[41] Nachdem sie über die Internationale, so wie sie ist, ein Strafgericht gehalten haben, sagen uns die Sechzehn jetzt, wie sie sein müßte.
Zunächst müßte der Generalrat nominell ein einfaches Büro für Korrespondenz und Statistik werden. Indem seine administrativen Funktionen aufhören, würde sich seine Korrespondenz notwendigerweise auf die Wiedergabe der in den Zeitungen der Assoziation bereits veröffentlichten Informationen beschränken. Das Korrespondenzbüro wäre damit überflüssig. Was die Statistik angeht, so ist das eine undurchführbare Arbeit, falls eine mächtige Organisation und besonders, wie es die ursprünglichen Statuten ausdrücklich sagen, eine gemeinsame Leitung fehlt. Oder, da dies alles stark nach »Autoritarismus« riecht, es würde vielleicht ein Büro geben, aber gewiß keine Statistik. Mit einem Wort, der Generalrat verschwindet. Dieselbe Logik erschlägt die Föderalräte, die lokalen Komitees und andere »autoritäre« Zentren. Bleiben allein die autonomen Sektionen.
Welche Mission werden dann diese »autonomen Sektionen« haben, frei föderiert und glücklicherweise von jeder höherstehenden Macht befreit, »auch wenn diese höherstehende Macht von Arbeitern gewählt und konstituiert worden ist«?[41]
Hier wird es notwendig, das Zirkular durch den Bericht des Jurassischen Föderalkomitees zu ergänzen, der dem Kongreß der Sechzehn vorgelegt worden ist.
»Um aus der Arbeiterklasse die wahre Vertreterin der neuen Interessen der Menschheit zu machen«, muß ihre Organisation »von der Idee geleitet werden, die triumphieren soll. Diese Idee aus den Bedürfnissen unserer Epoche, den innersten Bestrebungen der Menschheit durch ein fortgesetztes Studium der Erscheinungen des sozialen Lebens herauslösen, diese Idee alsdann in das Innere unserer Arbeiterorganisationen eindringen lassen, das muß das Ziel sein«, etc. Endlich muß man »inmitten unserer Arbeiterbevölkerung eine wahre sozialistische revolutionäre Schule gründen«.
So verwandeln sich die autonomen Arbeitersektionen mit einem Male in Schulen, deren Lehrer die Herren der Allianz sein werden. Sie lösen die Idee heraus durch »fortgesetzte Studien«, die nicht die geringste Spur hinterlassen. Sie »lassen sie dann in das Innere unserer Arbeiterorganisationen eindringen«. Für sie ist die Arbeiterklasse eine rohe Materie, ein Chaos, das, um Gestalt anzunehmen, die Eingebung ihres Heiligen Geistes nötig hat.
All das ist nur eine Umschreibung des alten Programms der Allianz, das mit den Worten begann:
»Nachdem sich die sozialistische Minderheit der Friedens- und Freiheitsliga von dieser Liga getrennt hat«, beabsichtigt sie, »eine neue Allianz der sozialistischen Demokratie...« zu gründen, »die sich als spezielle Mission das Studium der politischen und philosophischen Fragen... gestellt hat.«
Da haben wir die Idee, die sich daraus »herauslöst«!
»Ein solches Unternehmen... wird den aufrichtigen sozialistischen Demokraten Europas und Amerikas das Mittel geben, sich zu verständigen und ihre Ideen zu bekräftigen.«8[42]
Nach ihrem eigenen Eingeständnis hat sich also die Minderheit einer bürgerlichen Gesellschaft einige Zeit vor dem Baseler Kongreß nur deshalb in die Internationale eingeschlichen, um sich ihrer als Mittel zu bedienen, den Arbeitermassen gegenüber als Priester einer Geheimwissenschaft, einer Vier-Phrasen-Wissenschaft, aufzutreten, deren Gipfelpunkt »die ökonomische und soziale Gleichheit der Klassen« ist.
Außer dieser »theoretischen Mission« hat die neue der Internationale vorgeschlagene Organisation auch ihre praktische Seite.
»Die künftige Gesellschaft«, sagt das Zirkular der Sechzehn, »soll nichts anderes sein als die Verallgemeinerung der Organisation, die sich die Internationale wird geben sollen. Wir müssen daher dafür Sorge tragen, diese Organisation soweit wie möglich unserem Ideal anzunähern.«
»Wie will man es erreichen, daß eine gleiche und freie Gesellschaft aus einer autoritären Organisation hervorgeht? Das ist unmöglich. Die Internationale, Keim der künftigen menschlichen Gesellschaft, muß von jetzt an das getreue Ebenbild unserer Prinzipien von Freiheit und Föderation werden.«
Mit anderen Worten, wie die Klöster des Mittelalters das Ebenbild des himmlischen Lebens repräsentierten, soll die Internationale das Ebenbild des neuen Jerusalems werden, dessen »Keim« die Allianz in ihrem Schoße trägt. Die Pariser Föderierten hätten keine Niederlage erlitten, wenn sie begriffen hätten, daß die Kommune »der Keim der künftigen menschlichen Gesellschaft« war, und sich jeder Disziplin und aller Waffen entledigt hätten. Dinge, die verschwinden müssen, sobald es keine Kriege mehr gibt.
Aber um es ganz klarzumachen, daß nicht die Sechzehn trotz ihrer »fortgesetzten Studien« dieses hübsche Projekt der Desorganisation und Entwaffnung der Internationale in einem Augenblick ausgeheckt haben, wo sie um ihre Existenz kämpft, hat Bakunin soeben den Originaltext in seiner Denkschrift über die Organisation der Internationale veröffentlicht (siehe »Almanach du Peuple pour 1872«, Genève).