11. Wie man sein Reich glücklich machen kann

[73] Meister Kung trat vor den Herrn von Sung. Der Herr fragte den Meister Kung und sprach: »Ich möchte im dauernden Besitz meines Staates bleiben und alle seine Städte unter meinem Einfluß haben; ich möchte, daß mein Volk frei von unklaren Gedanken bleibe; ich möchte, daß die Ritter ihre Kraft meinen Diensten widmen; ich möchte, daß Sonne und Mond zu ihrer Zeit scheinen; ich möchte, daß die Weisen von selbst herbeikommen; ich möchte, daß meine Beamten und Diener ihre Geschäfte in guter Ordnung besorgen. Was kann ich tun, um das zu erreichen?«

Meister Kung erwiderte: »Schon viele Herrscher großer Staaten haben mich über alles mögliche befragt, aber noch keiner hat soviel auf einmal wissen wollen wie Ihr, o Fürst, in Euren Fragen. Immerhin, Eure Wünsche, Fürst, sind alle erfüllbar. Ich habe gehört, wenn benachbarte Fürsten in Eintracht miteinander leben, bleiben sie im dauernden Besitz ihrer Staaten; ich habe gehört, wenn der Fürst gnädig ist und die Beamten treu sind, kommen die Städte unter seinen Einfluß; ich habe gehört, wenn man Unschuldige nicht tötet[73] und die Verbrecher nicht entrinnen läßt, so bleibt das Volk frei von unklaren Gedanken; ich habe gehört, wenn man den Rittern ein reichliches Einkommen gewährt, so widmen sie alle ihre Kräfte dem Dienst; ich habe gehört, wenn man den Himmel ehrt und die Geister achtet, so scheinen Sonne und Mond zur rechten Zeit; ich habe gehört, wenn man dem Sinn (Tao) folgt und geistigen Wert schätzt, so kommen die Weisen von selbst herbei; ich habe gehört, wenn man die Tüchtigen mit Ämtern betraut und die Untüchtigen entfernt, so besorgen Beamte und Diener ihre Geschäfte in guter Ordnung.«

Der Herrscher von Sung sprach: »Vortrefflich, so ist es! Doch fehlen mir die Gaben, um das alles durchzusetzen.«

Meister Kung sprach: »Das alles ist gar nicht schwer, es kommt nur darauf an, daß man es will!«

Quelle:
KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 73-74.
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