7. Drei Ansichten über Weisheit und Liebe

[49] Dsï Lu trat vor Meister Kung. Meister Kung sprach: »Wie verhält sich der Weise, wie verhält sich der Gütige?« Dsï Lu erwiderte: »Der Weise bewirkt, daß die Menschen ihn kennen, der Gütige bewirkt, daß die Menschen ihn lieben.« Der Meister sprach: »Das sind die Worte eines gebildeten Mannes.«

Dsï Lu ging hinaus, und Dsï Gung kam herein, und dieselbe Frage wurde ihm vorgelegt. Dsï Gung sprach: »Der Weise kennt die Menschen, der Gütige liebt die Menschen.« Der Meister sprach: »Das sind die Worte eines edlen und gebildeten Mannes.«

Dsï Gung ging hinaus, und Yen Hui kam herein, und dieselbe Frage wurde ihm vorgelegt. Er erwiderte: »Der Weise kennt sich selbst, der Gütige liebt sich selbst5.« Der Meister sprach: »Das sind die Worte eines weisen und edlen Mannes.«

5

Dies ist wohl im Sinne von Taoteking 72 gemeint, wo es vom Berufenen heißt: »Er erkennt sich selbst, aber er will nicht scheinen; er liebt sich selbst, aber er sucht nicht Ehre für sich.« Siehe Wilhelm S. 77.

Quelle:
KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 49.
Lizenz: