1. Der Einfluss des bewussten Willens
a. Die Muskelcontraction

[145] Die Muskelcontraction ist offenbar die bei Weitem wichtigste vom bewussten Willen abhängige organische Function, denn sie ist es, durch die wir uns bewegen und auf die Aussenwelt wirken, durch welche wir uns in Sprache und Schrift mittheilen. Sie erfolgt durch den Einfluss der motorischen Nerven, durch einen vom Centrum nach der Peripherie verlaufenden Innervationsstrom, durch einen Strom, der offenbar mit den electrischen und chemischen Strömungen verwandt ist, da wir sehen, dass sie sich gegenseitig in einander umsetzen lassen, und von dessen Intensität wir uns keine zu geringe Vorstellung machen dürfen, wenn wir die durch ihn contrahirten Muskeln des Athleten, noch dazu durch die langen Hebelsarme der Gliedmassen, mit Centnern spielen sehen und daran denken, welche colossale galvanische Ströme nöthig sind, um mit einem Electromagneten Centnerlasten zu heben. Wir haben schon gesehen, dass jede Muskelbewegung nur durch mehrfache Vermittelung von unbewusstem Wollen und Vorstellen zu denken ist, weil sonst nie abzusehen wäre, wie der Bewegungsimpuls im Stande wäre, die der bewussten Bewegungsvorstellung entsprechende Nervencentralstelle anstatt irgend einer anderen zu treffen, dass ferner die unmittelbarer Centra für die allermeisten Bewegungen im Rückenmark und verlängerten Mark liegen und diese von hier aus in ihren Details bestimmt und geordnet werden, dass sie als Reflexbewegungen dieser Centra zu betrachten sind, welche durch den Reiz verhältnissmässig[145] weniger, vom grossen Gehirn kommender Fasern veranlasst werden, so dass der erste Bewegungsimpuls sich auf die centralen Endigungen dieser Fasern im grossen Gehirn beziehen muss. Es kann wohl sein, dass mehrere solcher Reflexwirkungen in verschiedenen mehr und mehr vom Gehirn entfernten Nervencentris eintreten, ehe eine complicirte Bewegung ausgeführt wird, dass z.B. beim Gehen zuerst einige wenige Fasern den Impuls vom grossen Gehirn, wo der bewusste Wille, zu gehen, entsteht, an das kleine Gehirn überbringen, welches Organ die Coordination der grösseren Bewegungsgruppen leiten soll, dass dann von hier eine grössere Anzahl Fasern die Impulse an verschiedene Centra des Rückenmarkes übertragen, und zuletzt an die Stellen, wo die Schenkelnerven sich einsetzen. Bei einem jeden solchen Reflexe spricht das unbewusste Wollen und Vorstellen im specifischen Bewegungsinstinct des betreffenden Centrums mit, und so wird es erklärlich, wie so complicirte Bewegungen ohne irgend welche geistige Anstrengung zweckmässig und ordnungsmässig verlaufen. In jedem Centrum wird der Impuls als Reiz empfunden und in einen neuen Impuls umgesetzt, so dass wir im strengsten Sinne erst vom letzten Centrum an vom motorischen Innervationsstrom sprechen dürfen.

Es fragt sich nun, wie der Wille im Staude ist, den Innervationsstrom zu erzeugen. Wir können uns dabei nur an die Analogien der verwandten physikalisch bekannteren Ströme und an die apriorische Vermuthung halten, dass der ganze Apparat des motorischen Nervensystems doch wohl zu dem Zweck in den Organismus eingeschaltet sein müsse, dass dem Willen dadurch ermöglicht werde, die nöthigen mechanischen Leistungen durch die möglichst kleinste mechanische Kraftanstrengung hervorzubringen, mit anderen Worten, dass das motorische Nervensystem eine Kraftmaschine sei, wie die Winde, oder in passenderem Vergleich, wie das mauerzertrümmernde Geschütz, welches der Mensch nur abzufeuern braucht. Mechanische Bewegung ohne mechanische Kraft hervorzubringen, das ist unmöglich, aber die die Bewegung einleitende Kraft kann auf ein Minimum reducirt werden, und der übrige Theil der Leistung Kräften übertragen werden, welche vorher zum Gebrauche aufgespeichert sind. Dies ist beim Geschütz die chemische Kraft des Pulvers, beim Thier die der eingenommenen Nahrungsmittel, welche daher auch zu den Leistungen der Muskelkraft im Verhältniss stehen müssen, wie die Menge des Pulvers zur Kraft des Geschosses. Ohne jede mechanische Kraft aber sind die aufgespeicherten Kräfte nicht aus ihrem[146] gebundenen Zustande zu befreien, also muss unbedingt der Wille zu mechanischer Kraftleistung befähigt sein. Wäre aber die Grösse dieser Kraft gleichgültig, so könnte er ja direct die Muskeln in Bewegung setzen, wir müssen also annehmen, dass die Pointe beim motorischen System darin liege, die nothwendige mechanische Leistung des Willens auf ein Minimum zu reduciren, etwa so, wie das Stellen der Hebel durch den Maschinisten ein Minimum von Kraftwirkung im Verhältniss zu den Leistungen der Dampfmaschine repräsentirt.

Betrachten wir nun den wohl am nächsten mit den Nervenströmen verwandten electrischen Strom, so müssen wir zunächst die Entstehungsweise durch mechanische Einflüsse (wie Reibung) oder Wärme ausschliessen, weil erstere gerade das Gegentheil von dem wäre, was wir suchen, und letztere ebenfalls in Schwingungszuständen von grösseren mechanischen Schwingungsmomenten der Atome besteht. Wir müssen jedenfalls absehen von Erzeugungsweisen, welche auf Verschiebung der Molecüle beruhen, und uns an solche halten, welche nur eine Drehung derselben erheischen, da ihre Drehung unendlich viel weniger Kraftaufwand erfordert, als die Verschiebung. Hier kommen uns die Erfahrungen der Nervenphysiologie zu Hülfe, welche zeigen, dass, während der motorische Strom den Nerven durchläuft, alle Molecüle desselben eine gleichgerichtete electrische Polarität zeigen, wie im Magneten, während im völlig indifferenten Zustand (wie er freilich im Leben nicht vorkommt) die Polaritäten der Molecüle durch einander liegen, wie im unmagnetischen Eisen, und dadurch sich gegenseitig neutralisiren. Wir lernen aus diesen Versuchen, dass die Nervenmolecüle Polarität beisitzen, und dass diese durch Drehung der Molecüle in gleiche Richtung zur Geltung gebracht werden kann. Wie der von einem Draht umgebene Eisenstab magnetisch wird, sobald den Draht ein galvanischer Strom durchläuft, so würde, wenn auf irgend welche Weise das Eisen plötzlich magnetisch würde, in dem Draht ein galvanischer Strom hervorgerufen. Dem analog wird durch Drehung der Molecüle in der Weise, dass ihre Polaritäten gleich gerichtet werden, eine Nervenströmung erzeugt. Wir sehen in der Physik, dass die polaren Gegensätze der Molecüle die Grundlagen aller der Erscheinungen sind, welche wir als chemische, galvanische, reibungs-electrische, magnetische u.s.w. bezeichnen; so dürfen wir nicht zweifeln, dass noch manche ähnliche Erscheinungen aus derselben entstehen können, und dass wir es mit solchen bei den Nervenströmen zu thun haben. Die Drehung der Molecüle in den Centralstellen ist also das Minimum[147] der mechanischen Leistung, welches dem Willen überlassen bleibt, und die Polarität der Nerven-Molecüle ist die aufgespeicherte mechanische Kraft, welche den Vorrath von mechanischen Leistungen der Muskeln auslöst, welche durch längere Wirksamkeit sich erschöpft und durch den chemischen Stoffersatz in der Ruhe wieder hergestellt wird.A38 So ist jeder Organismus einer Dampfmaschine zu vergleichen; er ist aber auch zugleich Heizer und Maschinist, ja auch Reparateur, und wie wir später sehen werden, sogar Maschinenbaumeister seiner selbst.

Weil die Verschiebbarkeit der Molecüle in jeder Beziehung im flüssigen Aggregatzustande grösser ist, als im festen, darum sind die Nerven halbflüssige Massen; weil aber in Flüssigkeiten bei äusseren Erschütterungen kein Molecüle seinen Platz behält, sondern Alles durcheinanderläuft, darum sind die Nerven nicht ganz flüssig, und darum eignen sich zu Wirkungen, welche die Nervenwirkung ersetzen, die Gebilde um so mehr, je mehr sie eine solche halbflüssige Beschaffenheit bei polarischen Eigenschaften ihrer Molecüle besitzen. Daher eignen sich dazu die gallertartigen Körper der niederen Wasserthiere, ferner alle thierischen Keime, die Eischeibe, die früheren Embryozustände, das aus plastischer Flüssigkeit geronnene Neoplasma, aus dem alle Neubildungen der Heilkraft hervorgehen, und das Protoplasma der niederen und höheren Pflanzen. Bei der Einfachheit aller letzten Principien in der Natur dürfen wir nicht daran zweifeln, dass auch alle anderen Wirkungen des bewussten oder unbewussten Willens in der organischen Natur auf demselben Princip der Molecularpolarisation beruhen, zumal da die Beschaffenheit der Gebilde, in denen der Wille sich am unmittelbarsten manifestirt, wie wir sehen, diese Voraussetzung bestätigt. So können wir uns namentlich das Eingreifen des Willens in chemische Vorgänge, wie bei Neubildungen aus Neoplasma oder im Embryo, gar nicht anders vorstellen, als in einer geschickten Benutzung der Polarität der vorgefundenen Molecüle theils in dem Herde der Bildung selbst, theils durch dahin geleitete Ströme, die an anderen Stellen erzeugt sind.

Wir erheben uns hiermit zugleich über die Ansicht, dass ausschliesslich die Nerven das Organ seien, welches die Fähigkeit besitze, Eindrücke des Willens aufzunehmen, über welche so viel hin und her gestritten worden ist. Sowohl die Analogien nervenloser Thiere, als das Neoplasma und Embryo beweisen die Möglichkeit einer Willenseinwirkung und Sensibilität ohne Nerven, doch schliesst[148] diese Ansicht nicht aus, dass die Nerven die, soweit uns bekannt, höchste Form von Gebilden sind, welche sich der Wille zur Erleichterung seines Wirkens geschaffen hat, und dass der mit Nerven ausgerüstete Organismus so wenig die Vermittelung seiner Willensäusserungen durch die Nerven umgehen würde, wie Jemand querfeldüber fährt, statt auf der Chaussee. Ausserdem ist aus Obigem klar, dass die Willensmacht des Individuums bei derselben Anstrengung unendlich viel weniger leisten könnte, stände ihm nicht die Kraftmaschine des Nervensystems zu Gebote (man denke an die Anstrengungen unvollkommen gelähmter Körpertheile); doch möchte es sehr bedenklich scheinen, für den einzelnen Fall eine Grenze zu ziehen, wie weit die Leistungsfähigkeit des Willens ohne Hülfe der Nerven reichen könne, da die Intensität des Wollens in einseitiger Richtung und auf kurze Zeit den Mangel an Hülfsmitteln bisweilen in hohem Grade ersetzen kann. Ich will nicht auf Beispiele der Magie (Ablenkung der Magnetnadel durch den blossen Willen des Magnetiseurs u. dgl.) verweisen, weil sie zu wissenschaftlichen Gründen stärkerer Beglaubigung bedürfen; aber verschiedene Umstände beweisen deutlich genug, dass die Wirkungssphäre des Willens, sowie der Sensibilität auch im Menschen über die Nerven hinausreicht: z.B. das plötzliche Ergrauen der Haare nach heftigen Affecten, die Vertheilung der motorischen Nervenfasern in den Muskeln, wonach die Muskelfasern selbst Leiter des motorischen Stromes zu ihren Nachbarn sein müssen, die Empfindlichkeit der Haut an ihrer ganzen Oberfläche, während die Tastwärzchen doch nur hier und da unter ihr liegen, die Wirkung der Nerven auf die secernirenden Häute in ihrer ganzen Ausdehnung, während die Nerven doch nur beschränkte Theile berühren können, ferner der Umstand, dass auch nervenlose Theile des menschlichen Körpers empfindlich und schmerzhaft werden können, sobald bei verstärktem Blutandrange und Auflockerung des Gewebes ihre Lebendigkeit, d.h. die Verschiebbarkeit und Polarität ihrer Molecüle erhöht ist; so ist z.B. das in heilenden Wunden gebildete junge Fleisch ohne alle Nerven höchst empfindlich und eine Entzündung der nervenlosen Knorpel und Sehnen ist sogar viel schmerzhafter, als eine Entzündung der Nerven selbst; endlich zeigen auch Beispiele der embryonischen Missbildungen, dass Theile ohne Mitwirkung der dazu hinführenden Nerven gebildet werden können, z.B. Schädelknochen ohne Gehirn, Rückenmarksnerven ohne Rückenmark.
[149]


b. Willensströme in sensiblen Nerven

Eine Art von Innervationsstrom haben wir schon früher als Reflexwirkung der Aufmerksamkeit kennen gelernt. Derselbe kann aber ebenso gut willkürlich hervorgerufen, resp. verstärkt werden. Eine gespannt auf die genitale Sphäre gerichtete Aufmerksamkeit kann die grösste geschlechtliche Aufregung zur Folge haben, und Hypochondristen fühlen bisweilen Schmerzen in jedem Körpertheil, auf den sie ihre Aufmerksamkeit richten. Nicht selten soll es vorkommen, dass zu Operirende den Schmerz des Stiches zu fühlen glauben noch ehe das Instrument des Operateurs sie wirklich berührt hat. Wenn man bei geschlossenen Augen den Finger langsam zur Nasenspitze führt, und vor der Berührung sehr allmählich nähert, so fühlt man in der Nasenspitze die Berührung als deutlich wahrnehmbares Kribbeln im Voraus; wenn ich die Aufmerksamkeit angestrengt auf meine Fingerspitzen richte, so spüre ich dieselben deutlich, ebenfalls als eine Art von Kribbeln. In allen diesen Fällen bewirkt offenbar die Gehirnvorstellung von der zu erwartenden Empfindung, verbunden mit der auf diese Nerven gerichteten Aufmerksamkeit, einen peripherischen Strom, der von der Peripherie zum Centrum als Empfindungsstrom zurückkehrt, sei es nun, dass, wie in den ersten Beispielen, die Empfindung wesentlich erst durch den centrifugalen Strom erzeugt wird, sei es, dass derselbe, wie bei dem letzten Beispiel, nur die stets vorhandenen, für gewöhnlich aber unmerklich schwachen Reize verstärkt.

Der erste Fall findet auch bei jeder sinnlichen Vorstellung ohne Sinneseindruck statt; die Lebhaftigkeit der Vorstellung hängt von der Stärke des peripherischen Nervenstromes ab, und diese theils von dem Interesse (Willensbetheiligung) an der Vorstellung, theils von individueller Anlage. Es giebt Personen, welche durch willkürliche Anstrengung sich Gesichtsbilder, z.B. eines Freundes, fast bis zur Deutlichkeit einer Vision hervorrufen können. Bei anderen bleiben die Bilder immer nur blass. Ist der Willensstrom unbewusst entstanden, so stellt sich bei genügender Lebhaftigkeit der rückkehrende Empfindungsstrom als Vision dar, genau wie in jedem Traum. Ich glaube deshalb, dass es keine sinnlich anschauliche Vorstellung im Gehirn giebt, die nicht mit einem Innervationsstrom nach dem betreffenden Sinnesorgan verbunden ist, wenn derselbe auch für gewöhnlich nicht weit über die centrale Endigung der Organnerven hinausreichen mag. Ich glaube dies daraus schliessen zu dürfen, dass die Vision von der sinnlichen Vorstellung nur dem Grade nach[150] verschieden ist, also auch ihre Entstehungsweise nur dem Grade nach verschieden sein wird. – Auch darf man annehmen, dass der Innervationsstrom desto weiter von dem Centrum nach der Peripherie hinausstrahlt, und dem Sinnesorgan selbst um so näher rückt, je lebhafter die sinnlichen Vorstellungen vorgestellt werden; denn undeutlich und schwach vorstellende Personen fühlen bei der Anstrengung der Aufmerksamkeit die Spannung (welche freilich nur reflectorische Spannung der Hautmuskeln ist) oben auf dem Kopfe, je grösser das sinnliche Vorstellungsvermögen ist, desto mehr rückt bei Gesichtsvorstellungen dieses Spannungsgefühl nach der Stirn herunter, und fällt beim höchsten Grade in die Augen selbst, so dass sich diese nach anhaltend scharfem Vorstellen gerade so angegriffen fühlen, wie nach längerem Sehen.A39


c. Der magnetische Nervenstrom

Die Grunderscheinungen des Mesmerismus oder thierischen Magnetismus sind nachgerade als von der Wissenschaft anerkannt zu betrachten.A40 Die electrischen Entladungen des electrischen Rochens und Aales waren schon längst bekannt, und die Erkenntniss, dass diese Wirkungen von der grauen Nervenmasse ausgingen, gab die Veranlassung, diese überhaupt als die Centraltheile des Nervensystems zu betrachten. Trotzdem sträubte man sich lange dagegen, die ganz analogen Wirkungen der Magnetiseure zuzugeben, weil sie im Ganzen zu schwach waren, um dem Physiker direct wahrnehmbar zu werden. Indess habe ich diesem Experiment mehrfach beigewohnt und mich durch die sorgfältigste Untersuchung der Localität wie der Person des Magnetiseurs gegen jede Täuschung gesichert. Wenn man nämlich den Menschen auf ein eisernes Bettgestell mit Drahtmatratze legt, aber so, dass er durch eine wollene Decke von dem Metall isolirt ist, so erzeugt man gewissermassen eine Leidener Flasche, deren eine Belegung das Bettgestell, deren andere der darauf liegende Mensch ist, und durch das Zusammenströmen (Influenz) der Electricität des Bettes nach der isolirenden Fläche hin wird die electrische Wirkung des Magnetisirens bedeutend potenzirt. Ich habe mich auf diese Weise magnetisiren lassen, und deutlich ein empfindlich prickelndes Funkensprühen von der leicht geführten Hand des Magnetiseurs zu meiner Haut gespürt, gerade so, als ob durch seine Berührung die Kette eines schwachen Inductionsstromes oder einer gleichmässig gedrehten Electrisirmaschine geschlossen würde, aber unregelmässiger, je nach der augenblicklichen Anstrengung des[151] Magnetiseurs. Wer das Gefühl kennt, wird wissen, dass eine Verwechselung der Empfindung kaum möglich ist.A41 Kennt man auf diese Weise einmal die durch das Magnetisiren herbeigeführte Hautempfindung, so kann man auch ohne weitere Vorbereitungen die Berührung einer magnetisirenden Hand bei genügender Stärke des Agens mit Sicherheit von einer nicht magnetisirenden Berührung unterscheiden, wie ich bei mir zufällige Gelegenheit gehabt habe zu beobachten. Abgesehen von der künstlichen Erhöhung der electrischen Wirkung, ist auch die nervenstärkende und belebende, alle vitalen Functionen anfeuernde Macht des Mesmerismus bekannt, sowie die Herbeiführung von heilsamem Schlaf und Krisen in demselben. Wenn auch die Electricität bei diesen Erscheinungen nur ein begleitender Umstand oder eine peripherische Verwandlung der eigentlichen magnetischen Kraft sein mag, so ist diese doch jedenfalls mit diesen physikalischen Kräften und dem motorischen Nervenstrom verwandt, und entsteht vermuthlich wie letztere durch Aenderung der polarischen Lage der Molecüle in den Centris. Sie ist wie die Bewegung eine indirecte Wirkung des bewussten Willens (bisweilen auch bei Handauflegen der Heiligen, Wundercuren u.s.w. ganz unbewusst), was er aber eigentlich, d.h. direct thut, und wie er es macht, weiss der Magnetiseur beim Magnetisiren so wenig, als beim Aufheben seines Armes. Es tritt also hier, wie dort und überall die Vermittelung eines unbewussten Willens dazwischen, welcher bewirkt, dass gerade ein magnetischer Strom und kein anderer entsteht, und dass dieser gerade nach den Händen hin, und nicht nach irgend einem anderen Körpertheile sich concentrirt. (Vgl. zum Kennenlernen des betreffenden Erscheinungsgebietes in weiterem Umfange: Reichenbach's odisch-magnetische Briefe, und sein grösseres Werk: der sensitive Mensch.)


d. Die vegetativen Functionen

Allen vegetativen Functionen des Organismus stehen wahrscheinlich sympathische Nervenfasern vor. Der bewusste Wille hat auf sie keinen directen Einfluss, wir haben aber gesehen, dass dies auch bei den motorischen und sensiblen Fasern nicht der Fall ist, sondern dass das direct Wirkende allemal ein unbewusster Wille ist. Wenn nun der bewusste Wille überhaupt einen Einfluss auf vegetative Functionen hat, so ist die Uebereinstimmung da, und der Unterschied kann nur in dem Grade der Leichtigkeit liegen, mit welcher durch das bewusste Wollen irgend einer Wirkung der[152] unbewusste Wille zum Setzen der Mittel zu dieser Wirkung hervorgerufen wird. Also z.B.: Wenn ich eine stärkere Mundspeichelabsonderung will, so ruft das bewusste Wollen dieser Wirkung den unbewussten Willen zum Setzen der nöthigen Mittel hervor, nämlich er erzeugt von den gangliösen Endigungen der zu den Mundspeicheldrüsen führenden sympathischen Fasern aus solche Ströme in denselben, welche die beabsichtigte Wirkung hervorbringen. Dies Experiment wird so ziemlich Jedem gelingen. Aehnlich ist das Verhalten in den Absonderungen der Genitalsphäre dem bewussten Willen unterworfen, was in Verbindung mit der oben erwähnten willkürlichen Erregung der betreffenden sensiblen Nerven bei reizbaren Personen bis zur Ejaculation ohne mechanischen Reiz führen kann. Mütter sollen, wenn der Anblick des Kindes in ihnen den Willen zum Säugen erweckt, durch diesen Willen eine reichlichere Milchabsonderung bewirken können. Die Fähigkeit mancher Personen, willkürlich zu erröthen und zu erblassen, ist bekannt, namentlich bei coquetten Frauenzimmern, die darauf studiren, und ebenso giebt es Leute, welche willkürlich Schweiss hervorrufen können. Ich besitze die Macht, durch meinen blossen Willen den stärksten Schlucken momentan zum Schweigen zu bringen, während er mich früher viel incommodirte und häufig allen üblichen Mitteln nicht weichen wollte. Dass man einen Schmerz, z.B. Zahnschmerz, mitunter durch energischen Willen, ihn zu bekämpfen, lindern oder zum Aufhören bringen kann, ist bekannt, trotzdem dass durch die dabei nöthige Aufmerksamkeit der Schmerz zunächst gesteigert wird. Ebenso kann man durch den Willen einen Hustenreiz, der keine mechanische Veranlassung hat, dauernd unterdrücken. Von jeher hat es Leute gegeben, die über ihren Körper eine wunderbare Macht ausübten, theils Gaukler, theils solche, die ihren Willen auch nach anderen Richtungen sehr ausgebildet hatten, Philosophen, Magier und Büsser. Ich glaube nach diesen Erscheinungen, dass man eine weit grössere willkürliche Macht über seine Körperfunctionen besitzen würde, wenn man nur von Kind auf so viel Veranlassung hätte, darin Versuche und Uebungen anzustellen, wie man es mit Muskelbewegungen und Vorstellungsbildern genöthigt ist. Denn als Kind weiss man so wenig, wie man es anfangen soll, um den Löffel zum Munde zu führen, als um die Speichelabsonderung zu vermehren. Daneben ist jedoch keineswegs an verkennen, dass die Verknüpfung des bewussten und des unbewussten Willens in diesem Gebiete absichtlich erschwert ist, weil die bewusste Willkür im Allgemeinen an den vegetativen Functionen[153] nur verderben und nichts bessern würde, und durch dieses Gebiet von seiner eigentlichen Sphäre des Denkens und Handelns nach Aussen unnütz abgelenkt würde.

