Biographie

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling

1775

27. Januar: In einem Pfarrhaus zu Leonberg bei Stuttgart wird Friedrich Wilhelm Joseph Schelling geboren. Ersten Unterrricht erhält er von seinem gelehrten Vater.

1790

Schelling tritt in das Tübinger Stift ein, um Theologie zu studieren. Hier befreundet er sich mit Hegel und Hölderlin. Mit beiden teilt er die Begeisterung für die Französische Revolution. Studiert wurden Kant, Fichte und Spinoza.

1792

Schelling promoviert mit einer lateinischen Abhandlung über den Ursprung des Bösen in der Menschenwelt »Antiquissimi de prima malorum origine philosophematis explicandi tentamen criticum«.

1793

»Über Mythen, historische Sagen und Philosopheme der ältesten Welt«.

1794

»Über die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt«.

1795

Im Stift besteht Schelling die Abschlußprüfung.

Er nimmt eine Stelle als Hauslehrer der Barone von Riedesel an.

»De Marcione Paulinarum epistolarum emendatore«.

»Vom Ich als Prinzip der Philosophie oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen«.

»Neue Deduktion des Naturrechts«.

»Philosophische Briefe über Dogmatismus und Kritizismus«.

Bei diesen frühen Publikationen Schellings handelt es sich um eine an Fichtes identitätstheoretisch fundierter Philosophie der Tathandlung orientierte Kritik an Kants theoretischer Philosophie der »Kritik der reinen Vernunft«, in der Kant über die Endlichkeit eines lediglich bedingt gültigen, weil auf die begrenzte Welt der Erscheinungen bezogenen, Denkens nicht hinausgekommen war.

1796

Der Hauslehrer begleitet die beiden Barone über Jena nach Leipzig. Dort beschäftigt er sich vor allem mit Naturwissenschaft, Mathematik und Medizin.

1796/97

»Abhandlungen zur Erläuterung des Idealismus der Wissenschaftslehre«.

1797

»Ideen zu einer Philosophie der Natur als Einleitung in das Studium dieser Wisenschaft«.

1798

»Von der Weltseele«.

Hier ergänzt Schelling die nunmehr als einseitig eingesehene moralphilosophische Position Fichtes um das die Welt der Objekte berücksichtigende naturphilosophische Element und tritt so in eine geistige Verwandtschaft mit Goethe, der ihm zu einer Anstellung an der Jenaer Universität verhilft.

1798/99

Im Winter beginnt Schelling seine akademische Lehrtätigkeit in Jena. Er gehört zum Romantikerkreis um Friedrich und August Wilhelm Schlegel, Caroline Schlegel, Novalis und Tieck.

1799

Nach Fichtes Entlassung befindet sich Schelling in hervorragender Stellung an der Jenaer Universität.

»Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie«.

»Einleitung zu dem Entwurf eines Systems der Naturphilosophie«.

1800

»System des transzendentalen Idealismus«.

Es handelt sich bei dieser Publikation um das bekannteste Werk des Philosophen, in dem er ein System des gesamten Wissens zu geben unternimmt, gipfelnd in einer »Philosophie der Kunst«.

1801

»Über den wahren Begriff der Naturphilosophie und die richtige Art, ihre Probleme aufzulösen«.

»Darstellung meines Systems der Philosophie«.

Hier, eigentlich jedoch im »System des transzendentalen Idealismus« bezieht Schelling den Standpunkt der absoluten, und folglich bestimmungslosen Identitätsphilosophie, was Hegel in der Vorrede der »Phänomenologie des Geistes« dazu veranlaßte, von der »Nacht« des Absoluten zu sprechen, in der »alle Kühe schwarz sind«, wörtlich: »Irgendein Dasein, wie es im Absoluten ist, betrachten, besteht hier in nichts anderem, als daß davon gesagt wird, es sei zwar jetzt von ihm gesprochen worden als von einem Etwas; im Absoluten, dem A = A, jedoch gebe es dergleichen gar nicht, sondern darin sei alles eins. Dies Eine Wissen, daß im Absoluten Alles gleich ist, der unterscheidenden und erfüllten oder Erfüllung suchenden und fordernden Erkenntnis entgegenzusetzen, – oder sein Absolutes für die Nacht auszugeben, worin, wie man zu sagen pflegt, alle Kühe schwarz sind, ist die Naivität der Leere an Erkenntnis.« Mit diesen Sätzen war der Bruch im Verhältnis Schellings zu Hegel eingeleitet.

Hegel kommt nach Jena und habilitiert sich als Privatdozent.

1802

»Bruno oder über das göttliche und natürliche Princip der Dinge«.

»Fernere Darstellungen aus dem System der Philosophie«.

»Über das Wesen der philosophischen Kritik überhaupt, und ihr Verhältnis zum gegenwärtigen Zustand der Philosophie insbesondere«.

»Über das Verhältnis der Naturphilosophie zur Philosophie überhaupt«.

1802/03

Schelling und Hegel geben gemeinsam die Zeitschrift »Kritisches Journal der Philosophie« heraus.

1803

Schelling siedelt an die Universität Würzburg über und wird dort Professur für Philosophie.

