9. Schwierigkeit der Fürstenbelehrung

[166] Mong Dsï sprach: »Kein Wunder, daß der König nicht verständig wird. Selbst eine Pflanze, die von allen Pflanzen auf Erden am leichtesten wächst, kann nicht gedeihen, wenn man sie einen Tag in die Sonne stellt und dann wieder zehn Tage der Kälte aussetzt. Ich sehe ihn nur selten. Wenn ich gehe, so kommen die andern herbei und machen ihn wieder kalt. Wenn ich dann auch einen Keim in ihm entwickelt habe, was hilft's!

Das Schachspiel ist als Kunst nur eine kleine Kunst. Aber wer nicht mit ganzem Herzen und festem Willen dabei ist, lernt es nicht. Der Schachspieler Tsiu ist der beste Schachspieler im ganzen Land10. Angenommen, der Schachspieler Tsiu unterrichtet zwei Leute im Schachspiel. Der eine ist mit ganzem Herzen und festem Willen dabei und hört nur auf die Worte des Schachspielers Tsiu. Der andere hört wohl auch hin, aber in seinem Herzen denkt er nur daran, daß jetzt ein Schwan käme; er stellt sich vor, wie er den Bogen spannt, den Pfeil auflegt und nach ihm schießt. Obwohl er mit dem andern zugleich lernt, kommt er ihm doch nicht gleich. Ist es etwa, daß sein Verstand geringer wäre? Ich sage: Nein!«

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 166.
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