[318] Kalkwagen, Kalksteinwagen (lime wagon; wagon pour chaux; carro per calci), Wagen zur Versendung von Kalk in loser Schüttung.
Die K. werden als Kastenwagen mit geringer Bauhöhe ausgeführt.
Zur Beladung und Entladung des Kalkes werden außer den Seitenwandöffnungen noch Dachöffnungen vorgesehen. Die Dachöffnungen werden durch aufklappbare, abrollbare oder abnehmbare Deckenstücke verschlossen.
Der Kalk muß vor Feuchtigkeit und vor hoher Sonnenwärme geschützt werden; durch[318] erstere wird er gelöscht und zerfällt in Pulver, durch letztere zerrollt er und wird minderwertig.
Die Verschlüsse und Fugen der Türen und Deckenstücke müssen möglichst gegen Eindringen von Regenwasser oder Schnee geschützt sein.
Die Dächer der K. werden entweder sattelartig oder kreisbogenförmig ausgeführt; bei ersterer Art mit entsprechender Neigung der Dachflächen läuft das Regenwasser besser und rascher ab.
Die Stirnwandtüren sollen im Lichten so breit sein, daß Schiebekarren in den K. einfahren können.
Die Ladung, insbesondere für Stückkalk, darf nicht zu hoch sein, da bei hoher Schichtung die unteren Lagen zerdrückt werden. Die Bodenfläche ist daher so groß zu wählen, daß die Ladehöhe 8001000 mm nicht überschreitet. 1 m3 wiegt in loser Schüttung etwa 9001000 kg (nur wenige Sorten sind bis 1250 kg schwer). Es würde demnach ein Laderaum von 11∙7, 14∙0 und 17∙5 m3 für ein Ladegewicht von 10.000, bzw. 12.000 und 15.000 kg genügen. Der Laderaum der K. wird jedoch meist größer bemessen, um in solchen Wagen auch spezifisch leichtere Materialien, Kohle u. dgl. zweckmäßig verladen zu können, und um bei Kalkverladung zwischen Ladung und Decke eine gegen Erwärmung schützende Luftschicht zu gewinnen. Es empfiehlt sich demnach, die Laderäume der K. für die vorangeführten Ladegewichte mit 14, bzw. 17 und 21 m3 herzustellen.
Die Kasten der K. werden zweckmäßig ganz aus Eisen oder mit eisernen Kastengerippen und Holzverschalung und eisernem Fußboden ausgeführt; der eiserne Fußboden erleichtert die Reinigung und durch die glatte Oberfläche die Beladung und Entladung.
Der in den Kasten der K. zurückbleibende Kalkstaub wird durch Feuchtigkeit gelöscht und zerstört die Holzteile, weshalb insbesondere Holzverzapfungen und solche Holzteile vermieden werden sollen, die bei der Reinigung schwer zugänglich sind.
In Abb. 177 ist ein K. der preußischen StB. dargestellt.
Der Wagen besitzt eisernes Untergestell, eisernes Kastengerippe, Blechwandverschalung und hölzernen Fußboden. An jeder Langseite ist eine doppelflügelige Tür vorhanden.
Die Stirnwände sind dreieckförmig überhöht und in der Mitte mit einem -Eisen als Firstträger verbunden. An den Firstträgern sind beiderseits je drei eiserne Dachklappen (mit 3 mm starker Blechverschalung) mittels Scharniere befestigt. Die Verschalung der Deckenstücke reicht unter den senkrechten -Eisenschenkel, wodurch die Längsfugen gegen Eindringen von Regenwasser geschützt werden (Abb. 178).
An den Seitenwänden liegen die Deckenstücke mit einer Holzschwelle auf -Eisen auf, die an dem oberen Rand der Seitenverschalung angenietet sind; ein Winkeleisen übergreift als Wassernase die Holzschwelle (Abb. 179).[319]
Die zum Firstbaum in senkrechter Richtung verlaufenden Fugen der Dachklappen werden in folgender Weise abgedichtet:
An beiden Endklappen sind auf der der Wagenmitte zugekehrten Seite rinnenförmig ausgebildete Flacheisen angenietet, in die sich die Randwinkeleisen der Mittelklappe legen; auf der der Wagenstirnwand zugekehrten Seite sind Winkeleisen angenietet, die in der Verschlußlage die Randwinkeleisen der schrägen Dachwand umgreifen (Abb. 180).
Um die seitlichen Deckklappen öffnen zu können, müssen bei dieser Anordnung zuerst die mittleren Klappen gehoben werden. Zur Sicherung der Deckenstücke im geöffneten Zustand dienen die an den Klappenstücken angenieteten Böcke aus Flacheisen, die sich auf den Firstträger auflegen, sowie die wechselseitig an den gegenüberliegenden Deckenstücken angeordneten Haken und Ringe.
In Ermangelung besonderer K. werden auch gewöhnliche gedeckte Güterwagen für Kalkversendung in loser Schüttung verwendet. Bei Benutzung solcher Wagen werden die Kalkstücke entweder zu beiden Seiten der Schubtüröffnungen gehäuft oder der Kalk wird über die ganze Bodenfläche ausgebreitet, wobei die Türöffnungen innen mit Vorsatzbrettern abgeschlossen werden.
Für Wagen mit f m2 Bodenfläche und L Tonnen Ladegewicht haben die Vorsatzbretter eine Hohe von etwa 10 L/9 f bis L/f m zu erhalten.
Die Verladung von Stückkalk in gewöhnlichen Kastenwagen wird von den Kalkgewerken gern geübt, weil die Verladung ziemlich bequem ist und solche Wagen leichter zur Verfügung stehen. Diese Wagen sind jedoch schwer zu reinigen; auch leiden die Holzteile durch den zurückbleibenden Kalkstaub.
An Stelle eigentlicher K. verwendet man zweckmäßig alte Kastenwagen und gibt ihnen eine entsprechende Bezeichnung.
Kalk in gemahlenem Zustand wird in Säcken in gedeckten Güterwagen befördert.
Schützenhofer jun.
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