10. Kultur und Staatseinkünfte

[179] Bai Gui16 sprach: »Ich möchte nur den Zwanzigsten erheben. Wie wäre das?«

Mong Dsï sprach: »Eure Art ist die Art der mongolischen Nomaden. Wenn eine Stadt von zehntausend Häusern nur einen Töpfer hätte, ginge das an?«

Jener sprach: »Nein, das Geschirr würde da nicht ausreichen.«

Mong Dsï sprach: »In der Mongolei wachsen nicht die fünf Kornarten; nur Hirse gedeiht dort. Es gibt dort keine ummauerten Städte, keine Gebäude und Tempel, nicht die Bräuche der Opfer; es gibt keine Fürsten, keine Geschenke an Seide, keine[179] Hoffeste; es gibt keine Beamten und Angestellten: darum kommt man dort mit dem Zwanzigsten aus.

Nun leben wir aber im Reich der Mitte: wie ließe es sich machen, auf alle gesellschaftlichen Rücksichten zu verzichten, alle höher gebildeten Männer zu entbehren? Wenn zu wenig Töpfer in einem Lande sind, kann man nicht auskommen; wie erst, wenn es keine Gebildeten gibt! Wer die Abgaben leichter machen will, als es Yaus und Schuns Art war, der kommt schließlich auf eine größere oder kleinere Mongolei hinaus, wie der, der sie schwerer machen will, schließlich auf eine größere oder kleinere Tyrannei hinauskommt.«

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 179-180.
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