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[423] 1. Solche Erkenntnisse, wie »dieser Topf«, »jenes Gewebe« hängt vom Wissen ab, ist etwas, wo das Wissen das Bestimmende ist, indem die Ausdrücke »dieser«, »jener« in einem wahrnehmbaren Gegenstande ihren Sinn haben; ein Wissen in der Form der Wahrnehmung ist in einer solchen Erkenntniss das Bestimmende. Weil das Wort »Du« dadurch, dass es auf einem Wissen beruht, welches durch sich selbst hervorgebracht wird, seinen Sinn hat in dem Gegenstande der Absicht der Sprechers, so ist die Erkenntniss, welche durch den Satz: »durch Dich ist es gethan«, hervorgebracht wird, eine solche, wo das Wissen das Bestimmende ist. Auch die durch Rede entstandene Erkenntniss: Gieb jenem Speise, wo »jene« »diesen« bedeutet, ist eine solche, wo das Wissen in der Form der Wahrnehmung das Bestimmende ist. V.

»Weil sie Statt finden«, weil die Anwendung von Ausdrücken wie »dieser« u.s.w. Statt findet »bei dem Gesehenen«, Gewussten, welches durch ein im Wissen enthaltenes Prädikat bestimmt ist, »weil sie nicht Statt finden«, weil eine solche Anwendung nicht Statt findet, bei dem Nicht-Gesehenen, Nicht-Gewussten, welches nicht durch ein im Wissen enthaltenes Prädikat bestimmt ist, so haben jene Erkenntnisse ihren Sinn in einem (Gegenstande), welcher durch ein im Wissen enthaltenes Prädikat bestimmt ist.

3. Dagegen Gautama.

[422] 4. »Bei den Substanzen«, bei den Sûtras, welche die Substanz feststellten. Demnach, keine Substanz, welche ein Körper u.s.w. ist, besteht aus den fünf Elementen, sondern alle Körper und Sinne sind durch je ein Element hervorgebracht. V.

5. Das, wovon das Wissen, die Wahrnehmung des Geruches entsteht, ist das Geruchs-Wissen, der Geruchssinn. Hier ist die Erde, als feines Element, das zu Grunde Liegende, d.h. die inhärente Ursache. »Durch Mehrheit, dadurch nämlich, dass die Erde angefangen ist von Theilen, welche nicht durch Wasser u.s.w. unterdrückt sind.« Eben so ist sie es durch das Geruch-Haben. Der Geruchssinn ist nicht durch Wasser u.s.w. hervorgebracht, weil er den Geschmack u.s.w. nicht auffasst, und der vollständige Sinn ist, dass das Geruch-Haben hier (Statt findet), weil nur durch die Verbindung mit der Auffassung der Geruch aufgefasst wird. V.

6. Bei der Auffassung des Geschmacks, dem Geschmackssinn, ist das Wasser das zum Grunde Liegende, bei der Auffassung der Farbe, dem Gesichte das Licht, bei der Auffassung der Tastbarkeit, dem Tastsinne die Luft, weil der Geschmacksinn u.s.w. nur den Geschmack u.s.w. auffasst. V.

Im Texte steht noch »weil Geschmack, Farbe und Tastbarkeit nicht verschieden sind«. Die Vivriti hält dies für einen Zusatz, der durch die Unachtsamkeit eines Abschreibers entstanden ist; dies ist um so wahrscheinlicher, als diese Worte nicht durch den Upaskâra erklärt sind.

Quelle:
Die Lehrsprüche der Vaiçeshika-Philosophie von Kaṇâda. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 22, Leipzig 1868, S. 383–442, S. 422-424.
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