[411] Evans, hervorragender amerikanischer Mechaniker, geb. 1755, gest. 15. März 1811, war unzweifelhaft der erste der einen für eine Schienenbahn bestimmten Dampfwagen zur Ausführung brachte. Bereits 1784 faßte er die Idee der Verwendung einer Hochdruckdampfmaschine als bewegende Kraft auf Straßen und Schienenwegen. 1785 suchte E. bei der Legislatur von Pennsylvanien um ein Patent auf einen Wagen an, den er mittels einer Maschine betreiben wollte, die durch Wasserdampf von 10 Atmosphären Druck bewegt werden sollte.
Seine Idee wurde für eine Chimäre erklärt und das Patent abgeschlagen. 1797 kam er nochmals, und zwar diesmal bei der Regierung von Maryland um ein Patent für einen Dampfwagen ein. Sein Gesuch wurde bewilligt. Er fand aber niemanden, der die Mittel zur Ausführung seines Projekts herrgegeben hätte. Er begann deshalb 1799 selbst den Bau der Lokomotive, die auf einer besonders zu diesem Zweck angelegten Eisenbahn versucht werden sollte. Nach vielen Unterbrechungen wurde endlich 1801 die erste Lokomotive, die den Namen »Oructer Amphibolos« führte, vollendet. Im Winter 1803 bis 1804 wurde sie nach mehrfachen Verbesserungen im Angesicht von vielen tausend Zuschauern durch die Straßen von Philadelphia bis an den Schuylkillfluß erprobt. Leider fehlten E. die Mittel, um, wie er es beabsichtigt hatte, einen Schienenweg anzulegen. Dies war wohl der Grund, daß alle seine Bestrebungen in Amerika fruchtlos blieben. Aus dem Jahr 1809 stammt seine denkwürdige Prophezeiung, die er in einem Schriftchen veröffentlichte: »Die jetzige Generation will sich mit Kanälen begnügen, die nächste wird Eisenbahnen und Pferde vorziehen, aber ihre mehr aufgeklärten Nachkommen werden meinen Dampfwagen als die größte Vollkommenheit des Transports anwenden.«
Literatur: Hermann Köhler in der Übersetzung von Woods praktischem Handbuch der Eisenbahnkunde, Braunschweig 1839. Rühlmann, Allgemeine Maschinenlehre, Bd. I, Leipzig 1876. Heusinger, Handbuch für spezielle Eisenbahntechnik, Bd. III, Leipzig 1882.