Kleinste Tierchen. Duftatome

[132] Da gibt's erstlich schon Tierchen von solch verschwindender Kleinheit,

Daß man ein Drittel von ihnen auf keinerlei Weise mehr sehn kann.

Wie klein muß nun erst jeder der inneren Teile erscheinen?

Wie ihr rundliches Herz? Und die Augen, die Glieder, Gelenke?

Ach, wie winzig sind diese! Nun gar die Atome im einzeln,

Welche den Geist und die Seele dem Wesen nach müssen begründen,

Siehst du nicht, wie dies alles so klein und so fein ist zu denken?

Alles nun außerdem, was scharfen Geruch von sich aushaucht,

So wie die Allheilwurzel, der widrig riechende Wermut,

Ferner des Enzians Herbe, der Stabwurz scharfes Gedüfte.

Rührst du bei diesen Gewächsen auch nur an ein einziges Blättlein

[Mit zwei Fingern, dann wird dir der Duft noch lange verbleiben]


* * *
[132]

Ja, du erkennst vielmehr, daß vielerlei Bilder der Dinge

Vielfach umher sich tummeln, doch sind sie unfühlbar und kraftlos.

Quelle:
Lukrez: Über die Natur der Dinge. Berlin 1957, S. 132-133.
Lizenz:
Kategorien: