1788 | 22. Februar: Arthur Schopenhauer wird in Danzig als Sohn des Kaufmanns Heinrich Floris Schopenhauer und der Schriftstellerin Johanna, geb. Trosiener, geboren. |
1793 | Die Familie siedelt nach Hamburg über. |
1797 | Der junge Schopenhauer wird für zwei Jahre nach Le Havre geschickt, um die französische Sprache zu erlernen. |
1799 | Schopenhauer kommt auf die Rungesche Privatschule in Hamburg. |
1800 | Er unternimmt eine Reise nach Karlsbad und Prag. |
1803 | Es folgen Reisen nach Holland, England, Frankreich, Österreich, Schlesien, Preußen und in die Schweiz. Schopenhauer verbringt mehrere Wochen zur Erlernung der englischen Sprache im Eagle House in Wimbledon. Hier führt er Tagebuch. |
1805 | Schopenhauer kehrt nach Hamburg zurück und beginnt eine Kaufmannslehre. 20. April: Tod des Vaters. |
1806 | Schopenhauer lebt allein in Hamburg, da seine Mutter und seine Schwester nach Auflösung des väterlichen Geschäfts Hamburg verlassen und nach Weimar umziehen. Der junge Schopenhauer schwankt zwischen Fortsetzung der Kaufmannslehre und der Neigung zu intellektueller Betätigung. Er beginnt, die Werke von Matthias Claudius, W. H. Wackenroder und L. Tieck zu studieren. |
1807 | Auf Anraten des Kunstliteraten Karl Ludwig Fernow wird Schopenhauer Schüler des Gymnasialdirektors Doering in Gotha. Dann wechselt Schopenhauer nach Weimar und hat vor allem mit J. D. Falk und Zacharias Werner Umgang. Großjährig geworden, bekommt Schopenhauer seinen Anteil am väterlichen Erbe ausgezahlt. |
1809 | Schopenhauer nimmt in Göttingen ein Universitätstudium auf und hört zunächst Medizin, dann Philosophie. G. E. Schulze (»Änesidemus«) weist ihn auf Platon und Kant hin. |
1811 | Bei einem Besuch in Weimar kommt es zu einer Begegnung mit Wieland. Das Universitätsstudium wird in Berlin fortgesetzt. Eine anfängliche Begeisterung für Fichte und Schleiermacher schlägt in Widerspruch um. Schopenhauer schließt Bekanntschaft mit dem Philologen Fr. A. Wolf. Auf Grund der Krieges verläßt er Berlin. |
1813 | Nach einem Kurzaufenthalt in Weimar zieht sich Schopenhauer nach Rudolstadt zurück und verfaßt dort seine Dissertation »Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde«. Der Satz vom zureichenden Grunde in seiner allgemeinen Fassung lautet: »Alle unsere Vorstellungen stehen untereinander in einer gesetzmäßigen und der Form nach a priori bestimmbaren Verbindung, vermöge welcher nichts für sich Bestehendes und Unabhängiges, auch nichts Einzelnes und Abgerissenes, Objekt für uns werden kann«, so daß »immer und überall Jegliches nur vermöge eines Anderen ist.« Die vier Wurzeln des Satzes, die der Verschiedenheit der Objekte entsprechen, sind der Seinsgrund in der Mathematik, der Grund des Werdens der materiellen Objekte, der Grund des Handelns und der Grund des Erkennens. 18. Oktober: Schopenhauer empfängt das Doktordiplom der Universität Jena. Anschließend geht er nach Weimar und begegnet dort auch Goethe. Friedrich Majer macht Schopenhauer mit altindischer Philosophie und dem Brahmaismus bekannt. |
1814 | Schopenhauer geht nach Dresden und verkehrt dort in Literatenkreisen. Er betreibt Studien in den Dresdener Kunstsammlungen und Bibliotheken. |
1816 | Die Schrift »Über das Sehn und die Farben« erscheint und stößt bei Goethe auf Kritik. Es beginnt die Arbeit an »Die Welt als Wille und Vorstellung«. |
1818 | März: Die erste Fassung von »Die Welt als Wille und Vorstellung« ist abgeschlossen. |
1819 | »Die Welt als Wille und Vorstellung« erscheint und bleibt zunächst ohne jede Resonanz. (Vgl. dazu die Einleitung.) Schopenhauer unternimmt eine italienische Reise über Venedig, Rom, Neapel, Paestum, Rom, Venedig, Mailand. In Mailand erfährt Schopenhauer von dem Zusammenbruch des Danziger Bankhauses L. A. Muhl, bei dem er einen Teil seines Vermögens deponiert hatte und kehrt nach Deutschland zurück. In Weimar begegnet er Goethe wieder. Schopenhauer bemüht sich um eine Dozentur an der Berliner Universität. |
1820 | 23. März: Er hält seine Probevorlesung »Über die vier verschiedenen Arten der Ursachen« an der Berliner Universität. Anschließend gibt er ein einsemestriges Kolleg »Über die gesamte Philosophie oder die Lehre vom Wesen der Welt und vom menschlichen Geist«, das ebenfalls ohne Resonanz bleibt. In der »Jenaischen Literaturzeitung« erscheint eine kritische Besprechung der »Welt als Wille und Vorstellung«; Schopenhauer erwidert mit der Schrift »Notwendige Rüge erlogener Zitate«. |
1821 | Muhl & Co. zahlen seine Forderungen aus. |
1822 | Es folgt die zweite Italienreise über die Schweiz, Mailand, Venedig und Florenz. |
1823 | Schopenhauer kehrt nach Deutschland zurück und geht zunächst nach München. Dort ertaubt sein rechtes Ohr. |
1824 | Schopenhauer macht eine Kur in Gastein, im September geht er nach Dresden zurück. |
1825 | Wieder in Berlin bemüht er sich erneut um eine Dozentur. In der »Kleinen Bücherschau« erscheint von Jean Paul eine positive Besprechung der »Welt als Wille und Vorstellung«. Schopenhauer übersetzt Baltasar Graciáns »Hand- Orakel und Kunst der Weltklugheit«, das erst posthum veröffentlicht wird. |
1831 | Wegen einer Choleraepidemie flieht Schopenhauer aus Berlin nach Frankfurt. |
1832 | Nach einem Aufenthalt in Mannheim läßt sich der Philosoph endgültig in Frankfurt a. Main nieder. |
1835 | »Über den Willen in der Natur«. |
1837 | Denkschrift »An das Commitee zur Errichtung des Göthischen Monuments«. Schopenhauer bestimmt Rosenkranz dazu, in die geplante Gesamtausgabe der Werke Kants lediglich die erste Auflage der »Kritik der reinen Vernunft« aufzunehmen und damit den (vermeintlich) idealistischen als den eigentlichen Kant hervorzuheben. |
1838 | Tod der Mutter. |
1839 | Die Preisschrift »Über die Freiheit des menschlichen Willens« wird von der Königlich-Norwegischen Societät der Wissenschaften ausgezeichnet. |
1840 | Die Preisschrift »Über das Fundament der Moral« wird von der Königlich- Dänischen Akademie der Wissenschaften nicht gekrönt. Schopenhauer macht die Bekanntschaft Julius Frauenstädts, der ein begeisterter Anhänger ist. |
1841 | Beide Preisschriften erscheinen zusammen unter dem Titel »Die beiden Grundprobleme der Ethik«. |
1844 | Der zweite Teil von »Die Welt als Wille und Vorstellung« ist vollendet. Es erscheint die ergänzte und überarbeitete zweite Auflage der »Welt als Wille und Vorstellung«; ein Honorar erhält der Verfasser nicht. |
1845 | Friedrich Dorguths Schrift »Schopenhauer in seiner Wahrheit« erscheint. |
1849 | Tod der Schwester. »Über die vierfache Wurzel ...« erscheint in zweiter Auflage. |
1851 | Es erscheint »Parerga und Paralipomena« mit dem Hauptteil »Aphorismen zur Lebensweisheit«; wieder erhält Schopenhauer kein Honorar. |
1852 | Schopenhauer macht sein Testament; ein Nachtrag erfolgt am 4. Februar 1859. |
1854 | Die zweite Auflage des »Willens in der Natur« erscheint. Richard Wagner läßt Schopenhauer seine Dichtung »Der Ring des Nibelungen« aushändigen. Es erscheinen »Briefe über die Schopenhauersche Philosophie« von J. Frauenstädt. Schopenhauer schließt Bekanntschaft mit seinem ersten Biographen Wilhelm Gwinner. |
1857 | Friedrich Hebbel besucht Schopenhauer. |
1858 | Schopenhauer lehnt die ihm angetragene Mitgliedschaft in der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin ab. |
1859 | Die dritte Auflage von »Die Welt als Wille und Vorstellung« erscheint. |
1860 | 21. September: Arthur Schopenhauer stirbt in Frankfurt a. Main. |
K. Fischer, Schopenhauers Leben, Werke und Lehre, Heidelberg 1893 u.ö.
A. Hübscher, Arthur Schopenhauer. Ein Lebensbild, in: Schopenhauers sämtliche Werke, Bd. 1, Leipzig 1937 u.ö.
W. Abendroth, Schopenhauer, Reinbek bei Hamburg 1967 u.ö.
W. Weimer, Schopenhauer, Darmstadt 1982.
Materialien zu Schopenhauers »Die Welt als Wille und Vorstellung«, hg. v. V. Spierling, Frankfurt a. Main 1984.
Schopenhauer, hg, v. J. Salaquarda, Darmstadt 1985.
R. Safranski, Schopenhauer und die wilden Jahre der Philosophie, München, Wien 1987.
R. Malter, Der eine Gedanke. Hinführung zur Philosophie Arthur Schopenhauers, Darmstadt 1988.
Buchempfehlung
Als E.T.A. Hoffmann 1813 in Bamberg Arbeiten des französischen Kupferstechers Jacques Callot sieht, fühlt er sich unmittelbar hingezogen zu diesen »sonderbaren, fantastischen Blättern« und widmet ihrem Schöpfer die einleitende Hommage seiner ersten Buchveröffentlichung, mit der ihm 1814 der Durchbruch als Dichter gelingt. Enthalten sind u.a. diese Erzählungen: Ritter Gluck, Don Juan, Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza, Der Magnetiseur, Der goldne Topf, Die Abenteuer der Silvester-Nacht
282 Seiten, 13.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro