Eisenbahnbaugesellschaften

[39] Eisenbahnbaugesellschaften (railway construction companies; sociétés d'entreprise de construction des chemins de fer; compagnie di imprese ferroviarie), Handelsgesellschaften zur Übernahme von Eisenbahnbauten, für fremde oder auch für eigene Rechnung. Sie wurden zur Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs zahlreich gegründet, hatten aber, mit wenigen Ausnahmen, nur kurzen Bestand.

In Deutschland wurden u.a. anfangs der Siebzigerjahre gegründet: die deutsche Eisenbahnbaugesellschaft in Berlin (Aktienkapital 18,416.400 M.), die sich insbesondere an den Vorarbeiten für die Berliner Stadtbahn beteiligte und i. J. 1882 in Konkurs geriet (s. Berliner Stadtbahn), die deutsche Reichs- und Kontinental-Eisenbahnbaugesellschaft, die sächsische Eisenbahnbaugesellschaft (liquidierte i. J. 1875), die Baugesellschaft für Eisenbahnunternehmungen, Kommanditgesellschaft auf Aktien F. Pleßner & Cie. (Aktien wertlos geworden), die internationale Bau- und Eisenbahnbaugesellschaft (3∙15 Mill. Prioritätsaktien, 33 Mill. Stammaktien), die Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft Vering u. Waechter in Berlin u.s.w.

In Österreich wurde i. J. 1872 in der Gründungszeit die österreichische Eisenbahnbaugesellschaft begründet, die sich i. J. 1878 auflöste.

In Belgien wurde i. J. 1873 die Société anonyme pour la construction des chemins de fer gegründet, die bis 1877 bestand.

Der Mißerfolg der meisten E. in jener Zeit dürfte darauf zurückzuführen sein, daß sie sich häufig in gewagte Pauschgeschäfte einließen und besonders in der Zeit des wirtschaftlichen Rückschlages kein genügendes Feld für eine ergiebige Tätigkeit fanden. Für längere Zeit hätte wohl nur die allmähliche Ausführung eines umfassenden Eisenbahnbauplanes (s.d.) eine solide dauernde Tätigkeit ermöglicht.

In neuerer Zeit ist der Name E. auch in einzelnen Fällen gewählt worden, um die Vereinigung mehrerer sonst selbständiger Bauunternehmungen zu bezeichnen, die sich lediglich zur Durchführung eines bestimmten großen Baugeschäftes für einige Zeit zusammengeschlossen haben.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 4. Berlin, Wien 1913, S. 39.
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