[166] Niemand, der das Neue Testament liest, kann zweifeln, dass die Apostel Propheten gewesen sind. Da indess die Propheten nicht immer, sondern nur sehr selten aus Offenbarung sprechen, wie ich am Ende des ersten Kapitels gezeigt habe, so kann man zweifeln, ob die Apostel als Propheten in Folge Offenbarung und ausdrücklichen Auftrages, wie Moses, Jeremias und Andere, geschrieben haben oder nur als Privatpersonen und Lehrer, zumal da Paulus in dem 1. Brief an die Korinther XIV. 6 von zwei Arten zu predigen spricht, die eine aus Offenbarung, die andere aus der Erkenntniss. Man muss deshalb zweifeln, ob sie in den Briefen prophetisch sprechen oder nur lehren. Giebt man auf ihre Schreibart Acht, so weicht[166] sie von der der Weissagung ganz ab; denn die Propheten wiederholen fortwährend und bezeugen überall, dass sie auf Gottes Anweisung sprechen; als: »So spricht Gott,« »es sagt Gott der Heerschaaren«, »das Gebot Gottes« u.s.w. Dieses geschah nicht blos in den öffentlichen Reden der Propheten, sondern auch in ihren Briefen, soweit sie Offenbarungen enthalten, wie aus dem des Elias an Jerobeam erhellt (2. Chronik. XXI. 12), der auch mit den Worten beginnt: »So spricht Gott.«
Dagegen findet sich nichts dergleichen in den Briefen der Apostel, vielmehr spricht 1. Korinth. VII. 40 Paulus nach seiner Meinung, und in sehr vielen Stellen trifft man auf einen schwankenden Sinn und bedingte Redensarten, wie (Röm. III. 28): »Wir sind also der Meinung,« und (daselbst VIII. 18): »denn ich meine,« u. dergl. m. Daneben finden sich andere Redensarten, die von der prophetischen Autorität sich ganz entfernen. So: »das aber sage ich als schwacher Mensch und nicht auf Befehl« (1. Korinth. VII. 6), »ich gebe den Rath als ein Mensch, der treu ist durch die Gnade Gottes« (daselbst VII. 25) und viele ähnliche. Wenn Paulus dabei in dem vorgehenden Kapitel sagt, dass er die Anschauung oder den Befehl Gottes habe oder nicht habe, so meint er keine solche von Gott offenbarte Anweisung oder einen Befehl, sondern nur die Lehren, welche Christus ihnen auf dem Berge gesagt habe.
Wenn man ferner auf die Art achtet, wie die Apostel in diesen Briefen die evangelische Lehre mittheilen, so zeigt sich auch da ein grosser Unterschied gegen die Art der Propheten. Die Apostel bringen überall Gründe herbei, so dass sie nicht zu prophezeien, sondern sich zu rechtfertigen scheinen. Dagegen enthalten die Weissagungen nur reine Lehrsätze und Beschlüsse, weil Gott selbst als redend in ihnen angeführt wird, der nicht begründet, sondern in der unbeschränkten Macht seiner Natur beschliesst. Auch das Ansehen der Propheten gestattet keine solche Rechtfertigung aus Gründen, denn wer dies thut, unterwirft sich damit von selbst dem Urtheil eines Jeden. Dies scheint auch Paulus wegen solcher Rechtfertigung gethan zu haben, indem er 1. Korinther X. 15 sagt: »Ich spreche zu Euch als Weiser, urtheilt über das, was ich sage.« Endlich ist diese Rechtfertigung nicht gestattet,[167] weil die Propheten die Offenbarungen nicht vermöge des natürlichen Lichtes, d.h. nicht durch Vernunftgründe gewannen, wie ich im ersten Kapitel gezeigt habe.
Allerdings kommen auch in den fünf Büchern Mosis einige Rechtfertigungen durch Gründe vor; allein bei genauer Prüfung können sie nicht als unbedingte Anweisungen angesehen werden. So sagt z.B. Moses im 2. Buche XXXI. 27 den Israeliten: »Wenn Ihr, so lange ich unter Euch gelebt, aufrührerisch gegen Gott gewesen seid, so werdet Ihr es noch viel mehr nach meinem Tode sein.« Es ist nicht einzusehen, wie Moses die Israeliten durch Gründe überzeugen will, dass sie nach seinem Tode den Dienst des wahren Gottes verlassen werden; der Grund wäre falsch, und man konnte dies auch aus der Schrift selbst beweisen. Denn die Israeliten blieben getreu, so lange Josua und die Aeltesten lebten, und auch nachher, bei Lebzeiten Samuel's, David's, Salomo's u.s.w. Deshalb sind diese Worte Mosis nur eine moralische Ansprache, mit der er rhetorisch und in der lebhaften Vorstellung des späteren Abfalls des Volkes dieselbe voraussagt. Der Grund, weshalb ich meine, dass Moses dies nicht aus sich selbst gesagt, um seine Voraussagung wahrscheinlicher zu machen, und auch nicht als Prophet in Folge Offenbarung, ist, dass in demselben Kapitel v. 21 erzählt wird, Gott habe dies Moses mit anderen Worten offenbart, der über diese Vorausverkündung und diesen Beschluss Gottes nicht durch wahrscheinliche Gründe sicherer gemacht zu werden brauchte; aber es war nöthig, dass er sich dies in seiner Einbildungskraft lebendiger ausmalte, wie ich im ersten Kapitel dargelegt habe, und dies konnte nicht besser geschehen, als wenn es den gegenwärtigen Ungehorsam des Volkes, den er oft erfahren hatte, sich als einen zukünftigen vorstellte.
In dieser Weise müssen alle Begründungen, die sich in den fünf Büchern Mosis finden, verstanden werden; sie sind nicht aus dem Vorrath der Vernunft entlehnt, sondern nur Ausdrucksweisen, in denen er Gottes Beschlüsse kräftiger verkündete oder lebhafter vorstellte. Indess will ich nicht bestreiten, dass die Propheten auch bei der Offenbarung Gründe anwenden konnten; ich behaupte nur, dass, je mehr die Propheten mit Vernunftgründen vorgehen, desto mehr nähert sich ihre offenbarte Kenntniss der[168] Dinge der natürlichen. Das sicherste Zeichen für die übernatürliche Erkenntniss der Propheten bleibt, wenn sie reine Behauptungen oder Beschlüsse oder Aussprüche verkünden, und deshalb hat der grösste Prophet, Moses, keine Beweise aus Gründen benutzt.
Deshalb kann ich die langen Ausführungen und Begründungen des Paulus in dem Briefe an die Römer nicht als solche ansehen, die er in Folge übernatürlicher Offenbarung geschrieben hat, und deshalb zeigt die Art des Sprechens und Verhandelns in den Briefen der Apostel deutlich, dass diese Briefe nicht in Folge Offenbarung und göttlichen Befehls, sondern nur in Folge ihres natürlichen Beschlusses geschrieben worden sind. Sie enthalten nur brüderliche Ermahnungen, mit Artigkeiten gemischt, welche der prophetischen Autorität geradezu widerstehen; so die Entschuldigung des Paulus in dem Briefe an die Römer XV. 15: »Ich habe ein wenig zu kühn an Euch, meine Brüder, geschrieben.« Es ergiebt sich dies auch daraus, dass nirgends ein an die Apostel ergangener Befehl, zu schreiben, erwähnt wird; sie sollten nur überall predigen und ihre Worte durch Zeichen bestätigen. Diese ihre Gegenwart und die Zeichen waren zur Bekehrung und Befestigung der Völker im Glauben unbedingt nöthig, wie Paulus selbst Röm. 1. 11 ausdrücklich sagt: »Weil ich sehr Euch zu sehen wünsche, damit ich Euch die Gabe des Geistes mittheile, damit wir befestigt werden.«
Man könnte mir entgegnen, dass damit auch bewiesen werden könnte, die Apostel hätten auch nicht als Propheten gepredigt, weil, wenn sie hier- und dorthin zum Predigen gegangen, es auch nicht in Folge ausdrücklichen Befehls geschehen sei, wie sonst die Propheten gethan. So liest man im Alten Testament, dass Jonas nach Ninive zum Predigen gegangen, und zugleich, dass er ausdrücklich dahin gesandt worden, und dass ihm das, was er dort predigen sollte, offenbart worden. So wird auch von Moses ausführlich berichtet, dass er als Gesandter Gottes nach Aegypten gegangen, und dass ihm geheissen, was er dem Israelitischen Volke und dem König Pharao sagen, und welche Zeichen er zur Beglaubigung von ihnen bewirken sollte. Auch Elias, Jeremias, Ezechiel werden ausdrücklich zum Predigen angewiesen, und endlich haben[169] die Propheten nur das gepredigt, was sie nach dem Zeugniss der Schrift von Gott empfangen haben.
Dagegen liest man im Neuen Testament von den Aposteln nichts Aehnliches, wenn sie hier- oder dorthin zum Predigen auszogen, seltene Ausnahmen abgerechnet; man findet im Gegentheil Mancherlei, was deutlich zeigt, dass die Apostel sich die Orte zum Predigen selbst ausgesucht. Dieses lehrt der Streit bis zur Uneinigkeit zwischen Paulus und Barnabas in Apostelgesch. XV. 17, 18 u.s.w. Auch haben sie manchmal den Weg vergeblich gemacht, wie Paulus Röm. I. 13 bezeugt, wo er sagt: »In dieser Zeit habe ich oft zu Euch kommen wollen, und ich bin verhindert worden;« Kap. 15 v. 22: »Deshalb bin ich viele Male gehindert worden, zu Euch zu kommen,« und letzte Korinth. I. 12: »und Apoll, meinen Bruder, habe ich viel gebeten, dass er mit den Brüdern zu Euch reiste, und er hatte keine Lust, zu Euch zu gehen; als er aber die Gelegenheit fand« u.s.w. Ich muss deshalb aus diesen Redensarten und Absichten der Apostel und daraus, dass, wenn sie zum Predigen wohin gingen, die Bibel nicht wie bei den alten Propheten sagt, sie seien auf Befehl Gottes gegangen, folgern, dass die Apostel auch nur als Lehrer und nicht als Apostel gepredigt haben.
Man kann diese Frage leicht lösen, wenn man den unterschied der Berufung der Apostel und der Propheten im Alten Testament beachtet. Letztere waren nicht berufen, allen Völkern zu predigen und zu prophezeien, sondern nur einigen besonderen, und deshalb brauchten sie für jedes einen besonderen ausdrücklichen Auftrag. Die Apostel wurden aber berufen, allen ohne Unterschied zu predigen und alle zum Glauben zu bekehren. Wohin sie daher auch gingen, so erfüllten sie Christi Befehl. Auch brauchte ihnen vorher das, was sie predigen sollten, nicht offenbart zu werden; denn sie waren die Schüler Christi, denen er gesagt hatte: »Wenn sie Euch überantworten werden, so seid nicht besorgt, wie und was Ihr sprechen sollt; es wird Euch zu dieser Stunde gegeben werden, was Ihr sprechen werdet« u.s.w. (Matth. X. 19, 20). Deshalb haben die Apostel nur das in Folge besonderer Offenbarung empfangen, was sie laut predigten und zugleich durch Zeichen bekräftigten (man sehe das[170] im Anfang des zweiten Kapitels Gesagte); was sie aber einfach, ohne Benutzung von Zeichen zur Bestätigung schriftlich oder mündlich lehrten, das haben sie aus ihrer natürlichen Erkenntniss gesprochen und geschrieben; man sehe hierüber 1. Korinth. XIV. 6. Auch stört es mich hierbei nicht, dass alle Briefe mit apostolischer Billigung anfangen; denn die Apostel haben nicht blos, wie ich gleich zeigen werde, die Kraft zum Prophezeien, sondern auch die Macht zum Lehren empfangen. In diesem Sinne räume ich ein, dass sie als Apostel ihre Briefe geschrieben haben, und deshalb hat Jeder mit seiner apostolischen Sendung begonnen. Vielleicht haben sie auch, um den Sinn der Leser leichter für sich einzunehmen und ihre Aufmerksamkeit zu erwecken, vor Allen bezeugen wollen, dass sie Diejenigen seien, die allen Gläubigen aus ihren Predigten bekannt geworden und durch klare Zeichen bewiesen hätten, dass sie die wahre Religion und den Weg des Heils lehrten. Denn Alles, was diese Briefe über die Berufung der Apostel und den heiligen und göttlichen Geist, den sie hatten, sagen, bezieht sich auf ihre früheren Predigten, mit Ausnahme der Stellen, wo der heilige Geist und der Geist Gottes nur den gesunden, frommen und Gott gerechten Sinn bedeutet, wie ich im ersten Kapitel dargelegt habe.
So sagt z.B. Paulus 1. Korinth. VII. 40: »Selig ist sie, wenn sie so bleibt, nach meinem Ausspruch; ich glaube aber auch, dass Gottes Geist in mir ist.« Er versteht hier unter »Geist Gottes« seine eigene Seele, wie der Zusammenhang der Rede zeigt; denn er will sagen: »die Wittwe, welche nicht zum zweiten Mal heirathen will, halte ich selig nach meiner Meinung, der ich ledig zu bleiben beschlossen habe und mich selig halte.« Es findet sich mehr dergleichen, was indess hier anzuführen nicht nöthig ist.
Sind sonach die Briefe der Apostel nur von dem natürlichen Licht diktirt, so ist zu untersuchen, wie die Apostel aus der blossen natürlichen Erkenntniss Dinge lehren konnten, die nicht darunter fallen. Geht man indess auf das in Kap. 7 dieser Abhandlung über die Schriftauslegung Gesagte zurück, so verschwindet die Schwierigkeit. Denn Vieles in der Bibel übersteigt unseren Verstand; danach kann man sicher darüber sich auslassen,[171] sobald man nur keine anderen Grundlagen zulässt, als die in der Schrift selbst enthalten sind; also konnten die Apostel aus dem, was sie gehört, gesehen und durch Offenbarung empfangen hatten, Vieles folgern und abnehmen und den Menschen, wenn sie wollten, lehren. Ferner ist zwar die Religion, wie sie die Apostel predigten, indem sie die Geschichte Christi einfach erzählten, aus der blossen Vernunft nicht zu entnehmen; aber ihr wesentlicher Inhalt, der hauptsächlich aus sittlichen Regeln besteht, wie die ganze christliche Lehre, kann Jeder mit dem natürlichen Licht leicht erreichen. Endlich brauchten die Apostel keines übernatürlichen Lichts, um die Religion, die sie vorher durch Zeichen bekräftigt hatten, der allgemeinen Fassungskraft der Menschen so anzubequemen, dass sie von Jedem leicht im Geiste angenommen wurde; auch bedurften sie dessen nicht, um die Menschen darin zu erhalten, und dies ist die Absicht dieser Briefe; sie sollen die Menschen auf den Weg weisen und erhalten, den jeder Apostel für den besten zu ihrer Befestigung im Glauben errichtete. Hier gilt das früher von mir Gesagte, dass die Apostel nicht blos die Kraft empfangen hatten, die Geschichte Christi als Propheten zu predigen, d.h. mit Zeichen zu bekräftigen, sondern auch die Berechtigung zu lehren und auf dem Weg zu erhalten, den sie für den besten erachteten. Beide Gaben bezeichnet Paulus 1. Timoth. I. 11 deutlich in den Worten: »Vermöge dessen ich geordnet bin zum Verkünder und Apostel und Lehrer der Völker,« und daselbst II. 7: »Dessen Verkünder und Apostel ich verordnet bin (ich sage durch Christum die Wahrheit, und lüge nicht), ein Lehrer der Völker mit Glauben (NB.) und Wahrheit.« Hier, sage ich, nennt er deutlich beide Berufungen, zum Apostelamt und zum Lehramt. Dagegen spricht er von der Macht zu lehren Jedermann und jederzeit im Briefe an Philem. 8 mit den Worten: »Obgleich ich in Christo viel Freiheit habe, Dich zu dem anzuweisen, was sich gehört, so doch« u.s.w. Hätte Paulus das, was dem Philemon zu lehren war, als Prophet von Gott empfangen, so musste er es auch als Prophet lehren, und es hätte ihm nicht freigestanden, Gottes Anweisung in Bitten zu verwandeln. Er spricht deshalb offenbar von der Freiheit der Ermahnung, die ihm als Lehrer, aber nicht als Prophet zustand.[172]
Indess folgt daraus noch nicht sicher, dass die Apostel den Weg der Belehrung nach ihrem eigenen Ermessen hätten wählen können, sondern nur, dass sie vermöge des apostolischen Amtes nicht blos Propheten, sondern auch Lehrer gewesen sind, wenn man nicht die Vernunft zu Hülfe nimmt, welche deutlich sagt, dass, wer das Recht zu lehren hat, auch das Recht habe, den Weg dazu nach seinem Ermessen zu wählen.
