Dritter Einwand

[168] »Was wird also von meinem Denken unterschieden, was kann als von mir selber getrennt behauptet werden?«

Vielleicht möchte jemand auf diese Frage einfach Folgendes antworten: Von meinem Denken werde ich, der ich eben denke, unterschieden; und mein Denken ist von mir nicht trennbar, sondern nur in etwa der vorerwähnten Art unterscheidbar wie der Tanz vom Tanzenden. Wenn Descartes also darauf hinaus will, daß der Verstehende und der Verstand dasselbe ist, fallen wir wiederum in den scholastischen Sprachgebrauch zurück, nach welchem der Verstand versteht, das Sehen sieht, der Wille will und, nach richtiger Analogie, der Spaziergang (oder wenigstens die Fähigkeit, spazieren zu gehen) spazieren geht, eine Ausdrucksweise, die unklar und unbestimmt und der gewohnten Schärfe von Descartes nicht würdig ist.


Erwiderung

Ich leugne nicht, daß ich, der ich denke, von meinem Denken zu unterscheiden bin, wie ein Ding von seinem Modus. Aber wo ich frage, »was also von meinem Denken unterschieden wird«, da verstehe ich dies von den mannigfachen Arten des Denkens, die dort durchmustert sind, nicht von meiner Substanz; wo ich hinzufüge, »was von mir selbst als trennbar behauptet werden kann«, meine ich nur, daß alle jene Arten zu denken mir einwohnen; und ich sehe nicht, was hier zweifelhaft oder dunkel sein sollte.

Quelle:
Thomas Hobbes: Grundzüge der Philosophie. Erster Teil: Lehre vom Körper. Leipzig 1949, S. 168.
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