Bosrucktunnel

[468] Bosrucktunnel, im Zuge der Pyhrnbahn (Klaus-Steyerling-Selztal) der österreichischen Staatsbahnen, unterfährt den Gipfel des großen Bosruck (Grenze zwischen Oberösterreich und Steiermark), ist 4766 m lang und eingleisig. Vom Scheitelpunkt (727 m ü. M.) fällt er mit[468] 3 und 6 nach dem Nordeingange (719 m ü. M.), und mit 4 und 13 nach dem Südeingange (696 m).

Das durchfahrene Gebirge besteht aus Gosauschichten, Werfnerschichten und Haselgebirge mit Anhydrit, dolomitischen Kalken, Mergeln, auch Gips und Quarzitschiefer.

Die Kalkzonen führten viel Wasser; es kamen Wassereinbrüche von 800 und 1000 Sek./l vor. Die Bauarbeiten wurden nicht nur durch die Wassereinbrüche, sondern auch durch die aus dem Haselgebirge unerwartet kommenden Ausströmungen von Methan- und Kohlenwasserstoffgasen ganz beträchtlich erschwert und verteuert.

Infolge plötzlicher Gasausströmungen fanden im Mai 1905 16 Arbeiter den Tod im Tunnel.

Die Stollen wurden von Hand, größtenteils aber durch Maschinen gebohrt. Es kamen hierbei Luftdruckstoßbohrmaschinen (Bauarten Gatti, Hoffmann, Währwolf und Ingersoll) zur Verwendung. Für den Antrieb der Kompressoren dienten anfänglich Wasserkraft-, dann Dampfmaschinen.

Der Bau wurde mit dem Sohlstollen begonnen und hierauf teilweise die belgische, teilweise die englisch-österreichische Bauweise angewendet.

Die Arbeiten haben am 1. und 22. Juli 1901 begonnen, der Durchschlag des Sohlstollens erfolgte am 22. November 1905 und die Tunnelvollendung Ende Juni 1906, so daß die Bauzeit infolge der namhaften Schwierigkeiten 5 Jahre betrug; dies kommt auch in den Kosten zum Ausdruck, denn 1 lf. m fertiger eingleisiger Tunnel kostete 1980 K.

Literatur: Heine, Die maschinelle Bohrung im Bosrucktunnel. Österr.Wochenschrift f. den öffentl. Baudienst. 1906, H. 35. – Hannack, Tunnelbau. Aus »Geschichte der Eisenbahnen Österreichs«. Wien 1909.

Dolezalek.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 2. Berlin, Wien 1912, S. 468-469.
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