Cochemtunnel

[207] Cochemtunnel, Kaiser-Wilhelm-Tunnel genannt, an der Moselbahn, mit 4205 m Länge, der längste 2gleisige Tunnel der preußischen Staatsbahnen. Er durchschneidet in gerader Linie den Cochemer Krampen, einen Gebirgsrücken, der von der Mosel in einer etwa 2200 m langen Windung umflossen wird, wodurch eine wesentliche Abkürzung der Moselbahn, die im übrigen der Hauptsache nach dem Moseltale folgt, erreicht wird.

Das durchfahrene Gebirge gehört dem rheinischen Schiefergebirge an und besteht zumeist aus Tonschiefer, Kieselschiefer, Grauwackenschiefer, Grauwacke in geschlossenen Bänken, Quarziten und reinen Quarzgängen.

Die Neigungsverhältnisse sind aus beistehendem Längenschnitte (Abb. 153) zu ersehen.

Damit mit den Stollenarbeiten von Hand vor Fertigstellung der maschinellen Einrichtungen an mehreren Stellen gleichzeitig begonnen und die Bauzeit gekürzt werden konnte, wurden an der Nordseite bei Cochem im Abstände von 217 m und 490 m vom Munde 2 Schächte von 18∙4 m und 33 m Tiefe abgeteuft; auch an der Südseite bei Eller wurde ein 19 m tiefer Schacht hergestellt. Der Tunnelausbruch wurde mit einem Sohlstollen von 3∙5 m Breite und 3 m Höhe, also 10∙5 m2 Querschnitt begonnen. Im festen Gebirge wurden die Löcher anfänglich von Hand und nach Fertigstellung der Einrichtungen mit 6 Ferrouxmaschinen auf einem Bohrwagen hergestellt. Als Sprengmittel diente Dynamit. Die Kompressoren wurden durch Dampfmaschinen angetrieben.

Die Förderung im Tunnel erfolgte auf einem vollspurigen Gleis mit großen Förderwagen, was sich nicht als zweckmäßig herausstellte.

Dem Ausbruch des Sohlstollens folgte der des Firststollens und sodann der Vollausbruch. Die Zimmerung wurde in den wenig drückenden Strecken mit Langträgern und einer Mittelschwelle, in den Druckstrecken auch als Sparrenzimmerung, mit Längsverpfählung und mit Benutzung von Hilfslangträgern ausgeführt. Die Widerlager wurden in unbearbeiteten Bruchsteinen, die Gewölbe in bearbeiteten Bruchsteinen in Trassmörtel hergestellt. Nur in sehr nassen Strecken wurde Zementmörtel verwendet.

Die Bauarbeiten sind auf der Südseite im Mai, auf der Nordseite im Juli 1874 begonnen worden. Der Stollendurchschlag erfolgte am 4. Mai 1877, die Bauvollendung am 22. Dezember 1877, so daß eine Bauzeit von 32/3 Jahren erforderlich war. Die Baukosten des 2gleisigen Tunnels betrugen 2100 M./m.

Literatur: Lengeling, Der Cochemtunnel. Dt. Bauztg. 1876, – Ztschr. für Bw. 1886.

Dolezalek.

Abb. 153.
Abb. 153.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 207.
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