IV. Der Umsatz innerhalb Abteilung II. Notwendige Lebensmittel und Luxusmittel

[401] Vom Wert des Warenprodukts der Abteilung II sind nun noch zu untersuchen die Bestandteile v + m. Ihre Betrachtung hat nichts zu tun mit der wichtigsten Frage, die uns hier beschäftigt: inwiefern nämlich die Zerfällung des Werts jedes individuellen kapitalistischen Warenprodukts in c + v + m, wenn auch durch verschiedne Erscheinungsform vermittelt, ebenfalls gilt für den Wert des jährlichen Gesamtprodukts. Diese Frage wird gelöst durch den Umsatz von I(v + m) gegen IIc einerseits, durch die für später vorbehaltne Untersuchung der Reproduktion von Ic im jährlichen Warenprodukt I andrerseits. Da II(v + m) in der Naturalform von Konsumtionsartikeln existiert, da das den Arbeitern in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschoßne variable Kapital von selben im ganzen und großen in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muß, und da der Wertteil m der Waren, bei Voraussetzung der einfachen Reproduktion, faktisch in Konsumtionsmitteln als Revenue verausgabt wird, so ist prima facie klar, daß die Arbeiter II mit dem von den Kapitalisten II erhaltnen Arbeitslohn einen Teil ihres eignen Produkts – entsprechend dem Umfang des als Arbeitslohn erhaltnen[401] Geldwerts – wiederkaufen. Da durch verwandelt die Kapitalistenklasse II ihr in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschoßnes Geldkapital zurück in Geldform; es ist ganz dasselbe, als hätten sie die Arbeiter in bloßen Wertmarken gezahlt. Sobald die Arbeiter diese Wertmarken realisieren durch Kauf eines Teils des von ihnen produzierten und den Kapitalisten gehörigen Warenprodukts, würden diese Wertmarken in die Hände der Kapitalisten zurückkehren, bloß daß hier die Marke Wert nicht nur vorstellt, sondern in ihrer goldnen oder silbernen Leiblichkeit besitzt. Diese Sorte Rückfluß des in Geldform vorgeschoßnen variablen Kapitals durch den Prozeß, worin die Arbeiterklasse als Käufer und die Kapitalistenklasse als Verkäufer erscheint, werden wir später näher untersuchen. Hier aber handelt es sich um einen andern Punkt, der bei diesem Rückfluß des variablen Kapitals zu seinem Ausgangspunkt zu erörtern ist.

Die Kategorie II der jährlichen Warenproduktion besteht aus den mannigfaltigsten Industriezweigen, die aber – mit Bezug auf ihre Produkte – in zwei große Unterabteilungen zerfällt werden können:

a) Konsumtionsmittel, die in den Konsum der Arbeiterklasse eingehn und, soweit sie notwendige Lebensmittel, wenn auch oft der Qualität und dem Wert nach verschieden von denen der Arbeiter, auch einen Teil der Konsumtion der Kapitalistenklasse bilden. Diese ganze Unterabteilung können wir für unsern Zweck zusammenfassen unter der Rubrik: Notwendige Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig, ob ein solches Produkt, wie z.B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt aus ein notwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, daß es gewohnheitsmäßig ein solches.

b) Luxus-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapitalistenklasse eingehn, also nur gegen verausgabten Mehrwert umgesetzt werden können, der dem Arbeiter nie zufällt. Bei der ersten Rubrik ist klar, daß das in der Produktion der ihr angehörigen Warensorten vorgeschoßne variable Kapital in Geldform direkt zurückfließen muß an den Teil der Kapitalistenklasse II (also an die Kapitalisten IIa), welche diese notwendigen Lebensmittel produziert. Sie verkaufen sie an ihre eignen Arbeiter zum Betrag des diesen in Arbeitslohn ausgezahlten variablen Kapitals. Dieser Rückfluß ist direkt mit Bezug auf diese ganze Unterabteilung a der Kapitalistenklasse II, so zahlreich auch die Transaktionen zwischen den Kapitalisten der verschiednen beteiligten Industriezweige sein mögen, wodurch dies rückfließende variable Kapital pro rata verteilt wird. Es sind Zirkulationsprozesse, deren Zirkulationsmittel direkt geliefert werden durch das von den Arbeitern ausgegebne Geld. Anders verhält es sich aber mit Unterabteilung[402] IIb. Der ganze Teil des Wertprodukts, mit dem wir es hier zu tun haben, IIb(v + m) besteht unter der Naturalform von Luxusartikeln, d.h. Artikeln, die die Arbeiterklasse ebensowenig kaufen kann wie den unter Form von Produktionsmitteln bestehenden Warenwert Iv; obgleich diese Luxusmittel wie jene Produktionsmittel Produkte dieser Arbeiter. Der Rückfluß, wodurch das in dieser Unterabteilung vorgeschoßne variable Kapital den kapitalistischen Produzenten in seiner Geldform wiederkehrt, kann also nicht direkt, sondern muß vermittelt sein, ähnlich wie sub Iv.

Nehmen wir z.B. an wie oben für die gesamte Klasse II: v = 500; m = 500; aber das variable Kapital und der ihm entsprechende Mehrwert seien verteilt wie folgt:

Unterabteilung a: Notwendige Lebensmittel: v = 400, m = 400; also eine Warenmasse in notwendigen Konsumtionsmitteln zum Wert von 400v + 400m = 800, oder IIa (400v + 400m).

Unterabteilung b: Luxusmittel zum Wert von 100v + 100m = 200, oder IIb (100v + 100m).

Die Arbeiter von IIb haben in Zahlung für ihre Arbeitskraft 100 erhalten in Geld, sage 100 Pfd. St.; sie kaufen damit von den Kapitalisten IIa Konsumtionsmittel zum Betrag von 100. Diese Kapitalistenklasse kauft damit für 100 der Ware IIb, womit den Kapitalisten IIb ihr variables Kapital in Geldform zurückströmt.

In IIa existieren bereits 400v wieder in Geldform in der Hand der Kapitalisten durch Austausch mit ihren eignen Arbeitern; von dem den Mehrwert darstellenden Teil ihres Produkts ist außerdem der vierte Teil an die Arbeiter IIb abgetreten und dafür IIb (100v) in Luxuswaren bezogen worden.

Wenn wir nun gleiche verhältnismäßige Teilung der Revenueausgabe in notwendige Lebensmittel und Luxusmittel bei den Kapitalisten IIa und IIb voraussetzen – annehmen, daß beide je 3/5 in notwendigen Lebensmitteln, 2/5 in Luxusmitteln ausgeben, so werden die Kapitalisten der Unterklasse IIa ihre Mehrwertsrevenue von 400m auslegen zu 3/5 in ihren eignen Produkten, notwendigen Lebensmitteln, also 240; und zu 2/5 = 160 in Luxusmitteln. Die Kapitalisten der Unterklasse IIb werden ihren Mehrwert = 100m ebenso verteilen: 3/5 = 60 auf notwendige und 2/5 = 40 auf Luxusmittel: diese letztren innerhalb ihrer eignen Unterklasse produziert und umgesetzt.

Die 160 Luxusmittel, die (IIa)m erhält, fließen den Kapitalisten IIa zu wie folgt: Von den (IIa) 400m wurden, wie wir sahen, 100 in Form von notwendigen Lebensmitteln ausgetauscht gegen gleichen Betrag von (IIb)v, die[403] in Luxusmitteln existieren, und weitere 60 in notwendigen Lebensmitteln gegen (IIb) 60m in Luxusmitteln. Die Gesamtrechnung steht dann so:

IIa: 400v + 400m; IIb: 100v + 100m.

1. 400v (a) werden aufgegessen von den Arbeitern IIa, von deren Produkt (notwendigen Lebensmitteln) sie einen Teil bilden; die Arbeiter kaufen sie von den kapitalistischen Produzenten ihrer eignen Abteilung. Diesen kehrt damit 400 Pfd. St. Geld zurück, ihr selbigen Arbeitern in Arbeitslohn gezahlter variabler Kapitalwert von 400; womit sie Arbeitskraft von neuem kaufen können.

2. Ein Teil der 400m (a), gleich den 100v (b), also 1/4 des Mehrwerts (a), wird realisiert in Luxusartikeln wie folgt: Die Arbeiter (b) erhielten von den Kapitalisten ihrer Abteilung (b) in Arbeitslohn 100 Pfd. St.; sie kaufen damit 1/4 von m (a), d.h. Waren, die in notwendigen Lebensmitteln bestehn; die Kapitalisten von a kaufen mit diesem Geld zum selben Wertbelauf Luxusartikel = 100v (b), d.h. eine Hälfte der ganzen Luxusproduktion. Damit kehrt den Kapitalisten b ihr variables Kapital in Geldform zurück, und sie können durch Erneuerung des Ankaufs der Arbeitskraft ihre Reproduktion von neuem beginnen, da das ganze konstante Kapital der Gesamtklasse II schon ersetzt ist durch den Austausch von I(v + m) gegen IIc. Die Arbeitskraft der Luxusarbeiter ist also nur dadurch neu verkäuflich, daß der als Äquivalent für ihren Arbeitslohn geschaffne Teil ihres eignen Produkts, von den Kapitalisten IIa in ihren Konsumtionsfonds gezogen, vermöbelt wird. (Dasselbe gilt für den Verkauf der Arbeitskraft sub I; da das IIc, wogegen sich I(v + m) austauscht, sowohl aus Luxusmitteln wie notwendigen Lebensmitteln besteht und was durch I(v + m) erneuert wird, sowohl die Produktionsmittel der Luxus-wie der notwendigen Lebensmittel ausmacht.)

3. Wir kommen zum Austausch zwischen a und b, soweit er nur Austausch der Kapitalisten der beiden Unterabteilungen. Durch das Bisherige ist erledigt das variable Kapital (400v) und ein Teil des Mehrwerts (100m) in a und das variable Kapital (100v) in b. Wir nahmen ferner an als Durchschnittsverhältnis der kapitalistischen Revenueausgabe in beiden Klassen 2/5 für Luxus und 3/5 für notwendige Lebensbedürfnisse. Außer den bereits für Luxus ausgegebnen 100 entfällt daher auf die ganze Unterklasse a noch 60 für Luxus und im selben Verhältnis, d.h. 40, auf b.

(IIa)m wird also verteilt auf 240 für Lebensmittel und 160 für Luxusmittel = 240 + 160 = 400m (IIa).

(IIb)m verteilt sich in 60 für Lebensmittel und 40 für Luxus: 60 + 40 = 100m (IIb). Die letzten 40 konsumiert diese Klasse aus ihrem eignen[404] Produkt (2/5 ihres Mehrwerts); die 60 für Lebensmittel erhält sie dadurch, daß sie 60 ihres Mehrprodukts für 60m (a) austauscht.

Wir haben also für die ganze Kapitalistenklasse II (wobei v + m bei Unterabteilung a in notwendigen Lebensmitteln existiert, bei b in Luxusmitteln):

IIa (400v + 400m) + IIb (100v + 100m) = 1000; durch die Bewegung so realisiert: 500v (a + b) 〈realisiert in 400v (a) und 100m (a)} + 500m (a + b) 〈realisiert in 300m (a) + 100v (b) + 100m(b)} = 1000.

Für a und b, jedes für sich betrachtet, erhalten wir die Realisation:

a) v/(400va) + m/[240m(a) + 100v(b) + 60m(b)] = 800

b) v/100m(a) + m/[60m(a) + 40m(b) .....] = 200/1000

Halten wir der Einfachheit halber dasselbe Verhältnis zwischen variablem und konstantem Kapital fest (was beiläufig durchaus nicht nötig), so kommt auf 400v(a) ein konstantes Kapital = 1600 und auf 100v(b) ein konstantes Kapital = 400, und wir haben für II folgende zwei Abteilungen a und b:

IIa) 1600c + 400v + 400m = 2400

IIb) 400c + 100v + 100m = 600

und zusammen:

2000c + 500v + 500m = 3000.

Dementsprechend sind von den 2000 IIc in Konsumtionsmitteln, die ausgetauscht werden gegen 2000 I(v + m), 1600 umgesetzt in Produktionsmittel von notwendigen Lebensmitteln und 400 in Produktionsmittel von Luxusmitteln.

Die 2000 I(v + m) würden also selbst zerfallen in (800v + 800m) I für a = 1600 Produktionsmittel notwendiger Lebensmittel und (200v + 200m) I für b = 400 Produktionsmittel für Luxusmittel.

Ein bedeutender Teil nicht nur der eigentlichen Arbeitsmittel, sondern auch der Roh- und Hilfsstoffe etc. für beide Abteilungen ist gleichartig. Was aber die Umsetzungen der verschiednen Wertteile des gesamten Produkts I(v + m) betrifft, so wäre diese Teilung ganz gleichgültig. Sowohl die obigen 800 Iv wie 200 Iv werden dadurch realisiert, daß der Arbeitslohn in Konsumtionsmitteln 1000 IIc verausgabt wird, also das für selben vorgeschoßne Geldkapital gleichmäßig sich bei der Rückkehr verteilt unter die[405] kapitalistischen Produzenten I, ihnen pro rata ihr vorgeschoßnes variables Kapital wieder in Geld ersetzt: andrerseits, was die Realisation der 1000 Im betrifft, so werden auch hier die Kapitalisten gleichmäßig (proportionell zur Größe ihres m) aus der gesamten zweiten Hälfte von IIc = 1000, 600 IIa und 400 IIb in Konsumtionsmitteln ziehn; also diejenigen, welche das konstante Kapital von IIa ersetzen:

480 (3/5) aus 600c (IIa) und 320 (2/5) aus 400c (IIb) = 800;

die das konstante Kapital von IIb ersetzen:

120 (3/5) aus 600c (IIa) und 80 (2/5) aus 400c (IIb) = 200.

Summa = 1000.

Was hier willkürlich ist, sowohl für I wie für II, ist das Verhältnis des variablen Kapitals zum konstanten wie die Dieselbigkeit dieses Verhältnisses für I und II und für ihre Unterabteilungen. Was diese Dieselbigkeit angeht, so ist sie nur der Vereinfachung wegen hier angenommen, und die Annahme verschiedner Verhältnisse würde absolut nichts ändern an den Bedingungen des Problems und an seiner Lösung. Was sich aber als notwendiges Resultat ergibt, bei Voraussetzung einfacher Reproduktion, ist:

1. Daß das unter Naturalform von Produktionsmitteln geschaffne neue Wertprodukt der Jahresarbeit (zerfällbar in v + m) gleich sei dem konstanten Kapitalwert c des durch den andern Teil der Jahresarbeit hergestellten Produktenwerts, reproduziert in Form von Konsumtionsmitteln. Wäre es geringer als IIc, so könnte II sein konstantes Kapital nicht ganz ersetzen; wäre es größer, so bliebe ein Überschuß unbenutzt liegen. In beiden Fällen wäre die Voraussetzung: einfache Reproduktion, verletzt.

