans et curieux. Tom. X.


16 S. Wolken [N II 95, 14–27].


17 Sophroniscum Socrates exspirare non patitur. Seneca de Benef. Lib. III.


18 προσφερου ουν προς με ως προς μαιας υιον και αυτον μαιευτικον pp. Socrates zum Thaetet im Plato.


19 Siehe die folgende Anmerkung.


20 Worte unsers Kirchenvaters Martin Luthers, bey dessen Namen ein richtig und fein denkender Schwärmer jüngst uns erinnert hat, daß wir von diesem grossen Mann nicht nur in der deutschen Sprache, sondern überhaupt nicht so viel gelernt als wir hätten sollen und können. Klopstock im Nordischen Aufseher.


21 Röm. I.


22 Plinius lib. 28. c. 2 machte schon den Schluß: ostentorum vires in nostra potestate esse, ac prout quaeque accepta sint, ita valere – – In Augurum certe disciplina constat, neque diras neque vlla auspicia pertinere ad eos, qui quamque rem ingredientes, obseruare se ea negauerint. Quo munere diuinae indulgentiae maius nullum est.


23 Das heißt Eßays und Pensees der Loisirs zu schreiben.


24 ϑιλοσοφια εστι παλαιοταϑ τε και πλεισϑ των Ελληνων εν Κῥϑ τε και εν Λακεδαιμονι, και σοφισται πλειστοι γης εκει ειστιν; αλλ᾽ εξαρνουνται και σχματιζονται αμαϑεις ειναι, ινα μη καταδηλοι ωσιν, οτι σοφια των Ελληνων περιεισιν. Sokrates in Platons Protagoras.


25 Critias in Platons Charmides. ο Κριτιας ακουσας ταυτα και ιδων με απορουντα, ωσπερ οι τους χασμωμενους κατ᾽ αντικρυ ορωντες ταυτον τουτο ξυμπασχουσι, κακεινος εδοξε μοι υπ᾽ εμου απορουντος αναγκασϑηναι και αυτος αλωναι υπο αποριας.


26 Bayle eyferte für die Religionsduldung wie dieser Pharisäer Act. V.


27 Matth. II. 2.


28 Luc. II. 9. 13.


29 κιδυνευομεν, ω Μενων, εγω τε και συ φαυλοι τινες ειναι ανδρες, και σε τε Γοργιας, ουχ ικανως πεπαιδευκεναι και εμε Προδικος. Sokrates in Platons Menon.


30 Alcibiades in Platons Symposio.


31 Kritias in Platons Charmides.


32 Χαιρεφων η νυκτερις Aristoph. Ορνιϑες – – Σωκραϑς ο Μηλιος και Χαιρεφων, ος οιδε τα υυλλων ιχνη. Id.


33 Apostelgesch. XIV.


34 Δει γαρ πιστευειν τον μανϑανοντα. Aristoteles περι σοφιστικων ελεγχ lib. 1. cap. 2.


35 Δυο ειδη ϑωμεν πειϑους, το μεν πιστιν παρεχομενον ανευ του ειδεναι (πειϑους πιστευτικης) το δε επισϑμην (πειϑους διδασκαλικης) Sokrates in Platons Gorgia.


36 Ein Philosoph laß über die Unsterblichkeit der Seelen so überzeugend, daß seine Zuhörer vor Freuden Selbstmörder wurden, wie uns Lactanz erzählt. Augustinus de Civit. Dei I. 22. Cic. Tusc. Quaest. I. 39.


37 Fidei hoc cum crepusculo commune obtigit, quod ad utrumque tenebrarum admixtio necessaria sit, quum alias copiosiori accedente luce, illa in scientiam, hoc in diem transeat. Quaedam mysteria – in quibus Fides intellectui felicius facem praeferre soleat – quam hic ad procreandam fidem viam munire. Rob. Boyle Cogitationes de S. S. Stylo.


38 Socrates im Phädro.


39 1 Kor. VIII.


40 Dans son propre neant il puise la sagesse. Poesies diverses. Epitre V. à d' Argens.


41 Hohelied Salom. VII. Apostelgesch. IX. 3. Kein Ort in der Welt kann eine so wunderbare Verbindung von Marmor und Unflat, von Grösse und Niedrigkeit aufweisen als Damaskus; sagt Maundrell in seiner Reisebeschreibung von Aleppo nach Jerusalem.


42 Lucina sine concubitu.


43 Thrasymachus in Platons Buch von der Staatskunst. – – nihil ipse (Socrates) afferre ad persuadendum volebat, sed ex eo, quod sibi ille dederat, quicum disputabat, aliquid conficere malebat, quod ille ex eo, quod jam concessisset, necessario approbare deberet. Cicero de Inv. Rhet. Lib. I. – – Dum ad discendum semper se pauperem credidit, ad docendum fecit se locupletissimum. Valer. Max. Lib. VIII. Cap. 7.


44 Parrhasius verfertigte, wie es scheint, ein hogarthsches Gemälde, welches das Publicum zu Athen vorstellen sollte, und wovon uns folgender Kupferstich oder Schattenriß in Plinius übrig geblieben: Pinxit & δημον Atheniensium, argumento quoque ingenioso. Volebat namque varium, iracundum, iniustum inconstantem: eundem exorabilem, clementem, misericordem, excelsum, gloriosum, humilem, ferocem, fugacemque & omnia pariter ostendere. Hist. Nat. Lib. XXXV. Cap. X.


45 Vergl. Platons Euthydemus, Alcibiad. δευτερον, Philebum, Protagoram, Kritian und Clitophon.


46 Laches in Platon.


47 Prytan.


48 Proedrus.


49 Epistates. Die Prytanen mussten die Versammlung zusammenberufen, die Proedri den Vortrag thun, und der Epistates die Stimmen sammeln und nach deren Mehrheit sprechen. Real im allgem. Grundriss der Staatskunst p. 262.


50 Sokrates in Platons Gorgia.


51 S. den Phädrus und Gorgias.


52 S. Wolken [N II 95, 9 f.].


53 Alcibiades in Platons Gastmal.


54 Xantippe war ein' arge H – –

und 10 mal 10 macht hundert nur.


Sokrates soll in der Bigamie gelebt haben; Xantippe die Mutter des Lamprocles, und Myrto (welche ihm Gesner abspricht) die Mutter des Sophroniscus und Menexenus gewesen seyn.


55 S. Hippias, Callicles in Platons Gorgias und das Symposion. Hierocles soll gesagt haben, κυβοις εοικεναι τους του Σωκρατου λογους, απτωτας γαρ ειναι πανταχου, οπου αν πεσωσι. Suidas. Ορϑως γε τουτ᾽ Αλκιβιαδης ετραυλισεν Aristophanes Σφηκες.


56 Conf. Gorgias.


57 το ΧΑΟΣ τουτι και τας ΝΕΦΕΛΑΣ και ϑν ΓΑΩΤΤΑΝ. ΤΡΙΑ ταυτι Aristoph. Nubes. Plato de republica Lib. III.


58 Er dictirte sich im Scherz selbst die Strafe auf Unkosten des Staats zu Tode gefüttert zu werden.


59 Sokrates soll den Giftbecher an eben dem Tage, als der Tempel zu Ephesus das erstemal abgebrannt, ausgetrunken haben.


60 Matth. XXIII, 29.


61 S. den Schluss von Hippias major.


62 Μαχαιραν; αστειον γε κερδος - - -

Υπερβολος δ᾽ ουκ των λυχνων πλειν η ταλαντα πολλα

Ειληφε δια πονηριαν, αλλ᾽ ου μα Δι᾽ ου μαχαιραν.

Aristoph. Nubes.

Quelle:
Johann Georg Hamann: Sokratische Denkwürdigkeiten. Stuttgart 1968, S. 73.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Tschechow, Anton Pawlowitsch

Drei Schwestern. (Tri Sestry)

Drei Schwestern. (Tri Sestry)

Das 1900 entstandene Schauspiel zeichnet das Leben der drei Schwestern Olga, Mascha und Irina nach, die nach dem Tode des Vaters gemeinsam mit ihrem Bruder Andrej in der russischen Provinz leben. Natascha, die Frau Andrejs, drängt die Schwestern nach und nach aus dem eigenen Hause.

64 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon