11. Reform der Trauersitten

[186] Meister Kung war in We, als Erziehungsminister Ging-Dsï starb. Der Meister ging hin, um sein Beileid zu bezeugen; aber der Hauptleidtragende zeigte keine Trauer. Darum weinte der Meister auch nur halblaut und zog sich wieder zurück.

Gü Bo Yü6 wandte sich an ihn mit der Bitte: »Hier in We sind die Sitten roh, und die Leute sind ungeübt in den Trauerbräuchen; darf ich Euch bitten, Meister, daß Ihr Euch herablaßt, behilflich zu sein?«

Der Meister Kung sagte es zu. Er ordnete an, daß in der Mitte des Saales der Boden aufgegraben würde, um den Toten dort zu waschen, daß der Herd abgebrochen würde, um mit den Ziegeln dem Toten die Füße zu stützen, daß[186] er eingekleidet würde auf dem Bette liegend, daß bei der Beerdigung ein Loch in die Mauer des Ahnentempels gebrochen würde und der Zug sich über den Hügel für den Gott der Wege hinweg zum Haupttor des Ahnentempels hinausbewegte. Am Grabe angekommen standen die Männer alle mit dem Gesicht nach Westen und die Frauen mit dem Gesicht nach Osten. Nachdem das Grab geschlossen war, kehrte man zurück. Dies waren alles Anordnungen, die den Regeln der Yindynastie entsprachen, und Meister Kung führte sie aus.

Dsï Yu fragte: »Ein Edler macht sich bei der Ausübung der Sitte zur Pflicht, keine Änderungen in den bestehenden Bräuchen vorzunehmen. Ihr habt aber Änderungen vorgenommen, Meister.«

Meister Kung sprach: »Nicht das ist die Meinung. Bei den Beerdigungsbräuchen muß man vor allem einmal das Wesentliche durchführen.«

6

Kanzler in We und Freund Kungs.

Quelle:
KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 186-187.
Lizenz: