Die Welt ein Werk der Natur

[173] Ferner woher stammt das Modell für die Schöpfung der Dinge

Und der Begriff von der Menschheit selbst in der Seele der Götter,

Daß sie erschauten und wußten im Geist, was sie wollten erschaffen?

Oder wie lernten sie nur die Kräfte der Urelemente

Kennen und was bei ihnen der Wechsel der Lage bedeute,

Wenn die Natur nicht selbst die Idee der Schöpfung gegeben?

Denn seit undenklicher Zeit schon haben die vielen Atome

Auf gar mancherlei Weise getrieben durch äußere Stöße

Und durch ihr eigen Gewicht durcheinander zu schwirren begonnen

Und sich auf allerlei Arten zu einigen, alles versuchend,

Was sie nur immer vermöchten durch ihre Verbindung zu schaffen.

So ist's doch kein Wunder, wenn diese Atome mitunter

In derartige Lagen und solche Bahnen geraten,

Durch die immer aufs neue die Welt sich bis heute in Gang hält.

Quelle:
Lukrez: Über die Natur der Dinge. Berlin 1957, S. 173.
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