Tößtalbahn

[332] Tößtalbahn (Schweiz). Sie verdankt ihre Entstehung der Anregung und dem Opfersinn der fast ausschließlich auf die Industrie angewiesenen Gemeinden des Tößtals und der als Ausgangspunkt der Linie mitinteressierten Stadt Winterthur.

Ursprünglich Teil einer von Waldshut nach dem oberen Zürichsee geplanten Transitlinie, wurde schließlich das Stück von Winterthur bis Bauma als selbständige Unternehmung verwirklicht. Als 1870–1875 der Bau einer Verbindungslinie von Rappersweil nach Pfäffikon begonnen und auch von Rüti gegen Wald eine Bahnlinie hergestellt wurde, gaben die Interessenten der zwischen Bauma und Wald gelegenen Ortschaften die Anregung zur Erstellung des zweiten Teiles der T., des kurzen Zwischenstücks Bauma-Wald, und es gelang mit Aufbietung aller Kräfte von Gemeinden und Privaten, die nötigen Mittel zu beschaffen.

So konnte 1874 auch mit dem Bau dieser Strecke begonnen werden, während die Linie Winterthur-Bauma schon 1872 in Angriff genommen worden war. Die Teilstrecke Winterthur-Bauma wurde 1875, die ganze Strecke 1876 eröffnet.

Die T. verläßt den Bahnhof Winterthur in östlicher Richtung, läuft mit den nach Konstanz, Romanshorn und St. Gallen ausgehenden Linien auf etwa 2 km parallel und erreicht bei km 2∙5 ihre erste eigene Station Grüze.

Von hier zieht sich die Linie in südöstlicher Richtung gegen das Dorf Seen und erreicht bei Sennhof das eigentliche Tößtal. Bei der Ortschaft Steg verläßt sie das Tößtal, um sich wieder in südlicher Richtung gegen Wald, ihre Endstation, hinzuziehen.

Die Betriebslänge ist 40 km, die Höchststeigung 30, der kleinste Bogenhalbmesser 215 m. Die gesamten Baukosten haben Ende 1915 8,422.010 Fr., auf 1 km 214.990 Fr. betragen. Die Gesamteinnahmen erreichten im Jahre 1913 629.836 Fr., auf 1 km 15.746 Fr., die Gesamt ausgaben 551.543 Fr., auf 1 km 13.789 Fr. Mit dem Bundesrat wurde am 29. September/12. Oktober 1917 ein Vertrag betreffend Verstaatlichung zum Preis von 21/2 Mill. Fr. und Entschädigung der vorhandenen Vorräte und Ersatzstücke abgeschlossen. Die ständerätliche Kommission für den freihändigen Rückkauf der T. und der Wald-Rüti-Bahn beschloß einstimmig das Eintreten auf die Vorlage. Mit 1. Oktober 1918 ist die T. in den Besitz der S.B.B. übergangen.

Dietler.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 9. Berlin, Wien 1921, S. 332.
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