2. Daß bei dem unter Form von Konsumtionsmitteln reproduzierten Jahresprodukt das in Geldform vorgeschoßne variable Kapital v von dessen Empfängern, soweit sie Luxusarbeiter sind, nur realisierbar ist in dem Teil der notwendigen Lebensmittel, der den kapitalistischen Produzenten derselben ihren Mehrwert prima facie verkörpert: daß also das v, ausgelegt in der Luxusproduktion, gleich ist einem seinem Wertumfang entsprechenden Teil von m, produziert unter der Form von notwendigen Lebensmitteln, also kleiner sein muß als dieses gesamte m – nämlich (IIa)m –, und daß nur durch die Realisierung jenes v in diesem Teil von m den kapitalistischen Produzenten der Luxusartikel ihr vorgeschoßnes variables Kapital in Geldform zurückkehrt. Es ist dies ein ganz analoges Phänomen wie die Realisierung von I(v + m) in IIc; nur daß im zweiten Fall (IIb)v sich realisiert in einem ihm dem Wertumfang nach gleichen Teil von (IIa)m. Diese Verhältnisse[406] bleiben qualitativ maßgebend bei jeder Verteilung des jährlichen Gesamtprodukts, soweit es in den Prozeß der jährlichen durch Zirkulation vermittelten Reproduktion wirklich eingeht, I(v + m) kann nur realisiert werden in IIc, wie IIc in seiner Funktion als Bestandteil des produktiven Kapitals nur erneubar durch diese Realisation; ebenso ist (IIb)v nur realisierbar in einem Teil von (IIa)m, und (IIb)v nur so wieder rückverwandelbar in seine Form als Geldkapital. Selbstredend gilt dies nur, soweit alles dies wirklich ein Resultat des Reproduktionsprozesses selbst ist, also soweit nicht z.B. die Kapitalisten IIb Geldkapital für v durch Kredit anderweitig aufnehmen. Quantitativ dagegen können die Umsetzungen der verschiednen Teile des Jahresprodukts nur so proportionell stattfinden wie oben dargestellt, soweit Stufenleiter und Wertverhältnisse der Produktion stationär bleiben und soweit diese strengen Verhältnisse nicht alteriert werden durch den auswärtigen Handel.

Wenn man nun nach A. Smithscher Weise sagte, I(v + m) lösen sich auf in IIc, und IIc löst sich auf in I(v + m), oder, wie er öfter und noch abgeschmackter zu sagen pflegt, I(v + m) bilden Bestandteile des Preises (resp. Werts, er sagt value in exchange) von IIc, und IIc bildet den ganzen Bestandteil des Werts I(v + m), so könnte und müßte man ebenfalls sagen (IIb)v löst sich auf in (IIa)m, oder (IIa)m in (IIb)v, oder (IIb)v bildet einen Bestandteil des Mehrwerts IIa, und vice versa: der Mehrwert löste sich so auf in Arbeitslohn, resp. variables Kapital, und das variable Kapital bildete einen »Bestandteil« des Mehrwerts. Diese Abgeschmacktheit findet sich soweit in der Tat bei A. Smith, da bei ihm der Arbeitslohn bestimmt ist durch den Wert der notwendigen Lebensmittel, diese Warenwerte dahingegen wieder durch den Wert des in ihnen enthaltnen Arbeitslohns (variablen Kapitals) und Mehrwerts. Er ist so absorbiert durch die Bruchstücke, worin das Wertprodukt eines Arbeitstags auf kapitalistischer Basis zerfällbar – nämlich in v + m –, daß er ganz darüber vergißt, daß es beim einfachen Warenaustausch ganz gleichgültig, ob die in verschiedner Naturalform existierenden Äquivalente aus bezahlter oder unbezahlter Arbeit bestehn, da sie in beiden Fällen gleichviel Arbeit zu ihrer Produktion kosten; und daß es ebenso gleichgültig ist, ob die Ware des A ein Produktionsmittel und die des B ein Konsumtionsmittel, ob nach dem Verkauf die eine Ware als Kapitalbestandteil zu fungieren hat, die andre dagegen in den Konsumtionsfonds eingeht und secundum Adam als Revenue verzehrt wird. Der Gebrauch, den der individuelle Käufer von seiner Ware macht, fällt nicht in den Warenaustausch,[407] in die Zirkulationssphäre, und berührt nicht den Wert der Ware. Dies wird in keiner Weise dadurch anders, daß bei Analyse der Zirkulation des jährlichen gesellschaftlichen Gesamtprodukts die bestimmte Gebrauchsbestimmung, das Moment der Konsumtion der verschiednen Bestandteile jenes Produkts in Betracht kommen muß.

Bei obig konstatierter Umsetzung von (IIb)v gegen einen gleichwertigen Teil von (IIa)m und bei den weitern Umsetzungen zwischen (IIa)m und (IIb)m ist keineswegs vorausgesetzt, daß, seien es die einzelnen Kapitalisten von IIa und IIb, seien es ihre respektiven Gesamtheiten, sie im selben Verhältnis ihren Mehrwert zwischen notwendigen Konsumtionsgegenständen und Luxusmitteln teilen. Einer mag mehr in dieser Konsumtion, ein andrer mehr in jener verausgaben. Auf dem Boden der einfachen Reproduktion ist nur vorausgesetzt, daß eine Wertsumme, gleich dem ganzen Mehrwert, in Konsumtionsfonds realisiert wird. Die Grenzen sind also gegeben. Innerhalb jeder Abteilung mag der eine mehr in a, der andre mehr in b leisten; dies kann sich aber wechselseitig kompensieren, so daß die Kapitalistenklassen a und b, als ganze genommen, sich je im selben Verhältnis an beiden beteiligen. Die Wertverhältnisse – der proportionelle Anteil am Gesamtwert des Produkts II für die zwei Sorten Produzenten a und b – also auch ein bestimmtes quantitatives Verhältnis zwischen den Produktionszweigen, welche jene Produkte liefern – sind aber notwendig gegeben in jedem konkreten Fall; nur das Verhältnis, das beispielsweis figuriert, ist ein hypothetisches; wird ein andres angenommen, so ändert dies nichts an den qualitativen Momenten; nur die quantitativen Bestimmungen würden sich ändern. Tritt aber durch irgendwelche Umstände eine wirkliche Verändrung in der proportionellen Größe von a und b ein, so würden sich auch die Bedingungen der einfachen Reproduktion entsprechend ändern.


Aus dem Umstand, daß (IIb)v realisiert wird in einem äquivalenten Teil von (IIa)m, folgt, daß im Verhältnis, wie der Luxusteil des jährlichen Produkts wächst, wie also ein steigendes Quotum der Arbeitskraft absorbiert wird in der Luxusproduktion – daß im selben Verhältnis die Rückverwandlung des in (IIb)v vorgeschoßnen variablen Kapitals in Geldkapital, das von neuem als Geldform des variablen Kapitals fungiert, und damit die Existenz und Reproduktion des in IIb beschäftigten Teils der Arbeiterklasse – ihre Zufuhr notwendiger Konsumtionsmittel – bedingt wird durch die Verschwendung der Kapitalistenklasse, den Umsatz eines bedeutenden Teils ihres Mehrwerts in Luxusartikel.[408]