A38

S. 148 Z. 6. Es geht aus dieser Darstellung von S. 146-148 deutlich hervor, erstens dass das Gesetz der Erhaltung der Kraft durchaus respectirt werden soll, insofern alle aus dem Organismus zum Vorschein kommende mechanische Kraft nur freigewordene Spannkraft der Aufspeicherungsreservoire sein soll, zweitens dass die Kraft, durch welche der Wille den Umsatz der Spannkraft in lebendige Kraft bewirkt, als eine verschwindend kleine dynamische Leistung im Vergleich zu der erfolgenden Kraftentladung, als eine Art Kraftdifferential angesehen werden soll, welches den umgesetzten Kräften gegenüber bei der Summirung ohne Fehler vernachlässigt werden kann, und drittens, dass die wirkliche Leistung des Willens nicht in einem Hinzufügen eines Kraftzusatzes, sondern in der Bestimmung der Richtung zu suchen ist, in welcher der Kraftumsatz erfolgt, und in der Vorzeichnung der Formen, welche die ihrer Intensität nach unveränderliche Kraft bei dieser Umwandlung annimmt. Bei der organisirenden Thätigkeit erfolgt der Umsatz in der Richtung, dass lebendige Kraft in Spannkraft umgewandelt wird, bei der Kraftentladung oder Kraftentfaltung der Nervenmasse und Muskeln in der Richtung, dass Spannkraft in lebendige Kraft zurückverwandelt wird. Im ersteren Falle ist die Tendenz der unorganischen Kraftverbindungen zur Stabilität zu überwinden, indem stabilere Gleichgewichtslagen der Molecüle in labilere übergeführt werden; im letzteren Falle ist die Tendenz zur Stabilität so lange hintanzuhalten, dass erst der Willensimpuls die Zurückführung der labileren Gleichgewichtslagen in stabilere gestattet und auslöst. (Vgl. hierzu im dritten Theile dieses Werkes: »Wahrheit und Irrthum im Darwinismus«, Cap. VII, S. 466-468.) Ob die beiläufig von mir geäusserte Hilfshypothese, dass der unmittelbare Angriffspunkt für die Einwirkung des Willens in einer Drehung gewisser Molecüle zu suchen sein möchte, richtig und haltbar ist oder nicht, darauf lege ich kein Gewicht, da der Bestand der vorangestellten Behauptungen davon ganz unabhängig ist.

Meine anderweitige Behauptung, dass der Wille zu mechanischen Kraftleistungen in irgend welchem Grade befähigt sein müsse, um in die Umwandelungsvorgänge der unorganischen Kräfte bestimmend eingreifen zu können, wird nur demjenigen Bedenken erregen können, welcher den Begriff der mechanischen Kraftleistung in einem engeren Sinne annimmt, als ich ihn an dieser Stelle gemeint habe. Unter mechanischer Kraftleistung im weiteren Sinne des Wortes ist hier das Bewirken irgend welcher räumlicher Lagenveränderung in der räumlichen Anordnung von Kraftcentris verstanden, im Gegensatz zu welcher eine nicht-mechanische Kraftleistung des Willens in der Zurückdrängung oder Hemmung anderer Willensactionen ohne räumlichen Vorstellungsinhalt bestehen würde (wie z.B. in rein geistigen Kämpfen innerhalb eines Menschen oder zwischen mehreren). Unter mechanischer Kraftleistung im engeren Sinne dagegen würde das räumliche Wirken einer Kraft zu verstehen sein, deren sämmtliche Wirkungsrichtungen die Eigenthümlichkeit haben, geradlinig zu sein und sich bei rückwärtiger Verlängerung in einem imaginären mathematischen Punkte zu schneiden, welcher der Sitz oder Ort der Kraft genannt wird und selbst gesetzmässig beweglich ist (vgl. Bd. II S. 220 bis 221). Durch solche Eigenthümlichkeit bekommt eine solche Kraft eine räumliche Beziehung zu den übrigen, durch welche sie nicht nur beweglich gegen die Summe der übrigen wird, sondern auch Beharrungsvermögen in Bezug auf ihren räumlich-zeitlichen Bewegungszustand gewinnt; durch dieses Beharrungsvermögen wiederum aber gewinnt eine solche Kraft im Zustande der Bewegung ein mechanisches Moment, welches sich mit dem mechanischen Moment anderer in gleichem Bewegungszustand befindlicher Kräfte addiren kann. Es ist klar, dass dem nicht in unorganische Atomkräfte eingegangenen Willen die Möglichkeit eines punktuellen Kraftsitzes und mit ihr das mechanische Moment im Bewegungszustand fehlen muss; im Vergleich zu diesem engeren Sinne der mechanischen Kraftleistung wären demnach alle Kraftleistungen des Willens nichtmechanisch zu nennen, welche nicht von unorganischen Atomkräften ausgehen, gleichviel ob dieselben eine anderweitige Beziehung zu räumlichen Lagenveränderungen von Atomen haben oder nicht. Es würde dann beispielsweise die Drehung eines Molecules, die durch unmittelbaren Willenseinfluss hervorgebracht ist, nicht mechanisch heissen dürfen, obwohl die gleiche Wirkung unter Umständen auch durch mechanische Kraftleistungen hervorgebracht werden kann. Es ist klar, dass die Art und Weise der Umwandlung der physikalischen Kräfte bei Ausschluss der Annahme eines Willenseinflusses auf die räumlichen Lagenverhältnisse der Atome überhaupt nicht durch den Willen bestimmt und regulirt werden könnte und es wird gestattet sein, einen solchen Einfluss eine mechanische Kraftleistung im weiteren Sinne des Worts nach Maassgabe der vorangeschickten Erklärungen zu nennen, unbeschadet dessen, dass derselbe keine mechanische Kraftleistung im engeren Sinne des Wortes ist. Da nun offenbar das physikalische Gesetz der Erhaltung der Kraft sich ausschliesslich auf mechanische Kraftleistungen im engeren Sinne des Wortes bezieht, so liegt es auf der Hand, dass durch meine Annahme die Geltungssphäre des Gesetzes der Erhaltung der Kraft gar nicht berührt wird. (Vgl. Theil III S. 141-145, Anm. Nr. 51, 58 u. 62-65 und S. 463-474.)

Eine andere Frage ist es, ob nicht das Gesetz der Erhaltung der Kraft vermuthungsweise einer Ausdehnung über seiner physikalischen Geltungssphäre hinaus und einer Erweiterung im philosophischen Sinne fähig wäre. Es würde sich dann neben der physikalischen Geltungssphäre dieses Gesetzes (für mechanische Kraftleistungen im engeren Sinne des Wortes) eine zweite Geltungssphäre für nicht mechanische Kraftleistungen in dem gleichen Wortsinn, d.h. für nicht atomistische Willensaktionen mit räumlichem und unräumlichem Verstellungsinhalt aufthun, oder anders ausgedrückt ein Gesetz der Erhaltung der Kraft im Reiche der geistigen Motivation und Willenskämpfe aufzustellen sein. Dass ich einer solchen Hypothese, zu deren empirischer Begründung uns bis jetzt alle Mittel fehlen, nicht abgeneigt bin, habe ich schon i. J. 1869 ausgesprochen (vgl. »Neukantianismus, Schopenhauerianismus und Hegelianismus« 2. Aufl. S. 205-208).

A39

S. 151 Z. 13. Das unmittelbare Centrum der Gesichtswahrnehmung sind die Vierhügel, und diese Einschaltung der Vierhügel zwischen Grosshirn und Sehnerv macht es so schwierig, durch den bewussten Willen des Grosshirns, d.h. nach Willkür, Gesichtsbilder hervorzurufen, welche den Wahrnehmungsbildern an Lebhaftigkeit nahekommen. Das Grosshirn kann nur autosuggestiv auf den Willen der Vierhügel wirken und somit diesen zur Erzeugung der betreffenden Gesichtsbilder anregen; dies gelingt nur wenigen Menschen, um so wenigeren, als eine auf solche Bilder gerichtete Übung für das practische Leben unzweckmässig wäre. Für gewöhnlich hat vielmehr das Grosshirn die Aufgabe, der spontanen Bildererregung der Vierhügel hemmend entgegen zu treten. In Zuständen, wo das Grosshirn seine Herrschaft, d.h. seine hemmende und zügelnde Macht über die mittleren Nervencentra einbüsst, z.B. im Bausch, im Fieber, im Irrsinn, in den spontanen Träumen des natürlichen Schlafes und in den suggerirten oder autosuggestiven Träumen des offenen oder larvirten Somnambulismus, hat der Wille der Vierhügel freies Feld und bethätigt sich in Phantasien, Illusionen, Hallucinationen und Traumbildern, welche an sinnlicher Lebhaftigkeit den Wahrnehmungsbildern gleichkommen und deshalb trotz aller Zweifel und Einsprüche des Verstandes mit solchen verwechselt werden. Oft sind solche Visionen nur die Folgen krankhafter Organreize (z.B. im Fieber oder im delirium tremens), noch öfter aber weisen sie durch ihren Zusammenhang mit den Wünschen, Befürchtungen und Interessen des Individuums auf den Ursprung aus seinem unbewussten Willen hin. Der experimentelle Beweis dafür ist in der künstlichen Hypnose zu führen, während welcher die suggerirten Interessen an Stelle der suspendirten eigenen Interessen und die suggerirten Hallucinationen an Stelle spontaner Traumbilder treten.

A40

S. 151 Z. 23 v. u. Die Ursachen der Hypnotisirung eines Menschen oder Thieres sind so mannichfach (z.B. Ermüdung der Sinne, Ermüdung der Vorstellungsthätigkeit, Schreck, Angst, psychische Suggestion durch Worte, dass es kein Wunder ist, wenn die heutigen Experimentatoren auf dem Gebiete des Hypnotismus sich zunächst an diese bekannten Ursachen halten und die weniger bekannte des magnetischen Nervenstroms (Mesmerismus) zurückweisen. Indessen sind auch die unbefangensten Aerzte zur Anerkennung dieses Agens neben anderen hingedrängt worden durch die Thatsache eines physischen Rapports neben dem psychischen, durch das Mesmerisiren von schlafenden Menschen und Thieren und von Pflanzen, durch die sichtbare Vertiefung der bereits bestehenden Hypnose vermittelst heimlicher mesmerischer Striche hinter dem Bücken der Versuchsperson, durch die rein mesmerische Anknüpfung eines gleichzeitigen mehrfachen Rapports mit mehreren Magnetiseuren u.a.m. Ausserdem ist die Hypnotisirung nur eine unter den vielen Wirkungsarten des magnetischen Nervenstroms, welcher ausser durch diese physiologische Wirkung auch noch durch eine Menge physikalischer Wirkungen zu constatiren ist. (Vgl. meine Schrift »Der Spiritismus« Cap. 2 »die physikalischen Erscheinungen«.) Diese physikalischen Wirkungsarten sind nur den hypnotischen Experimentatoren bis jetzt noch ebenso unbekannt, wie es bis vor kurzem das ganze Gebiet des Hypnotismus in medicinischen Kreisen war.

A41

S. 152 Z. 2. Gegenüber den Zweifeln, welche man in die Genauigkeit und Zuverlässigkeit meiner Beobachtungen und in die Richtigkeit ihrer Deutung gesetzt hat, bemerke ich noch, dass ich wiederholentlich meinen Kopf in eine zufällige Annäherung an die eiserne Kopflehne des Bettgestells brachte und dabei das Ueberspringen von ziemlich kräftigen Funken spürte, wie bei der Entladung einer schwach geladenen Leidener Flasche. Es bedurfte der genauesten Prüfung einschliesslich der Stiefel und Strümpfe des frei im Zimmer stehenden Magnetiseurs, um meinen Verdacht zu überwinden, dass derselbe in betrügerischer Weise mit einer Electrisirmaschine leitend verbunden sei.

Quelle:
Eduard Hartmann: Philosophie des Unbewussten. Band 1, Leipzig 10[o.J.], S. 145-154.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Philosophie des Unbewußten
Eduard Von Hartmann's Ausgewahlte Werke (8); Philosophie Des Unbewussten. 10. Erweiterte Aufl
Eduard Von Hartmann's Ausgewahlte Werke (7); Philosophie Des Unbewussten. 10. Erweiterte Aufl
Philosophie des Unbewussten: 2
Philosophie des Unbewussten: 3

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