[47] Einige Wochen nach der Konferenz kamen die Herren Albert Richard und Gaspard Blanc, die einflußreichsten und glühendsten Mitglieder der Allianz nach London mit dem Auftrag, unter den französischen Flüchtlingen Bundesgenossen zu werben, die bereit wären, für die Restauration des Kaiserreichs zu wirken, dem nach ihrer Ansicht einzigen Mittel, sich Thiers'[47] zu entledigen und nicht mit: leerem Beutel dazustehen. Der Generalrat unterrichtete die daran Interessierten, darunter auch den Brüsseler Föderalrat, von ihren bonapartistischen Umtrieben.
Im Januar 1872 warfen sie die Maske ab und veröffentlichten die Broschüre: »L'Empire et la France nouvelle. Appel du peuple et de la jeunesse à la conscience française«, von Albert Richard und Gaspard Blanc, Brüssel 1872.
Mit der gewöhnlichen Bescheidenheit der Scharlatane der Allianz preisen sie sich folgendermaßen an:
»Wir, die wir die große Armee des französischen Proletariats gebildet hatten,... wir, die einflußreichsten Führer der Internationalen in Frankreich9,... wir sind glücklicherweise nicht erschossen worden, und wir sind da, um angesichts jener (der ehrgeizigen Parlamentsredner, der vollwanstigen Republikaner, der angeblichen Demokraten jeder Gattung) die Fahne aufzupflanzen, in deren Schatten wir kämpfen, und um dem erstaunten Europa trotz der Verleumdungen, trotz der Drohungen, trotz der Angriffe[48] jeder Art, die uns erwarten, jenen Ruf entgegenzuschleudern, der aus der Tiefe unseres Gewissens kommt und bald in den Herzen aller Franzosen widerhallen wird:
›VIVE L'EMPEREUR!‹
Napoleon III., verhöhnt und angespien, muß glänzend rehabilitiert werden«,
und die Herren Albert Richard und Gaspard Blanc, die aus den Geheimfonds der III. Invasion bezahlt werden, sind besonders mit dieser Rehabilitierung beauftragt.
Übrigens gestehen sie:
»Es ist die logische Weiterentwicklung unserer Ideen, die uns zu Anhängern des Kaiserreichs gemacht hat.«
Das ist ein Geständnis, das ihre Glaubensgenossen von der Allianz angenehm berühren muß. Wie in den schönen Tagen der »Solidarité« leiern A. Richard und G. Blanc ihre alten Phrasen von der »politischen Abstention« her, die nach Angaben ihrer »logischen Weiterentwicklung« nur unter dem absolutesten Despotismus Wirklichkeit werden kann, wenn sich die Arbeiter ebenso jeder Einmischung in die Politik enthalten, wie sich der Gefangene jedes Spaziergangs bei Sonnenschein enthält.
»Die Zeit der Revolutionäre«, sagen sie, »ist vorüber... der Kommunismus ist nach Deutschland und nach England, besonders aber nach Deutschland, verbannt. Dort übrigens ist er schon seit langem ernsthaft ausgearbeitet worden, um sich dann in der ganzen Internationale auszubreiten, und dieses beunruhigende Fortschreiten des deutschen Einflusses in der Assoziation hat nicht wenig dazu beigetragen, deren Entwicklung aufzuhalten, oder vielmehr, ihr einen neuen Kurs in den Sektionen im Zentrum und Süden Frankreichs zu geben, die niemals von irgendeinem Deutschen eine Parole übernommen haben.«
Glaubt man nicht, den obersten Hierophanten selbst zu hören, der von der Gründung der Allianz an in seiner Eigenschaft als Russe sich die spezielle Mission zuschrieb, die lateinischen Rassen zu vertreten; oder gar »die wahren Missionare« der »Révolution Sociale« (2. November 1871), die »den Rückwärtsgang« anprangern, »den die deutschen und bismarckschen Gehirne der Internationale aufzuzwingen sich bemühen«?
Aber glücklicherweise ist die wahre Tradition nicht verlorengegangen und die Herren Albert Richard und Gaspard Blanc sind nicht erschossen worden! Auch ihre »Arbeit« besteht nach ihnen darin, daß sie der Internationale im Zentrum und Süden Frankreichs »einen neuen Kurs geben«, indem sie versuchen, bonapartistische Sektionen zu gründen, die schon allein dadurch dem Wesen nach »autonom« sind.[49]
Was die von der Londoner Konferenz empfohlene Konstituierung des Proletariats als politische Partei anbelangt, »so werden wir« – Richard und Blanc –
»nach der Restauration des Kaiserreichs damit rasch fertig, nicht nur mit den sozialistischen Theorien, sondern auch mit dem Beginn der Verwirklichung, die sie durch die revolutionäre Organisation der Massen erfahren«.
Mit einem Wort, unter Ausnutzung des großen »Prinzips der Autonomie der Sektionen«, das »die wahre Macht der Internationale ausmacht... besonders in den Ländern lateinischer Rasse« (»Révolution Sociale« vom 4. Januar), spekulieren diese Herren auf die Anarchie in der Internationale.
Die Anarchie, das ist das große Paradepferd ihres Meisters Bakunin, der von allen sozialistischen Systemen nur die Aufschriften genommen hat. Alle Sozialisten verstehen unter Anarchie dieses: Ist einmal das Ziel der proletarischen Bewegung, die Abschaffung der Klassen erreicht, so verschwindet die Gewalt des Staates, welche dazu dient, die große produzierende Mehrheit unter dem Joche einer wenig zahlreichen ausbeutenden Minderheit zu halten, und die Regierungsfunktionen verwandeln sich in einfache Verwaltungsfunktionen. Die Allianz greift die Sache am umgekehrten Ende an. Sie proklamiert die Anarchie in den Reihen der Proletarier als das unfehlbarste Mittel, die gewaltigen, in den Händen der Ausbeuter konzentrierten gesellschaftlichen und politischen Machtmittel zu brechen. Unter diesem Vorwande verlangt sie von der Internationalen in demselben Augenblick, wo die alte Welt sie zu vernichten sucht, daß sie ihre Organisation durch die Anarchie ersetze. Die internationale Polizei verlangt auch nichts weiter, um die Republik Thiers' zu verewigen, indem sie sie mit dem Kaisermantel bedeckt.10
[50] Der Generalrat:
R. Applegarth, Antoine Arnaud, M. J. Boon, F. Bradnick, G. H. Buttery, F. Cournet, Delahaye, Eugène Dupont, W. Hales, Hurliman, Jules Johannard, Harriet Law, F. Leßner, Lochner, Marguerite, Constant Martin, Z. Maurice, Henry Mayo, George Milner, Charles Murray, Pfänder, Vitale Regis, J. Rozwadowski, John Roach, Rühl, G. Ranvier, Sadler, Cowell Stepney, Alf. Taylor, W. Townshend, Éd. Vaillant, John Weston. F. J. Yarrow
Korrespondierende Sekretäre:
Karl Marx, Deutschland und Rußland; Leo Frankel, Österreich und Ungarn; A. Herman, Belgien; Th. Mottershead, Dänemark; J. G. Eccarius, Vereinigte Staaten; Le Moussu, französische Sektionen der Vereinigten Staaten; Aug. Serraillier, Frankreich; Charles Rochat, Holland; J. P. Mac Donnel, Irland; Fried. Engels, Italien und Spanien; Walery Wróblewski, Polen; H. Jung, Schweiz
Charles Longuet, Präsident der Sitzung
Hermann Jung, Schatzmeister
John Hales, Generalsekretär
33, Rathbone Place, W.
London, den 5. März 1872[51]
Buchempfehlung
Von einem Felsgipfel im Teutoburger Wald im Jahre 9 n.Chr. beobachten Barden die entscheidende Schlacht, in der Arminius der Cheruskerfürst das römische Heer vernichtet. Klopstock schrieb dieses - für ihn bezeichnende - vaterländische Weihespiel in den Jahren 1766 und 1767 in Kopenhagen, wo ihm der dänische König eine Pension gewährt hatte.
76 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro