[70] 1. Nun folgt die Çravaṇâ- Handlung.
2. Beim Vollmonde des Monates Çravaṇâ.
3. Er kocht eine Topfspeise, gerösteten Reis und einen Kuchen in einer Schale, zerstampft den grösseren Theil der Reiskörner und bringt, nachdem er die beiden Buttertheile geopfert, zwei Butterspenden mit folgenden Sprüchen:
4. »Treibe weg, o Weisser, mit dem Fusse vorne und hinten diese (deine) Leute, die sieben alle, mit denen welche Varuṇa angehören und mit den Königsverwandten. Svâhâ!«132
5. »Nicht hat ja in des Weissen Bereich eine Schlange einen Menschen angesehen.133 Dem Weissen, dem Sohne Vidarva's Verehrung! Svâhâ!«[70]
6. Von der Topfspeise opfert er mit den Worten: »Dem Vishṇu, dem Çravaṇa, dem Vollmonde des Çravaṇa, der Regenzeit!«
7. Von den Reiskörnern mit dem Verse: »Den Körnerreichen.«134
8. Das Reismehl mit Butter begossen opfert er den Schlangen mit folgenden Sprüchen:
9. »Dem Oberherrn der feurigen, Pâṇḍduischen, irdischen Schlangen Svâhâ!« – »Dem Oberherrn der weissen, windigen, ätherischen Schlangen Svâhâ!« – »Dem Oberherrn der übermächtigen135, sonnigen, himmlischen Schlangen Svâhâ!«
10. Den einschaligen Kuchen opfert er ganz136 mit dem Spruche: »Dem Festen, dem Irdischen Svâhâ!«
11. Nach dem Essen wirft er einen Theil des Reismehles in einen Korb, geht hinaus, bestreicht ausserhalb der Halle den Boden (mit Kuhdünger), spricht, während ein Feuerbrand hingehalten wird: »kommet nicht hier zwischen!«137 und dann lässt er schweigend die Schlangen sich waschen.138[71]
12. Dabei spricht er: »Oberherr der feurigen, Pâṇḍuischen, irdischen Schlangen, wasche dich!« – »Oberherr der weissen, windigen, ätherischen Schlangen, wasche dich!« – »Oberherr der übermächtigen, sonnigen, himmlischen Schlangen, wasche dich!«
13. An jeder Stelle, wo das Waschen statt gefunden, bringt er, mit dem Darvi-Löffel das Mehl fassend139, den Schlangen die Gabe.
14. Dabei spricht er: »Oberherr der feurigen, Pâṇḍuischen, irdischen Schlangen, dies ist deine Gabe!« – »Oberherr der weissen, windigen, ätherischen Schlangen, dies ist deine Gabe!« – »Oberherr der übermächtigen, sonnigen, himmlischen Schlangen, dies ist deine Gabe!«
15. Nachdem er sie sich hat waschen lassen, wie vorher, scharrt er (das Mehl) mit Kämmen zusammen.
16. Dabei spricht er: »Oberherr der feurigen, Pâṇ ḍuischen, irdischen Schlangen, scharre zusammen!« – »Oberherr der weissen, windigen, ätherischen Schlangen, scharre zusammen!« – »Oberherr der übermächtigen, sonnigen, himmlischen Schlangen, scharre zusammen!«
17. Dann bringt er Augensalbe, Salben und Kränze und spricht: »Salbe deine Augen, salbe dich, lege die Kränze an!«
18. Das übrige Mehl wirft er auf den Boden, giesst aus dem Wassergefässe Wasser darüber und tritt darauf, indem er die drei Verse spricht: »Verehrung sei den Schlangen.«140
19. Wie weit er wünscht, dass die Schlangen nicht herankommen sollen, so weit gehe er dreimal um das Haus,[72] mit ununterbrochenem Wasserstrahle den Boden benetzend, mit den beiden Sprüchen: »Treibe weg, o Weisser, mit dem Fusse.«
20. Den Löffel und den Korb gibt er weg141, nachdem er sie gewaschen und gewärmt.
21. An der Thüre waschen sie142 sich, indem sie die drei Verse sprechen: »Wasser, ihr seid.«143
22. Das übrige Mehl lege er wohl verwahrt hin und bringe von da an bei jedem Sonnenuntergange, nachdem er das Feuer bedient, mit dem Darvi-Löffel das Mehl fassend den Schlangen die Gabe, bis zum Vollmonde im Âgrahâyaṇa.
23. Während er sie bringt, trete niemand dazwischen.
24. Aus dem Löffel spült er den Mund und nachdem er sich gewaschen, legt er ihn nieder.
25. Die Reiskörner essen sie ohne sie zu zerbeissen.144
26. Dann folgt die Speisung der Brâhmaṇas.
132 | Verschiedene Fassungen dieses Verses s. Âçv. Gṛĭ. 2, 3, 3. Çânkh. Gṛĭ. 4, 18. Jr. Rk. erklären den Vers etwa so: »Verlass, o Weissfuss, diese (meine) Leute, vor und hinter (dem Hause), alle sieben, mit den Varuṇischen (Schlangen) und den Königsverwandten.« Die »sieben Leute« sollen die verschiedenen Verwandten sein, und der König Takshaka oder Vâsuki, der Schlangenfürst. Die Bitte an den Oberherrn der Schlangen mit seiner ganzen Sippe den Bereich des Hauses zu verlassen, würde wohl angemessener sein als meine muthmassliche Uebersetzung der unsicheren Fassung des Verses; aber jahi (vgl. AS. 10, 4, 3) kann doch nicht für jahihi genommen werden. – Dr. Hillebrandt macht mich aufmerksam auf das Schlangen tödtende weisse Pferd (im ṛigveda), welches die Açvins dem Pedu schenkten. Auf dieses würde dann auch »der vordere und hintere Fuss« passen. |
133 | Rk. sagt: weil sie nach dieser Handlung den Ort verlässt. Jr. fasst es als Wunsch: keine Schlange möge mit bösem Blicke einen Menschen ansehen. Vgl. Âçv. a.a.O. Bei Çânkh. fehlt dieser Vers, wird aber in Râmâcandra's Paddhati hinzugefügt, mit der Lesart Pâraskara's: dadarça kañcana, während Âçvalâyana jaghâna kiñcana hat. |
134 | VS. 20, 29. |
135 | abhibhûḥ mit Visarga erklären die Commentare für vedische Form; ob richtig? |
136 | Hierdurch wird für diesen Fall die Vorschrift Kâty. Çr. 6, 10, 29 aufgehoben, nach welcher bei den Kochopfern nicht die ganze Spende geopfert, sondern ein Rest derselben in ein besonderes Gefäss gethan werden soll, um nachher gegessen zu werden. Rk. |
137 | »Zwischen mich und das Feuer.« Jr. Rk. |
138 | Indem er Wasser auf die Erde giesst. Rk. |
139 | Eine Opferspeise wird upaghâtam (Gerundium) dargebracht, wenn weder ein Unterbreiten (upâstaraṇa) von geschmolzener Butter, noch ein Begiessen (abhighâraṇa) mit derselben stattfindet. Auch die beiden Buttertheile, welche sonst der Hauptspende vorausgehen, und die nachfolgende Spende an Agni den Opferförderer (svishtakṛĭt) fallen dabei weg. Dagegen wird geschmolzene Butter in die Opferspeise selbst gethan. Vgl. Gobh. Gṛĭ. 1, 8, 2. Gṛĭhya Saṅgraha 108. 109. |
140 | VS. 13, 6–8 |
141 | An den Mann, welcher den Feuerbrand hält. Jr. Rk. |
142 | Der Brahman, der Opfernde und der Träger des Feuerbrandes. Jr. Rk. |
143 | VS. 11, 50–52. |
144 | asaṃsyûtâḥ dantair alagnâḥ. Jr. dantair acarvayantaḥ. Rk. |
Buchempfehlung
Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.
142 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro