Die vier Jahreszeiten

[190] Lenz und Venus erscheint und ihr Bote, der Knabe mit Flügeln,

Schreitet vorauf, auch Flora, die Mutter, die neben dem Zephyr

Wandelnd die Wege vorher mit den Blüten des Lenzes bestreuet,

Alles mit herrlichen Farben und Wohlgerüchen erfüllend.

Dann folgt trockene Glut und zugleich als Begleiterin Ceres,[190]

Die sich in Staub einhüllt, und die wehenden Nordpassate.

Hierauf naht auch der Herbst und der »Euhoi!« jauchzende Bacchus.

Ihnen folgen im Zuge die anderen Wetter und Winde:

Erst Südost mit dem Donner, dann Blitze versendend der Südwind.

Schnee bringt endlich das Ende des Jahrs und erstarrende Kälte

Bringt es uns wieder, ihm folgt der zähneklappernde Winter.

Kann sich nun soviel ereignen in festumrissenen Zeiten,

Wird's dich noch weniger wundern, wenn auch in umrissenen Fristen

Unser Mond wird geboren und ebenso wieder vernichtet.

Quelle:
Lukrez: Über die Natur der Dinge. Berlin 1957, S. 190-191.
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