[29] Barth, Johann August. Als Sohn eines Schloßverwalters am 1. 8. 1765 zu Königswarthe unweit Bautzen geboren, kam B. nach dem Besuch einer Bautzener Privatschule als Lehrling in ein[29] Kottbuser Handelshaus, daß er aber wegen schlechter Behandlung nach 11/2 Jahren wieder verließ. Seine Neigung wandte sich dem Buchdruckerberuf zu und so trat er 1782 als Lehrling in die Buchdruckerei der Witwe Scholz-Bautzen. Als Geselle kam er auf seinen Wanderungen 1787 in die Graßsche Offizin nach Breslau, wurde hier Faktor, blieb aber nur 2 Jahre. 1787 finden wir ihn in Kopenhagen, 1792 in London, wo er seine typographischen Kenntnisse mit Unterstützung des Schlesiers Heidinger, der in London eine Druckerei nebst Buchhandlung besaß, erweiterte. 1794 verließ er England, brachte in Wismar eine Druckerei in Ordnung und verschaffte sich bei Hendel in Halle deutliche Begriffe im Notendruck. Schon entschlossen, in Guben eine eigene Offizin zu gründen, empfing er 1797 zum 2. Male den Ruf als Faktor der Graßschen Buchdruckerei in Breslau. Die Buchdruckerei war nach Dr. Graßs Tode in äußersten Verfall geraten; Barth, der bereits nach 1 Jahre Kompagnon geworden, kaufte nach einem weiteren Jahre das ganze Geschäft und gab ihm nun eine mächtige Ausdehnung, indem er eine Verlagshandlung damit verband und weitere Zweige, Schriftgießerei, Notendruckerei und Steindruckerei hinzufügte.
1800 begann Barth mit der Herausgabe der Wochenschrift »Der Breslauische Erzähler«, für die er Fülleborn als Redakteur gewann. Weniger Glück brachte ihm die von Serapius redigierte »Schlesische Gewerbs- und Handelszeitung«. Bedeutende Erfolge dagegen brachten Barth seine Verbindung mit dem Professor am Elisabetan zu Breslau, Karl Adolf Menzel, der für seinen Verlag die bekannte »Geschichte der Deutschen«, 8 Bände 1815/23, sowie die »Neuere Geschichte der Deutschen von der Reformation bis zur Bundesakte 12 Bände 1826/48 (2. Aufl. 1854, 56), ferner die »topographische Chronik von Breslau« und nachmals die »Geschichte Schlesiens«, 3 Bände 1808/11, schrieb. Dabei hatte Barth die von ihm aus England mitgebrachte damals neue Idee des heftweisen Vertriebs angewandt, was den Absatz ganz bedeutend hob.
Barths übriger Verlag bestand meist aus Schulbüchern und der von Gräter in Schw.-Hall redigierten Altertumszeitung.
Mit voller Liebe war er seinem Fache zugethan. 1805 wollte er ein Archiv für Buchdrucker herausgeben, doch hinderten ihn an der Ausführung dieses Planes die eintretenden Kriegsjahre. 1813 bekundete er den Plan zur Beschaffung eines graphischen Friedensdenkmales, das er auch wirklich in der Form einer Polyglotte »Monumentum Pacis« 1816 zustande brachte. Es war ein[30] wirklich schönes und kunstvolles Werk, das als Denkmal deutschen graphischen Kunstfleißes noch jetzt mit Bewunderung erfüllt, namentlich hinsichtlich der für damalige Zeit prächtigen lithographischen Buntdrucke.
Als eifriger Patriot hat er an seinem Teile den Befreiungskampf unterstützt, er druckte den Dienstunterrichts-Katechismus für die gesamte Landwehr in einem Handbuche von 10 Bogen und gab davon 20000 Exemplare kostenfrei ab.
Barth starb am 9. 9. 1818, das Geschäft wurde von seinem Kompagnon und Schwiegersohne Carl Siegismund Zäschmar (geb. 1776, gest. 1842) für die Erben fortgeführt. Zäschmar gründete die jetzt im Verlage von Eduard Trewendt erscheinende Breslauer Zeitung. Inzwischen war der mündige Sohn Barths, Nikolaus Hermann Barth (geb. 1812, gest. 1862) in das Geschäft eingetreten und hatte es 1842 ganz übernommen. 1839 hatte die Firma Graß, Barth & Co. ein Sortimentsgeschäft eröffnet, 1842 in Oppeln ein Zweiggeschäft durch Ankauf der dortigen Buchhandlung von Eugen Baron. Diese Filiale ist 1854 an Wilhelm Clar übergegangen.
Hermann Barth hat den Verlagsbestand eifrig vermehrt, trotzdem ging das Geschäft infolge geschäftlicher Krisen zurück. 1850 verkaufte Barth den Verlag an seinen Neffen Carl Zäschmar, das Sortiment ging an J. F. Ziegler über. Die Buch- und Steindruckerei, sowie Schriftgießerei wurde an W. Friedrich verkauft, der noch gegenwärtig Inhaber der Firma Graß, Barth & Co. ist.
Quellen: K. A. Menzel, Joh. Aug. Barth, Breslau 1818 (vergl. auch den Artikel ⇒ Graß).
Brockhaus-1911: Barth [3] · Barth [4] · Barth · Barth [2]
Eisler-1912: Barth, P. · Barth, Paul
Herder-1854: Barth [3] · Barth [4] · Barth [1] · Barth [2]
Meyers-1905: Barth [2] · Barth [1]
Pagel-1901: Barth, Jean Baptiste · Barth, Adolf · Barth, Adolf · Barth, Arthur
Pataky-1898: Barth, M. · Barth, S.
Pierer-1857: Barth-Barthenheim · Barth [2] · Barth [1]
Schmidt-1902: Barth, Johann Ambrosius · Barth, Rudolf