Induktionsströme

[268] Induktionsströme, elektrische Ströme, die nicht aus galvanischen Batterien erzeugt, sondern durch Fernwirkung, von stromdurch-flossenen Leitern oder von Magneten auf benachbarte stromlose geschlossene Leiter in letzteren erregt werden. Die stromerregende Wirkung tritt ein im Augenblick des Entstehens und Verschwindens und bei jeder Veränderung des Stromes im erregenden Leiter, bei jeder Annäherung oder Entfernung eines der beiden Leiter gegen den andern, sowie bei Bewegung des in Ruhe stromlosen Leiters in einem magnetischen Kraftlinienfelde, d.i. im Wirkungsbereich eines Magneten, oder beim Entstehen, Verschwinden und Wechseln des Magnetismus im Eisenkern des in Ruhe stromlosen Leiters. Die stromerregende Wirkung ist umso stärker, je geringer der Abstand des Leiters, in dem die Ströme erregt werden sollen, von dem erregenden Leiter oder dem Magnetpol ist, je schneller das Entstehen und Verschwinden und die Veränderungen des Stromes im erregenden Leiter erfolgen, je schneller der stromlose Leiter im magnetischen Felde bewegt wird und je schneller der[268] Magnetismus im Eisenkern des Leiters entsteht, verschwindet oder wechselt; sie wächst mit der Stärke des erregenden Stromes, mit der Windungszahl des Leiters, in dem die Ströme erregt werden sollen und mit der Stärke des magnetischen Feldes.

Die I. haben wechselnde Richtung (Wechselströme).

In den elektrischen Betriebseinrichtungen der Eisenbahnen kommen I. zur Verwendung beim Fernsprechen, beim Fernsprechanruf, bei der Auslösung der Signalläutewerke, bei Betätigung der Blockeinrichtungen (s.d.), bei der Erzeugung der Funkenstrecke in der Funkentelegraphie (s.d.) und in den elektrischen Beleuchtungs- und Kraftanlagen.

Die I. kommen nicht für alle Zwecke als Wechselströme zur Verwendung, sie werden für gewisse Zwecke durch Kommutatoren (Stromwender) gleichgerichtet.

Zu den I. ist auch der im Stromleiter selbst beim Entstehen des Stromes auftretende Gegenstrom und der beim Verschwinden des Stromes auftretende Extrastrom zu rechnen; diese haben aber für die Praxis keine Bedeutung und können hier unerörtert bleiben.

Fink.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 6. Berlin, Wien 1914, S. 268-269.
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