30. Ehehindernisse

[193] Der Fürst von We sandte seinen Würdenträger, um eine eheliche Verbindung mit dem Hause Gi in Lu anzubahnen. Freiherr Gi Huan Dsï fragte den Meister Kung nach den Sitten hierfür.

Der Meister sprach: »Alle die denselben Geschlechtsnamen haben, bilden ein Geschlecht; das bedeutet, sie sind zu einem Stamme vereinigt. Darum sind sie durch den Geschlechtsnamen ohne Unterschied verbunden, darum werden sie bei den Opfern ohne Ausnahme gespeist. Auch nach hundert Generationen ist keine Eheverbindung zwischen ihnen möglich; das ist der Weg des Hauses Dschou.«

Gi Huan Dsï sprach: »Die Häuser von We und Lu stammen wohl ursprünglich von Brüdern ab, aber die Verwandtschaftsbeziehungen sind längst erloschen, geht es da doch nicht an?«

Meister Kung sprach: »Es ist sicher nicht mit der Sitte zu vereinbaren. Es ist die unabänderliche Lehre der alten Könige, die nach oben hin Urväter und Ahnen eingesetzt hat, um Verehrungswürdiges zu verehren, die nach unten hin Söhne und Enkel eingesetzt hat, um die Liebe zu den Nächsten zu fördern, und auf beiden Seiten ältere und jüngere Brüder eingesetzt hat, um die Eintracht zu läutern.«

Quelle:
KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 193.
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