16. Mangelhafte Trauer

[188] Die Witwe des Fürsten Dschau von Lu, Wu Mong Dsï8, starb, ohne daß Traueranzeigen an die Fürsten versandt worden wären. Meister Kung ging, da er früher Beamter gewesen war, hin, um sein Beileid zu bezeigen. Er kam in das Haus des Freiherrn Gi. Der Freiherr trug aber keine Trauerbinde um den Kopf. Da tat Meister Kung auch seine Trauerbinde ab und verneigte sich nicht.

Dsï Yu fragte: »Ist das die Sitte?«

Meister Kung sprach: »Wenn der Leidtragende nicht in der gebührenden Trauerkleidung ist, so ist es für den Beileidbezeugenden Sitte, daß er seine Trauerbinde abnimmt.«

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wörtlich: Prinzessin von Wu aus dem Geschlecht Dsï. Das Fürstenhaus von Wu und das Fürstenhaus von Lu hatten denselben Familiennamen, Heiraten zwischen ihnen hätten also ausgeschlossen sein sollen. Um den Verstoß zu vertuschen, wurde die Gattin des Herzogs Dschau so genannt. Traueranzeigen wagte man aber trotzdem nicht zu verschicken. Zur Sache siehe Lun Yü 7, 30; Wilhelm S. 72–73.

Quelle:
KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 188-189.
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