Er verbindet sich mit Caroline, deren Ehe mit August Wilhelm Schlegel getrennt worden ist.

»Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums«.

1804

Schelling schreibt einen Nachruf »Immanuel Kant«.

»Philosophie und Religion«.

»System der gesamten Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere. Erster Teil«.

1804/05

Schelling hält die »Würzburger Vorlesungen«, die aus dem Nachlaß herausgegeben sind. Zu dieser Zeit setzt seine Beschäftigung mit dem Neuplatonismus und der mystischen Theosophie Jacob Böhmes ein.

1805

Schelling gibt zusammen mit dem Mediziner A. F. Marcus die »Jahrbücher der Medicin als Wissenschaft« heraus (bis 1808).

1806

Das Bistum Würzburg wird auf Veranlassung Napoleons der österreichischen Herrschaft unterstellt; protestantische Professoren müssen die Universität verlassen.

Schelling geht nach München und wird Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Generalsekretär der Akademie der bildenden Künste. Er bleibt jedoch ohne Lehramt.

»Darlegung des wahren Verhältnisses der Naturphilosophie zu der verbesserten Fichte`schen Lehre«.

1806

Es erscheinen Aufsätze in den »Jahrbüchern der Medizin« (bis 1808).

1807

Am Namenstag des Königs hält Schelling die Festrede »Über das Verhältnis der bildenden Künste zur Natur«.

1809

»Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit«.

7. Februar: Caroline stirbt. Das dem Andenken Carolines gewidmete Gespräch »Clara oder über den Zusammenhang der Natur mit der Geisterwelt« bleibt unveröffentlicht und erscheint erst 1861 posthum in Auszügen aus dem Nachlaß, der von Schellings Sohn herausgegeben wird.

1811

Nachdem von »Die Weltalter« bereits ein großer Teil gedruckt ist, zieht Schelling das Manuskript zurück und läßt die fertigen Bogen wieder vernichten. Erst 1861 wird das Werk posthum teilweise publiziert.

1812

Schelling heiratet die 23jährige Pauline Gotter, Tochter des Dichters F. W. Gotter. Aus dieser Ehe gehen drei Söhne und drei Töchter hervor.

»Denkmal der Schrift Jacobis von den göttlichen Dingen« ist eine Entgegnung auf einen Angriff seitens Jacobis.

1815

»Über die Gottheiten von Samothrake«.

1820

Es beginnt eine Gastprofessur in Erlangen.

1821

Schelling hält unentgeltlich Vortragsreihen über Geschichte der neueren Philosophie, Philosophie der Mythologie und Philosophie der Offenbarung.

1827

Er wird von König Ludwig I. als General-Konservator der wissenschaftlichen Sammlung des Staats, Vorstand der Bayrischen Akademie der Wissenschaften und Universitätsprofessor nach München berufen.

Von hier ab datiert die sogenannte »positive Philosophie« oder die »Philosophie der Mythologie« bzw. der »Offenbarung«. Ihr kontrastiert, einmal mehr, die »negative oder rationale Philosophie« vor allem Hegels. Die »positive Philosophie« schließlich sieht Schelling bereits im »Durchbruch zur Freiheitslehre« von 1809 gewonnen. Die entscheidende Frage lautet dabei, inwieweit das Wirkliche restlos im Begriff aufgeht. Dadurch, daß Schelling die unmittelbare Wirklichkeit dem Begriff kontrastiert und auf diese Weise den sogenannten Panlogismus Hegels kritisiert zu haben glaubt, ist er der eigentliche Urheber der stets positiven und dabei allenthalben auf die Leistungen des Intellekts schmähenden Existenzphilosophie seit Kierkegaard.

1829

Schelling trifft Hegel in Karlsbad.

1831

14. November: Hegel stirbt.

1834

Schelling verfaßt die Vorrede zu der deutschen Übersetzung einer Schrift von V. Cousins, darin eine Fortsetzung der Polemik gegen Hegel.

1841/42

Schelling wird nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. auf den Berliner Lehrstuhl berufen, um die »Drachensaat des Hegelianismus auszureuthen«. Zu seinen Zuhörern zählen u.a. Kierkegaard, Friedrich Engels und Bakunin. Seine Antrittsrede erregt Aufsehen, danach jedoch erlahmt das Interesse, zumal da Schelling insgesamt nur fünfmal über Philosophie der Mythologie und lediglich einmal über Philosophie der Offenbarung liest.

1848

Von nun an zieht sich der Philosoph auf den engsten Familien- und Freundeskreis zurück.

1850

Die »Abhandlung über die Quelle der ewigen Wahrheiten« wird gelesen in der Gesamtsitzung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

1854

20. August: F.W.J. Schelling stirbt in Ragaz in der Schweiz, wohin er sich zwecks Behandlung eines Bronchialkatarrhs begeben hat.


Lektürehinweise

K. Rosenkranz, Schelling, Danzig 1843.

H. J. Sandkühler, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Stuttgart 1970.

P. Szondi, Poetik und Geschichtsphilosophie, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1974.

J. Kirchhoff, F. W. J. v. Schelling, Reinbek bei Hamburg 1982.

A. Gulyga, Schelling. Leben und Werk, Stuttgart 1989.

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon