9. Verkehrter Fürstendienst

[179] Mong Dsï sprach: »Die Fürstendiener von heute sprechen: ›Ich kann für meinen Fürsten Land gewinnen, ich kann ihm seine Kammern und Schatzhäuser füllen.‹ Was man heute ehrliche Diener nennt, nannte man in alten Zeiten Verbrecher am Volk. Einem Fürsten, der nicht auf rechtem Wege wandelt und seinen Willen nicht auf Güte richtet, einen solchen dennoch zu bereichern streben: das heißt das Scheusal Giä bereichern. – ›Ich kann für meinen Fürsten Bündnisse schließen mit anderen Staaten, so daß wir im Kriege sicher sind.‹ Was man heute ehrliche Diener nennt, nannte man in alten Zeiten Verbrecher am Volk. Einen Fürsten, der nicht auf rechtem Wege wandelt und seinen Willen nicht auf Güte richtet, einen solchen dennoch kriegstüchtig machen: das heißt das Scheusal Giä unterstützen. Wenn man einem, der auf dem Weg von heute wandelt, ohne die Sitten von heute zu ändern, selbst den ganzen Erdkreis gäbe: er könnte ihn nicht einen Morgen lang behaupten.«

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Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 179.
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