3. Dseng Dsïs stolze Armut

[106] Dseng Dsï hatte geringe Kleider an und bestellte selbst seinen Acker in Lu. Der Fürst hörte davon und wollte ihm die Einnahmen einer Stadt als Einkommen geben. Dseng Dsï lehnte entschieden ab und nahm nicht an.

Da sagte jemand: »Ihr habt es ja nicht verlangt, sondern der Fürst hat es Euch von sich aus angeboten, warum lehnt Ihr denn so entschieden ab?«

Dseng Dsï sprach: »Es heißt: Wer von andern Wohltaten annimmt, der muß immer in Scheu vor ihnen leben; wer andern etwas schenkt, ist immer zur Verachtung der andern geneigt. Zugegeben, der Fürst gewährte mir die Gabe, ohne auf mich darum herabzusehen: könnte ich mich denn davon freimachen, in Scheu vor ihm zu stehen?«

Meister Kung hörte davon und sprach: »Dseng Schens Worte sind ein Zeichen, daß seine Grundsätze unwandelbar sind.«

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KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 106.
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