Jede Krise vermindert die Luxuskonsumtion momentan; sie verlangsamt, verzögert die Rückverwandlung des (IIb)v in Geldkapital, läßt sie nur teilweis zu und wirft damit einen Teil der Luxusarbeiter aufs Pflaster, während sie andrerseits den Verkauf der notwendigen Konsumtionsmittel eben dadurch auch ins Stocken bringt und verringert. Ganz abgesehn von den gleichzeitig abgedankten, unproduktiven Arbeitern, die für ihre Dienste einen Teil der Luxusausgabe der Kapitalisten empfangen (diese Arbeiter selbst sind pro tanto Luxusartikel) und die sich sehr stark beteiligen namentlich auch an der Konsumtion notwendiger Lebensmittel etc. Umgekehrt in der Prosperitätsperiode, und namentlich während der Zeit ihrer Schwindelblüte – wo schon aus andren Gründen der relative, in Waren ausgedrückte Wert des Geldes fällt (ohne wirkliche sonstige Wertrevolution), also der Preis der Waren, unabhängig von ihrem eignen Wert, steigt. Nicht nur steigt die Konsumtion notwendiger Lebensmittel; die Arbeiterklasse (in die nun ihre ganze Reservearmee aktiv eingetreten) nimmt auch momentanen Anteil an der Konsumtion ihr sonst unzugänglicher Luxusartikel, außerdem auch an der Klasse der notwendigen Konsumtionsartikel, die sonst zum größten Teil »notwendige« Konsumtionsmittel nur für die Kapitalistenklasse bildet, was seinerseits eine Steigerung der Preise hervorruft.

Es ist eine reine Tautologie zu sagen, daß die Krisen aus Mangel an zahlungsfähiger Konsumtion oder an zahlungsfähigen Konsumenten hervorgehn. Andre Konsumarten als zahlende kennt das kapitalistische System nicht, ausgenommen die sub forma pauperis oder die des »Spitzbuben«. Daß Waren unverkäuflich sind, heißt nichts, als daß sich keine zahlungsfähigen Käufer für sie fanden, also Konsumenten (sei es nun, daß die Waren in letzter Instanz zum Behuf produktiver oder individueller Konsumtion gekauft werden). Will man aber dieser Tautologie einen Schein tiefrer Begründung dadurch geben, daß man sagt, die Arbeiterklasse erhalte einen zu geringen Teil ihres eignen Produkts, und dem Übelstand werde mithin abgeholfen, sobald sie größern Anteil davon empfängt, ihr Arbeitslohn folglich wächst, so ist nur zu bemerken, daß die Krisen jedesmal gerade vorbereitet werden durch eine Periode, worin der Arbeitslohn allgemein steigt und die Arbeiterklasse realiter größern Anteil an dem für Konsumtion bestimmten Teil des jährlichen Produkts erhält. Jene Periode müßte – von dem Gesichtspunkt dieser Ritter vom gesunden und »einfachen« (!) Menschenverstand – umgekehrt die Krise entfernen. Es scheint also, daß die kapitalistische Produktion vom guten oder bösen Willen unabhängige[409] Bedingungen einschließt, die jene relative Prosperität der Arbeiterklasse nur momentan zulassen, und zwar immer nur als Sturmvogel einer Krise.52

Man sah vorhin, wie das proportionelle Verhältnis zwischen der Produktion notwendiger Konsumtionsmittel und der Produktion von Luxus die Teilung von II(v + m) zwischen IIa und IIb bedingte – also auch die von IIc zwischen (IIa)c und (IIb)c. Sie greift also den Charakter und die quantitativen Verhältnisse der Produktion bis an die Wurzel an und ist ein wesentlich bestimmendes Moment ihrer Gesamtgestaltung.

Die einfache Reproduktion ist der Sache nach auf die Konsumtion als Zweck gerichtet, obgleich die Ergatterung von Mehrwert als treibendes Motiv der individuellen Kapitalisten erscheint; aber der Mehrwert – welches immer seine proportionelle Größe – soll schließlich hier dienen nur für die individuelle Konsumtion des Kapitalisten.

Soweit die einfache Reproduktion Teil und bedeutendster Teil auch jeder jährlichen Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bleibt dies Motiv in Begleitung von und im Gegensatz zu dem Motiv der Bereicherung als solcher. Die Sache erscheint in Wirklichkeit verwickelter, weil Teilnehmer (partners) an der Beute – dem Mehrwert des Kapitalisten – als von ihm unabhängige Konsumenten auftreten.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1963, Band 24, S. 401-410.
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