Blendung des Auges

[139] Glänzenden Dingen entzieht sich das Auge und meidet den Anblick.

Blendet die Sonne doch auch, wenn man unaufhörlich hineinstarrt.

Denn sie selbst hat gewaltige Kraft, und von oben her stürzen

Ihre Bilder mit Wucht sich herab durch den heiteren Luftraum,

Treffen das Augenpaar und zerrütten sein innres Gewebe.

Aller Glanz, der zu grell ist, entzündet auch darum das Auge

Häufig, weil er so reich ist mit Feueratomen versehen,

Die, wenn ins Auge sie dringen, dort heftige Schmerzen erregen,

Ferner erscheint, was sie sehen. Gelbsüchtigen alles als gelblich,

Weil aus dem Körper der Kranken gar viele Atome des Gelbstoffs

Fließen, die dann in der Luft auf die Bilder der Dinge sich setzen.

Auch mischt sonst sich noch mancherlei bei in dem Auge des Kranken,

Was mit dem bläßlichen Ton all das, was sie sehen, bemalet.

Quelle:
Lukrez: Über die Natur der Dinge. Berlin 1957, S. 139.
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