Spurkranzschmierung

[128] Spurkranzschmierung (flange lubrication; graissage du boudin; lubrificazione del' orletto) bei den führenden Rädern von Lokomotiven findet auf Bahnen mit häufigen und scharfen Gleiskrümmungen vorteilhafte Anwendung zur Verminderung der Reibung, die bei der Fahrt in Gleisbogen durch das Anlaufen des vorderen Außenrades an die äußere Schiene hervorgerufen wird. Diese Reibung hat eine rasche Abnutzung der Spurkränze (Scharflaufen) sowie eine Steigerung des Zugwiderstands zur Folge und wirkt namentlich dann nachteilig, wenn das vordere (führende) Rad gleichzeitig Kuppelrad ist.

Eine sehr einfache und dabei gut entsprechende Schmiervorrichtung (Abb. 136 a u. b) besteht aus einem Filzstück, das in eine längliche Blechhülse von rechteckigem Querschnitt (Abb. 136 b) fest eingesteckt ist, u.zw. derart, daß der Filz an dem einen Ende der Hülse etwas über diese vorsteht. Mit diesem Ende nach abwärts gerichtet, wird die Hülse (Schmierpatrone) in eine weitere Führungshülse eingesteckt, die in schräger Stellung so an der Lokomotive angebracht ist, daß die Schmierpatrone mit dem vorstehenden Filzteil durch ihr eigenes Gewicht gegen die Hohlkehle des zu schmierenden Radreifens drückt.

In dem Raum ober dem Filz wird Öl (meist Abtropföl von Lagern) eingegossen.

Diese Führungshülse ist in einem Hälter drehbar gelagert, der mit dem Federbund fest verschraubt ist. Rad, Schmierpatrone und Federbund bleiben daher stets in gegenseitig gleicher Entfernung, so daß die Schmierpatrone nicht weggeschleudert werden kann.

Die S. wurde zum ersten Male von Fischer v. Rößlerstamm bei der ehemaligen österreichischen Kaiserin Elisabeth-Bahn (Patent aus dem Jahre 1873) ausgeführt. Bei dieser ersten Ausführung gelangten Schmierpatronen aus billigem Hartfett zur Anwendung. Umständlicher ist die S. mit besonderen Ölbehältern, wie sie an französischen Lokomotiven vielfach vor kommt (Abb. 137). Apparate zur S. werden seit einigen Jahren auch auf amerikanischen Bahnen, als eine wertvolle Neuerung bezeichnet, oft verwendet (Näheres s. Heusinger, Hb. f. spez. E.-T. Bd. III, Leipzig 1882).

Gölsdorf †.

Abb. 136 a.
Abb. 136 a.
Abb. 136 b.
Abb. 136 b.
Abb. 137.
Abb. 137.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 9. Berlin, Wien 1921, S. 128.
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