9. Wie man das Volk wohlhabend und langlebig macht

[72] Herzog Ai befragte den Meister Kung über die Regierung. Meister Kung erwiderte: »Das wichtigste bei der Regierung ist es, dafür zu sorgen, daß das Volk wohlhabend und langlebig wird.«

Der Herzog sprach: »Und wie macht man das?«

Meister Kung sprach: »Wenn man sparsam ist in der Beanspruchung der Leute, wenn man die Frondienste leicht und die Steuern mäßig macht, so wird das Volk wohlhabend. Wenn man Wert legt auf Sitte und Erziehung, so daß das Volk sich vor Strafen und Krankheiten in acht zu nehmen weiß, so wird das Volk langlebig.«

Der Herzog sprach: »Ich würde sehr gerne nach Euren Worten handeln, Meister, doch fürchte ich, daß unser Staat zu arm dazu ist.«

Meister Kung sprach: »In den Liedern heißt es14:


Ein freundlich mildgesinnter Fürst

Ist Vater, Mutter seinen Leuten.


Es ist ausgeschlossen, daß ein Vater arm bleibt, wenn seine Kinder reich sind.«

14

Schï Ging 251, Strauß S. 423.

Quelle:
KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 72.
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