Urartu, Armenier, Mitanni, Kassiten

[358] 210


Kassiten: Auch da kann ein herrschender indogermanischer Stamm die Bewegung geführt haben. Die Sprache selbst ist natürlich die der Unterworfenen, auch die Namen (wie bei Chatti), aber der Sonnengott heißt Surias (Surya), die Windgötter Maritas (Marutas), die ›Göttin der Schneeberge‹ Simalia (sima indoiranisch = Schnee). [Ist] der Name also doch mit Kaspi [Kaspi-See] verwandt?


211


Armenien: Dieser Gebirgsstock erhält wie jener andre [(nämlich der Kaukasus,)] viele alte Sprachtrümmer. Daß sie fast alle verschwunden sind, im Gegensatz zum Kaukasus, beruht auf der Tatsache, daß hier seit Jahrtausenden größere politische Einheiten mit Schrift- und Verwaltungssprachen bestanden haben. Nur das Bestehen eines Königreiches Navarra hat [in ähnlicher Weise] das Baskische beschützt. Alle griechischen Berichte vermuten, daß in Armenien viele Sprachen geredet wurden. Noch im 10. Jahrhundert n. Chr. haben die Chuth eine den Armeniern unverständliche Sprache gesprochen. Das ›Armenische‹ ist also eines von vielen Trümmern, das das Glück gehabt hat, heilige Sprache einer Sekte zu werden.


212


Die Armenier [sind] ebenfalls ein Beweis, wie Völker von der Wissenschaft auf Grund falscher Methoden einfach erfunden werden können. Die Sprache ist die Kirchensprache einer christlichen Gemeinschaft – wie manichäisch, nestorianisch – seit [dem] 5. Jahrhundert n. Chr. Der Name Armenien [ist] ein Verwaltungstitel des Darius. Der Menschenschlag [ist] altkleinasiatisch, die Sprache irgendein verdorbener nichtgermanischer Dialekt, der vielleicht erst nachchristlich fixiert ist.[359]


213


Mitanni: Der alte politische Name, 1/2 Jahrtausend, ist Hanigalbat, der noch als geographischer Begriff weiterlebte, also bedeutend war. Die Stammesgruppe hieß Han. Hanigalbat ist ein närrisches Wort. ›Mitanni‹ ist dagegen eine indische Bezeichnung, entweder des indischen Trupps, oder seiner Staatsschöpfung: es ist identisch mit Hanigalbat, beginnt und endet mit den indischen Herrschernamen. Vielleicht hieß der Stamm also Mita(n).


214


Armenien: Die Chalder, ein Herrenvolk über unterworfenen (armeni[schen]) Völkern, von Kilikien – Kreta her. Ihre Steinbauten [sind] denen von Böotien, Mykene, Kreta ähnlich: Libyen, Menuas = Minos = Minyer. Woher kommen die Namen Chaldäa und Urartu (Ararat)? ›Armenier‹ = Aramäer: Name der Talbewohner, die sich befreit haben. Das indogermanische Armenisch muß durch Kimmerier, Skythen etc. [aufgekommen] sein. Um 600 [geht] das Chaldäerreich zu Ende, um 500 [hat] Darius die Satrapie Armenien [eingerichtet]. Dazwischen erst beginnt das Armenische, d.h. ein indogermanisches Volk organisiert die Talbewohner (Meder? Kimmerier?).


215


Hanigalbat, Hauptstadt Halab (Aleppo), ägyptisch ›hrb‹ [war] zwischen altem und neuem Chattireich eine beherrschende Macht (etwa 16. Jahrhundert), von wo (nach Forrer) die Hyksos ausgingen.

Tudhaljas (Tidal, Genesis 14?) um 1500 macht Chatti wieder selbständig. Hanigalbat zerfällt in Charri und Mitanni (ego: Charri [ist] ein ethnischer Name, Mitanni indogermanischer Reichsname). In den Amarnabriefen ist Tuschratta ein ›Hanigalbat‹-König, der auch Assur besetzt. Der Name Hanigalbat taucht in assyrischen Berichten immer seltener auf (1100, 900 als bloße geographische Bezeichnung).[360]

(Schachermeyer, Zur Lage von Mitanni und Hanigalbat, 1921, Festschrift für Lehmann-Haupt). Halab (Aleppo) [wird] schon unter Thutmos[is] III. erwähnt. (16. Jahrhundert). Subbiluliuma setzt seinen Sohn zum König von Halab ein; Mitte des 14. Jahrhunderts. In den Amarnabriefen genannt. Harran [ist] Weingegend, Kultort (erst im 14. Jahrhundert als Sin-Ort genannt!). Demnach ist Hanigalbat = Hana – Halab – at. Kain gründet Henoch (das ist nicht der Brudermörder, sondern der Eponym von Hana. Henoch = Haniq?


216


Die ›armenische‹ Sprache [ist] vielleicht erst in hellenistischer Zeit als Kauderwelsch entstanden, als Tig[ranes] einen Staat aus [Armenien] machte, sonst hätte man doch irgendeine Inschrift oder Münze! Oder noch später, wie andre Dialekte, als Dialekt der ›ar menischen Kirche‹, ein verdorbener Gebirgsdialekt aus irgendeiner verschollenen indogermanischen Sprache (vgl. Baskisch, Rhätoromanisch).


217


Ist ›Ramman‹ der Eponym der Aramäer (Araman)? Es ist der Donnergott (Tesub). Mitanni muß, wie Marianni Mitra, ein indisches Wort sein. Daß die Entstehung des Armenischen wesentlich über Augustus zurückweicht, ist unwahrscheinlich: irgendwie müßte man in Namen und Inschriften etwas bemerken. Aber das ›Königreich Armenien‹ zur Römerzeit hatte sicher nicht die ›armenische‹ Sprache. Dem jungen Chattireich gleichzeitig ist Charri (Armenien) und Mitanni (Mesopotamien und Assur).


218


Armenien: Zur Boghazköizeit wohnen dort die Charri. Das Phrygien [des] 6. Jahrhunderts [v. Chr.] enthält schon griechischen Einfluß, [ist] also jung. Die letzten Chattikönige sind Tudhalijas IV., Arnuwandas IV., Tudhalijas V., mit dem [um] 1200 die Urkunden abbrechen[361] (nach Forrer, Boghazköi-Texte in Umschrift II, VI). Bei den Assyrern seit 900 kommt der Volksname Charri nicht mehr vor. Achlamê zuerst bei Arik-dên-ilu 1323–1311, wo sie nördlich von Ninive (also vom Wansee her!!) am Tigris zelten mit den Suti und Jauri. Ihr Hauptort altaramäisch Tilluli, ›die Hügel‹, etwas östlich von Nisib! Erst Tiglat Pileser I. macht [ihr Land] fast zur Grenzprovinz.


219


Anfang: Die ›Einwanderung der Armenier‹ nach Armenien ist ein Prachtstück philologisch bestimmter Geschichtsschreibung seit – Herodot. Man fand zunächst den Namen Armenien. Wir wissen heute, daß er zuerst in der Provinzeinteilung der Perserkönige auftaucht: Armaniya. Früher hieß das Gebiet Urartu, Chalderreich. Selbstverständlich nennt man nun die Bewohner Armenier, als ob es sich um ein Volk handelte. Dann ist eine Sprache von indogermanischem Typus – neben anderen – hier gehört worden. Sie wird also Armenisch genannt. Herodot behauptet, daß die [Armenier] den Phrygiern verwandt sind – weil er beide nicht kannte. Dann stammten also ›die Amenier‹ aus Europa.


220


›Mitanni‹ (Reallexikon): Es kommt auf den Namen an, der – seit wann? – dort auftaucht. Es sind streng zu scheiden: die subaräischen Namen aus einer unscheinbaren Sprachgruppe und der Name Mitanni, der mit ›arischen‹ Herrschernamen der Amarnazeit auftaucht, also selbst arisch ist. Ephemeres Reich.

[Die] ›phrygische‹ Gottheit Mita (Midas!) [erscheint] oft als Eigenname! (Forrer, Assur!) – danach (ego) Mita-ni? Hauptstadt Wassugani. Ασυκ –? auch Ussikani: es ist der ›Mitanni‹name einer Subarustadt, die nachher vielleicht noch einen Aramäernamen hat: Nisib? Saussatar, Artatama. Aus diesem Geschlecht stammen Teje und Nofretete. Andrer Namen von Mitanni: Hanigalbat. Ein andrer Artatama [ist] Herr von Charri![362]

Das Reich bestand nur etwa 1450–1300 und hat sich von Westen (Taurus) her über den Euphrat bis Assur ausgebreitet. Die Ägypter nennen in den Amarnabriefen das Reich Naharina (Nahor, Nairi), Nuri [ist ein] spätassyrischer Terminus, Nahor früharamäisch (800 bis 1200). Tesub [und] Hepa [sind] die Hauptgottheiten der Subaru (Mitanni). Die Sprache gehört mit Elamisch und Kaukasisch zusammen. Hanigalbat (Reallexikon) und Boghazköi [sind] um 1600–1500 groß, beherrschen Chatti! Um 1500 (Amarnabriefe) in Harran und Mitanni zerfallend, von Assyrern nach 800 zuweilen genannt. Da in der Liste des Adadnirari I. (Forrer 19) Nasibina (Nisib) fehlt, so hieß es damals Wassugani!

Quelle:
Oswald Spengler: Frühzeit der Weltgeschichte. München 1966, S. 358-363.
Lizenz:

Buchempfehlung

Droste-Hülshoff, Annette von

Gedichte (Die Ausgabe von 1844)

Gedichte (Die Ausgabe von 1844)

Nach einem schmalen Band, den die Droste 1838 mit mäßigem Erfolg herausgab, erscheint 1844 bei Cotta ihre zweite und weit bedeutendere Lyrikausgabe. Die Ausgabe enthält ihre Heidebilder mit dem berühmten »Knaben im Moor«, die Balladen, darunter »Die Vergeltung« und neben vielen anderen die Gedichte »Am Turme« und »Das Spiegelbild«. Von dem Honorar für diese Ausgabe erwarb die Autorin ein idyllisches Weinbergshaus in Meersburg am Bodensee, wo sie vier Jahre später verstarb.

220 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon