a. Système de la Nature

[300] Dahin gehört das Systeme de la Nature, das Hauptbuch, von einem Deutschen, Baron von Holbach, in Paris geschrieben, welcher der Mittelpunkt aller jener Philosophen war. Montesquieu, d'Alembert, Rousseau waren eine Zeitlang in seinem Zirkel; sosehr diese sich gegen das Bestehende empörten, so waren sie doch sonst sehr verschieden voneinander. Das Système de la Nature wird man bald langweilig finden, weil es sich in allgemeinen Vorstellungen herumwirft; es ist kein französisches Buch, die Lebhaftigkeit fehlt.

α) »Das Universum zeigt nichts anderes als eine unermeßliche Sammlung von Materie und Bewegung (Descartes), eine ununterbrochene Kette von Ursachen und Wirkungen, von welchen Ursachen einige unmittelbar unsere Sinne rühren, andere uns unbekannt sind, weil ihre Wirkungen, die wir wahrnehmen, von ihren Ursachen zu entfernt sind. Die verschiedenen Eigenschaften jener Materien, ihre mannigfaltigen Verbindungen und die Wirkungen, welche die Folgen davon sind, machen für uns die Wesen (essences) aus. Aus der Verschiedenheit dieser Wesen entspringen die verschiedenen Ordnungen, Gattungen, Systeme, welche die Dinge einnehmen und deren Totalsumme – le grand tout – das ist, was wir Natur nen nen.« Es ist, was Aristoteles von Xenophanes sagt, er habe ins Blaue so hineingeschaut, d. i. das Sein. β) Alles ist Bewegung, die Materie bewegt sich selbst: das Bier gärt, das Gemüt bewegt sich (Leidenschaften). γ) »Die Mannigfaltigkeit der Naturerscheinungen und ihr unaufhörliches Entstehen und Verschwinden hat einzig seinen Grund in der Mannigfaltigkeit der Bewegungen und ihrer Materie.« Durch verschiedene Kombinationen, Modifikationen,[300] Arrangement entsteht anderes Ding. »Die Materien sind entweder geneigt, sich miteinander zu vereinigen, oder sind zu einer Vereinigung unfähig. Hierauf gründen die Physiker Anziehung und Abstoßung, Sympathie und Antipathie, Verwandtschaft und Beziehung, die Moralisten Haß und Liebe, Freundschaft und Feindschaft.« Geist, Unkörperliches, widerspricht der Bewegung, einer Veränderung der Verhältnisse eines Körpers im Raume.

Quelle:
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Werke in zwanzig Bänden. Band 20, Frankfurt am Main 1979, S. 300-301.
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