[43] Lesen Sie jetzt den vom Jurassischen Komitee dem Kongreß der Sechzehn vorgelegten Bericht.
»Diese Lektüre«, sagt ihre offizielle Zeitung, die »Révolution Sociale« (16. November), »wird den genauen Maßstab dessen geben, was man an Ergebenheit und praktischem Intellekt von den Anhängern der Jurassischen Föderation erwarten kann.«[43]
Der Vortrag beginnt damit, daß er »diesen schrecklichen Ereignissen« – dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Bürgerkrieg in Frankreich – einen »teilweise demoralisierenden Einfluß... auf die Lage der Sektionen der Internationale« zuschreibt.
Wenn der Deutsch-Französische Krieg tatsächlich zur Desorganisation der Sektionen führen mußte, da durch ihn eine große Anzahl von Arbeitern in die beiden Armeen gepreßt wurde, so ist es nicht weniger wahr, daß der Sturz des Kaiserreichs und die offene Verkündung des Eroberungskrieges durch Bismarck einen leidenschaftlichen Kampf in Deutschland und England hervorriefen zwischen der Bourgeoisie, die für die Preußen Partei ergriff, und dem Proletariat, das mehr denn je seine internationalen Gefühle bekräftigte. Schon allein dadurch mußte die Internationale in diesen beiden Ländern an Boden gewinnen. In Amerika erzeugte dieselbe Tatsache eine Spaltung in der ungeheuer großen deutschen proletarischen Emigration, der internationalistische Teil trennte sich entschieden von dem chauvinistischen Teil.
Andererseits hat die Errichtung der Pariser Kommune der äußeren Entwicklung der Internationale und der mutigen Verteidigung ihrer Prinzipien durch die Sektionen aller Nationalitäten einen bisher noch nie dagewesenen Aufschwung gegeben – ausgenommen indessen die Jurassier, deren Bericht wie folgt fortfährt: seit »dem Beginn des gigantischen Kampfes... drängt sich die Überlegung auf... die einen machen sich davon, um ihre Schwäche zu verbergen... Für viele ist diese Situation« (in ihren Reihen) »ein Zeichen des Verfalls«, aber »es ist im Gegenteil... eine Situation, die geeignet ist, die Internationale vollständig umzuwandeln«, nach ihrem Ebenbild. Man wird nach einer gründlicheren Prüfung einer so günstigen Situation diesen frommen Wunsch verstehen.
Wenn wir die aufgelöste und seitdem durch die Sektion Malon ersetzte Allianz beiseite lassen, hatte das Komitee die Lage von zwanzig Sektionen zu beurteilen. Sieben von ihnen haben ihr ganz offen den Rücken zugewandt; hierüber sagt der Bericht folgendes:
»Die Sektion der Uhrgehäusemacher und diejenige der Graveure und Guillocheure von Biel haben niemals auf irgendeine der Mitteilungen, die wir an sie gerichtet hatten, geantwortet.«
»Die Gewerksektionen von Neuchâtel, ob es sich um Tischler, Uhrgehäusemacher oder Graveure und Guillocheure handelt, haben auf die Mittellungen des Föderalkomitees keine Antwort gegeben.«
»Wir konnten keine Nachricht von der Sektion von Val de Ruz erhalten.«
[44] »Die Sektion der Graveure und Guillocheure von Locle hat auf die Mitteilungen des Föderalkomitees keine Antwort gegeben.«
Das nennt sich freier Verkehr autonomer Sektionen mit ihrem Föderalkomitee.
Eine andere Sektion, die
»der Graveure und Guillocheure des Distrikts von Courtelary... konstituiert sich... nach drei Jahren beharrlicher Ausdauer... in diesem Augenblick... als Widerstandsgesellschaft«
außerhalb der Internationale, was sie keineswegs daran hindert, sich durch zwei Delegierte auf dem Kongreß der Sechzehn vertreten zu lassen.
Es kommen jetzt vier tote Sektionen:
»Die Zentralsektion von Biel ist augenblicklich zerfallen; eines ihrer ergebenen Mitglieder schrieb uns indessen kürzlich, daß nicht alle Hoffnung verloren wäre, die Internationale in Blei wiederauferstehen zu sehen.«
»Die Sektion von Saint-Blaise ist zerfallen.«
»Die Sektion von Catébat mußte nach einer glänzenden Existenz den Intrigen weichen, die von den Herren (!) dieser Ortschaft zwecks Auflösung dieser tapferen (!) Sektion angezettelt wurden.«
»Schließlich wurde auch die Sektion von Corgémont das Opfer herrschaftlicher Intrigen.«
Es folgt dann die Zentralsektion des Distrikts Courtelary, die
»eine weise Maßnahme ergriff: sie suspendierte ihre Tätigkeit«,
was sie nicht daran hinderte, zwei Delegierte zum Kongreß der Sechzehn zu entsenden.
Jetzt folgen vier Sektionen von mehr als problematischer Existenz.
»Die Sektion von Grange ist auf einen kleinen Kern sozialistischer Arbeiter reduziert... Ihre lokale Tätigkeit ist durch ihre beschränkte Mitgliederzahl gelähmt.«
»Die Zentralsektion von Neuchâtel hatte beträchtlich unter den Ereignissen zu leiden, und wäre nicht die Ergebenheit und die Aktivität einiger ihrer Mitglieder, so wäre ihr Zusammenbruch gewiß gewesen.«
»Die Zentralsektion von Locle, seit einigen Monaten zwischen Leben und Tod schwebend, hat sich schließlich aufgelöst. Vor kurzem hat sie sich neu konstituiert«,
augenscheinlich zu dem einzigen Zweck, zwei Delegierte zu dem Kongreß der Sechzehn zu entsenden.
[45] »Die Sektion sozialistischer Propaganda von La Chaux-de-Fonds befindet sich in einer kritischen Situation... Ihre Lage, weit davon entfernt, sich zu verbessern, neigt eher dazu, sich zu verschlechtern.«
Es folgen zwei Sektionen, die Studienzirkel von Saint-Imier und von Sonvillier, die nur nebenbei erwähnt sind und über deren Zustand kein einziges Wort gesagt wird.
Es bleibt die Mustersektion, die, ihrem Namen Zentralsektion nach zu urteilen, selbst nur der Überrest anderer, verschwundener Sektionen ist.
»Die Zentralsektion von Moutier ist sicherlich diejenige, die am wenigsten gelitten hat... Ihr Komitee hat in dauernder Verbindung mit dem Föderalkomitee gestanden... Sektionen sind noch nicht gegründet worden...«
Das wird so erklärt:
»Die Tätigkeit der Sektion von Moutier ist ganz besonders begünstigt durch die ausgezeichnete Neigung der Arbeiterbevölkerung... zu den Volkssitten; wir würden es gern sehen, wenn sich die Arbeiterklasse dieser Gegend noch unabhängiger von politischen Elementen machte.«
Tatsächlich, man sieht, daß dieser Bericht
»den genauen Maßstab dessen gibt, was man an Ergebenheit und praktischem Intellekt von den Anhängern der Jurassischen Föderation erwarten kann«.
Sie hätten der Vollständigkeit halber hinzufügen können, daß die Arbeiter von La Chaux-de-Fonds, dem ursprünglichen Sitz ihres Komitees, stets jede Beziehung zu ihnen verschmäht haben. Erst kürzlich, in der Generalversammlung vom 18. Januar 1872, haben sie auf das Zirkular der Sechzehn durch einmütige Abstimmung geantwortet, indem sie die Beschlüsse der Londoner Konferenz und den Beschluß des romanischen Kongresses vom Mai 1871 bestätigten:
»die Bakunin, Guillaume und ihre Adepten für immer aus der Internationale auszuschließen«.
Muß man auch nur ein einziges Wort über den Wert dieses angeblichen Kongresses von Sonvillier hinzufügen, der es nach seinen eigenen Worten »zum Ausbruch des Krieges, des offenen Krieges im Schoße der Internationale« gebracht hat?
Gewiß haben diese Leute, die um so mehr Lärm machen, je nichtiger sie sind, einen unbestreitbaren Erfolg gehabt. Die ganze liberale und Polizeipresse hat offen ihre Partei ergriffen; sie sind in ihren persönlichen Schmähungen gegen den Generalrat und in ihren kraftlosen Angriffen gegen die Internationale von den angeblichen Weltverbesserern aller Länder unterstützt worden – in England von den Bourgeois-Republikanern, deren[46] Intrigen der Generalrat vereitelte, in Italien von den dogmatischen Freidenkern, die unter der Fahne Stefanonis soeben eine Allgemeine Gesellschaft der Rationalisten mit ihrem obligatorischen Sitz in Rom gegründet haben, eine »autoritäre« und »hierarchische« Organisation mit atheistischen Mönchs- und Nonnenklöstern, in deren Statuten jedem bürgerlichen Stifter von zehntausend Franken eine im Kongreßsaal aufzustellende Marmorbüste zugesichert wird; endlich in Deutschland von den bismarckschen Sozialisten, welche außerhalb ihres Polizeiblatts, des »Neuen Social-Demokraten«, die weißen Blusen des preußisch-deutschen Kaiserreichs darstellen.
Das Konklave von Sonvillier fordert in einem pathetischen Appell von allen Sektionen der Internationale, auf der Dringlichkeit eines sofortigen Kongresses zu bestehen, »um«, wie die Bürger Malon und Lefrançais sagen, »den fortgesetzten Amtsüberschreitungen des Londoner Rats ein Ende zu bereiten« – in Wirklichkeit, um die Allianz an die Stelle der Internationale zu setzen. Dieser Appell hat ein so ermutigendes Echo gefunden, daß sie sofort daran gehen mußten, eine Abstimmung des letzten belgischen Kongresses zu fälschen. Sie sagen in ihrem offiziellen Organ (»Révolution Sociale« vom 4. Januar 1872):
»Schließlich, was noch wichtiger ist, haben sich die belgischen Sektionen auf dem Brüsseler Kongreß am 24. und 25. Dezember versammelt und einmütig einer Resolution zugestimmt, die mit jener des Kongresses von Sonvillier identisch ist, nämlich der über die Dringlichkeit der Einberufung eines allgemeinen Kongresses.«
Es ist wichtig festzustellen, daß der belgische Kongreß genau für das Gegenteil gestimmt hat. Er hat den nächsten belgischen Kongreß, der erst im Juni stattfinden wird, beauftragt, einen Entwurf der neuen Allgemeinen Statuten auszuarbeiten, um ihn dem nächsten Kongreß der Internationale vorzulegen.
In Übereinstimmung mit der ungeheuren Mehrheit der Internationale wird der Generalrat den Jahreskongreß erst für September 1872 einberufen.
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