Borsig

[461] Borsig, 1. Johann, Karl, Friedrich, August, Begründer einer der bedeutendsten technischen Werkstätten Deutschlands, geboren 3. Juni 1804 zu Breslau als Sohn eines Poliers, gestorben 6. Juli 1854. B. wählte das Zimmerhandwerk zu seinem Beruf. Nach seiner Ausbildung im kgl. Gewerbeinstitut Breslau und mehrjähriger Betätigung in einer Berliner Maschinenbauanstalt, errichtete er 1837 selbst eine solche in Berlin, bei deren Eröffnung er etwa 50 Arbeiter beschäftigte. Den Lokomotivbau nahm er im Jahr 1841 auf. Seine erste in diesem Jahr für die Berlin-Anhalter Bahn gebaute Lokomotive, eine Nachbildung der bekannten ältesten Norrisbauart, jedoch mit einer Laufachse hinter der Feuerbüchse, entsprach so sehr, daß er seinen Betrieb rasch vergrößern mußte. Schon im Jahr 1847 beschäftigte er 1200 Arbeiter.

Der starke Verbrauch an Schmiedeeisen, das nur von den besten Eisenwerken Englands bezogen werden konnte, bestimmte B. zur Anlage eines eigenen Eisenwerks (Moabit) in größtem Maßstab, dessen Betrieb 1850 begonnen wurde.

2. Albert B., Geheimer Kommerzienrat, geboren 7. März 1829, leitete nach dem Tod des vorigen, seines Vaters, dessen Unternehmungen weiter.

Er erhöhte die Leistungsfähigkeit der Lokomotivbauanstalt 1856–1858 auf jährlich 150–160, seit 1870 auf 250 Maschinen. 1846 hatte die Anstalt die 100., 1854 die 500. und im Frühjahr 1873 die 3000. Lokomotive abgeliefert. Zu dieser Zeit beschäftigte B. in der Lokomotivbauanstalt 1800 und insgesamt 6300 Mann. Albert B. starb am 10. April 1878 in Berlin. Mit der Weiterführung der großen Betriebe war nach den testamentarischen Verfügungen bis zur Großjährigkeit der drei Söhne ein Kuratorium betraut. Dieses Kuratorium erließ im Jahr 1886 anläßlich des scharfen Wettbewerbs im Lokomotivbau an alle Bahnen und Interessenten ein Zirkular, in dem der Entschluß, den Bau von Vollbahnlokomotiven aufzugeben, bekanntgemacht wurde. Trotzdem bestellten manche Bahnen – auch im Ausland – weiter bei B. Lokomotiven, unter Hinweis auf die Erstklassigkeit der Erzeugnisse, so daß diese Krise langsam überwunden wurde.

3. Ernst B. (Sohn des Albert B.) verlegte die Lokomotivfabrik nach Tegel und gestaltete sie so aus, daß nach Fertigstellung dieser modernst eingerichteten Neuanlage der Lokomotivbau wieder ein Hauptfabrikationszweig des Hauses B. wurde. Seit Gründung des Unternehmens sind bis Ende 1910 mehr als 7500 Lokomotiven aus den Borsigschen Werken hervorgegangen.

Gölsdorf.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 2. Berlin, Wien 1912, S. 461.
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