Doch ist es besser, die ganze Frage nur aus der Bibel zu beantworten. Aus ihr erhellt nämlich, dass jeder Apostel seinen eigenen Weg erwählt hat, nämlich aus Pauli Worten, Röm. XV. 20: »Ich sorgte eifrig, dass ich predigte, nicht wo der Name Christi angerufen wurde, damit ich nicht auf einer fremden Grundlage baue.« Hätten alle Apostel denselben Weg der Belehrung eingehalten und alle auf denselben Grundlagen die christliche Religion erbaut, so konnte Paulus die Grundlagen eines anderen Apostels nicht mit Recht »fremde« nennen; denn es waren dann auch seine eigenen. Da er also sie fremde nennt, so muss jeder Apostel die Religion auf einem besonderen Grunde aufgerichtet haben, und den Aposteln ist bei ihrem Lehramte dasselbe wie anderen Lehrern widerfahren, die eine besondere Lehrweise haben, nämlich, dass sie lieber die ganz ungebildeten belehren, welche die Sprachen und Wissenschaften, selbst einschliesslich der mathematischen, wo doch kein Zweifel ist, von Niemand anders zu lernen angefangen haben.
Geht man weiter ihre Briefe mit Aufmerksamkeit durch, so ergiebt sich, dass die Apostel zwar in der Religion übereinstimmen, in den Grundlagen aber sehr von einander abweichen. Paulus lehrte, um die Menschen in der Religion zu befestigen und ihnen zu zeigen, dass das Heil nur von Gottes Gnade abhänge, dass Niemand sich seiner Werke, sondern nur seines Glaubens rühmen könne, und dass Niemand durch sein Wirken gerechtfertigt werde (Röm. III. 27, 28), also die ganze Lehre von der Vorherbestimmung; Jacobus lehrte dagegen in seinem Briefe, dass der Mensch durch seine Werke gerechtfertigt werde und nicht durch den Glauben allein (Brief des Jacobus II. 24), und er fasst die ganze Religionslehre, mit Beseitigung aller jener Streitpunkte des Paulus, in wenige Regeln zusammen.[173]
Endlich sind unzweifelhaft aus dem Unterschied dieser Grundlagen, auf denen die Apostel die Religion aufbauten, viele Streitigkeiten und Trennungen entstanden, von denen die Kirche schon von der Apostel Zeit ab fortwährend gelitten hat und sicherlich in Ewigkeit leiden wird, bis Religion von den philosophischen Spekulationen gesondert und auf die wenigen und einfachen Lehren zurückgeführt wird, die Christus den Seinigen gegeben hat. Die Apostel konnten dies nicht, weil das Evangelium den Menschen unbekannt war; sollte daher die Neuheit ihrer Lehre deren Ohren nicht zu sehr verletzen, so mussten sie dieselbe nach Möglichkeit den Meinungen jener Zeit anpassen (1. Korinth. IX. 19, 20 u. f.) und auf den damals bekannten und anerkannten Grundlagen aufbauen. Deshalb hat kein Apostel so viel philosophirt als Paulus, der berufen war, den Heiden zu predigen. Die Anderen hatten den Juden zu predigen, welche die Philosophie verachteten, und sie bequemten sich deshalb deren Ansichten (Galat. II. 18 u. f.) und lehrten die Religion ohne philosophische Betrachtungen. Auch unser Zeitalter wäre fürwahr glücklich, wenn man es frei von allem Aberglauben erblicken könnte.
Buchempfehlung
Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«
74 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro