Achsbelastung

[83] Achsbelastung (wight per axle; charge de l'essieu; carico della sala) oder Achsdruck ist der durch irgend eine Gewichteinheit (Kilogramm, Tonne oder engl. Pfund) gegebene Druck, den ein unter einem Eisenbahnfahrzeuge eingebundenes Räderpaar im Stillstande auf die Schienen ausübt.

An Stelle des Ausdruckes A. (Achsdruck) wird auch das Wort Radbelastung oder Raddruck angewendet, was dem Zahlenwerte nach die Hälfte der A. oder des Achsdruckes angibt.

Mit Rücksicht auf die Sicherheit darf die A. nur jene Höhe erreichen, die mit der Widerstandsfähigkeit von Oberbau und Brücken in Einklang ist.

Zur informativen Beurteilung des für einen gegebenen Oberbau zulässigen höchsten Raddruckes (halber Achsdruck) genügt die empirische Formel: Raddruck in Tonnen gleich Schienengewicht in Kilogramm pro laufenden Meter, geteilt durch 5.

Da nach der Entwicklung des Eisenbahnwesens nicht auf allen Teilstrecken der großen Verwaltungen gleich starker Oberbau liegt, sind die von den Verwaltungen für ihr Netz herausgegebenen Tabellen über die auf den einzelnen Linien zulässigen größten Achsdrücke ein wichtiger Dienstbehelf für den Verkehr. Die diesbezüglichen Daten für alle dem Vereine deutscher Eisenbahnverwaltungen beigetretenen Bahnen sind enthalten im »Verzeichnis der auf den Vereinsbahnstrecken zulässigen größten festen Radstände und Raddrücke für Eisenbahnfahrzeuge«. Für die im internationalen Eisenbahnverkehr zugelassenen Wagen (technische Einheit im Eisenbahnwesen, Bern) gilt das Buch »Maximalradstand, Maximalraddruck und Lademaß der im internationalen Eisenbahnverkehr zugelassenen Wagen«.

Weitere Angaben über die Höhe des größten Raddruckes für die zum Übergange auf die Bahnen des VDEV. geeigneten Fahrzeuge enthalten die §§ 64 und 6 der »Technischen Vereinbarungen über den Bau und die Betriebseinrichtungen der Haupt- und Nebenbahnen«.

Wesentlich höhere Achsdrücke als in Österreich, 141/2 t, und auf einigen reichsdeutschen Bahnen, 16 bis 18 t, sind für Lokomotiven zulässig in Frankreich und Belgien 18 bis 19 t, in England 18 bis 20 t und in Amerika 20 bis 27 t.

Eine nicht unwesentliche Erhöhung erfährt bei Lokomotiven der ruhende Raddruck durch die Fliehkraft, die aus jenem Teil des Gegengewichtes resultiert, das zum teilweisen Ausgleich der hin- und hergehenden Massen vorgesehen wurde. Die Größe dieser Fliehkraft ist nach § 102 der »Technischen Vereinbarungen« mit 15% des ruhenden Raddruckes begrenzt.

Noch größere Werte als die periodisch, bei jeder Radumdrehung, auftretende Vermehrung und Verminderung des Raddruckes durch die Fliehkraft erreicht die Vermehrung oder Verminderung des Raddruckes, die bedingt ist durch die Schienenstöße und die unvermeidlichen lokalen Gleisunebenheiten. Diese Überlastungen und Entlastungen können 30–35% des ruhenden Raddruckes erreichen.

Gölsdorf.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 1. Berlin, Wien 1912, S. 83.
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