18. Warnung vor der Trauer um einen Unwürdigen

[201] Meister Kungs Schüler Kin Dschang war mit Dsung Lu befreundet. Tsi Bau von We hatte Dsung Lu dem Prinzen Mong Dschï3 empfohlen, und der Prinz gewährte ihm den dritten Platz in seinem Wagen. Als Tsi Bau später im Begriffe stand, den Prinzen Mong Dschï zu töten, sagte er es zuvor dem Dsung Lu, damit dieser ihn verließe.

Der aber sprach: »Ich bin durch Euch in seinen Dienst gekommen; wenn ich nun, da ich von der Gefahr höre, die ihm droht, ihn verlassen wollte, so würde ich Euch Lügen strafen. Tut was Ihr im Sinne habt. Ich werde sterben und durch meinen Tod Euer Wort besiegeln und dem Prinzen Mong Dschï bis in den Tod getreu sein.«[201]

Tsi Bau schlug mit einer Streitaxt nach dem Prinzen Mong Dschï. Dsung Lu suchte ihn mit seinem Rücken zu decken, da wurde ihm ein Arm in der Mitte abgehackt, und Prinz Mong Dschï sowohl wie Dsung Lu wurden getötet. Als Kin Dschang hörte, daß Dsung Lu gestorben sei, wollte er hin, um sein Beileid auszudrücken.

Meister Kung aber sprach: »Dieser Dsung Lu hat sich gegen Tsi Bau und gegen den Prinzen Mong Dschï in gleicher Weise als Schurke betragen. Was brauchst du hinzugehen, um dein Beileid zu bezeugen? Ein Edler ißt nicht das Brot eines Verräters und nimmt nichts an von einem Aufrührer. Er bringt sich nicht um des Gewinnes willen in eine schiefe Lage und dient nicht anderen in Falschheit. Er verheimlicht kein Unrecht und verstößt nicht gegen die Sitte. Was brauchst du hinzugehen, um dein Beileid zu bezeugen?«

Kin Dschang unterließ es darauf.

3

Sohn des Fürsten Ling von We, der landesflüchtig war.

Quelle:
KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 201-202.
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