7. Wichtigkeit des Berufs

[75] Mong Dsï sprach: »Warum sollte ein Pfeilmacher an sich weniger Liebe haben als ein Panzerschmied? Aber der Pfeilmacher muß darauf bedacht sein, die Menschen zu verletzen, ein Panzerschmied muß darauf bedacht sein, die Menschen vor Verletzungen zu schützen. Ebenso steht es mit dem Gesundbeter und dem Sargmacher. Darum ist die Wahl des Berufes etwas, das wohl beachtet werden muß.

Meister Kung sprach: ›Gute Menschen machen die Schönheit eines Platzes aus. Wer die Wahl hat und nicht unter guten Menschen weilt, wie kann der wirklich weise genannt werden27?‹ Liebe ist der höchste göttliche Adel und der Menschen friedliches Heim. Unbehindert von außen nicht die Liebe erstreben, das ist Mangel an Weisheit. Ohne Liebe, ohne Weisheit, ohne Sitte, ohne Pflichtgefühl – so sind die Sklaven. Sklave sein und sich der Sklaverei schämen, ist, wie wenn ein Bogenmacher sich des Bogenmachens schämte, oder ein Pfeilmacher sich des Pfeilmachens schämte. Wer Scham empfindet, tut am besten, Liebe zu üben. Der gütige Mensch macht's wie der Schütze28. Der Schütze nimmt sich erst zusammen, dann schießt er los. Hat er geschossen und nicht getroffen, so grollt er nicht dem Sieger, sondern sucht die Schuld allein bei sich.«

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 75.
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